Die Photographie ist eine Form der Sprache. Eine Bildersprache zwar, doch die wohl einzige Form der Kommunikation, die in jedem Land, jedem Kulturkreis unmittelbar und ohne Übersetzung verstanden werden kann. Dies macht sie einzigartig und besonders.


Die Realität meiner Photos ist das Ergebnis meiner Auffassung einer Situation.

Ich bewege mich allerdings in keinem vorgefassten Genre, sondern bestimme subtil und intuitiv meine Bildinhalte, die immer wieder durch Begegnungen eine innere Bewegtheit hervorrufen, die sich letzten Endes in der Bildentstehung verdichtet. Dabei bilde ich Formen meiner persönlichen Wahrnehmung ab. Ich verspüre kein Bedürfnis nach „Objektivierung“ meiner Arbeiten, da es immer meine Gefühle und Reflexionen sind, die über meine Bilder zum Ausdruck kommen. Selbstverständlich bin ich immer auf der Suche danach, ein für mich subjektiv perfektes Bild zu schaffen.


Nun kann die Photographie, diese einzigartige und besondere Form der Informationsvermittlung, intelligent eingesetzt, oder aber – ähnlich dem gesprochenen Wort – in bildnerischem Geschwafel verschwendet werden.


„Schlechte Photos sind das Ergebnis unscharfer Gedanken!“


Dieser Satz des Photographen Joachim Giesel beinhaltet eine kluge Formulierung der Tatsache, daß gute Photographie immer das Resultat sorgfältiger Reflexion ist.

Gute Bilder können dem Betrachter viel Wertvolles geben, beim Ansehen von schlechten Photos vergeudet man jedoch seine Zeit mit „visuellem Geschwätz“.

Photographie und die Erstellung von Bildern ist immer ein subjektiver Prozess, dem viele Entscheidungen und Bildsprachenfindungen vorausgehen. Gemäß dem individuell unterschiedlichen Bildverständnis, unterschiedlichen Vorstellungen, Gestaltungsprozessen und differierender Gefühlswelt zum jeweiligen Thema entstehen je nach Photograph völlig unterschiedliche Bildergebnisse. Viele Bilder existieren bereits lange in meinem Kopf, bevor sie von mir in der Realität gesehen und photographiert werden können. Manche dieser imaginierten Bilder sind bereits sehr konkret, andere sind eher schemenhaft vorhanden.


Heute steht die Photographie vor einem künstlerischen Dilemma: Neuste Kameratechniken und Möglichkeiten der digitalen Computerbearbeitung scheinen jedem Laien die Möglichkeit zu eröffnen, kunstvolle Photos zu produzieren; die Profi-Photographie ist in Gefahr, sich überflüssig zu machen.

Die Photos werden technisch immer perfekter, glänzendes Design und überbordende Fülle erscheinen wichtiger als Inhalte und persönliche Bildsprache.


Für mich steht die persönliche, unverwechselbare Idee zu einem Photo an erster Stelle, erst wenn ich ästhetische Reflexionen zu einem bestimmten Thema abgeschlossen habe, mache ich mich an die Gestaltung. Natürlich wird man seinen eigenen Ansprüchen nicht immer gerecht, aber man kann es sich zum Ziel machen.


Meine Impressionen und die damit verknüpften Überlegungen teile ich sehr gerne mit anderen. Und tatsächlich hat sich in meinem beruflichen Leben als Photojournalist genau jene Art der Präsentation als „tragend“ entwickelt, in der ich Emotion und Intellekt miteinander verbinden konnte. Wenn ich meine Gefühle und Überlegungen in bestimmte Photos übersetzen kann, die Schwingungen erzeugen, die wiederum andere Menschen erreichen, dann ist dies für mich erfüllend. Jenes Zusammenspiel von Photos, Emotionen und Reflexionen machen das Wesen meiner „live“ moderierten Multimediashows aus.