INFOS ZUR AUSSTELLUNG: https://www.model-kartei.de/events/36793/macht-religion-liebe/?s=32cfe6ddccaed7fdfb23802949cd3cdd

!Macht Religion Liebe?
Ja und nein! Wenn man die Liebe auf Nächstenliebe reduziert, präsentieren
sich alle drei monotheistischen Weltreligionen als große Befürworter. Wenn man
jedoch die Sexualität dazu nimmt, warten sie alle drei, wenn auch in
unterschiedlicher Intensität, mit einer ganzen Armada von Tabus, Verboten und
Strafen auf. Aber ist diese Frage in unserer liberalen Gesellschaft überhaupt noch
von Bedeutung? Ja. Denn wir erleben weltweit eine Rückkehr der Prüderie, einen
Aufmarsch nationalistischer, radikalreligiöser Kräfte. Der Ursprung davon, nicht der
Auslöser, zumindest in der Welt der monotheistischen Religionen, liegt in der Bibel.
Auf den ersten Seiten des Alten Testaments erfahren wir etwas über eine
„Sintflut“. Es liest sich wie die Geschichte einer Naturkatastrophe, bei der, bis auf
wenige Auserwählte, alle Menschen sterben. Diese Naturkatastrophe wird als Strafe
Gottes für die Sündhaftigkeit der Menschen verkauft. Wenn man den Text genauer
anschaut, entdeckt man, dass diese Sünde in nichts weiter bestand als in der Liebe,
im sexuellen Begehren und in der Toleranz unterschiedlicher Ethnien und Religionen
über ihre ethnischen, religiösen Grenzen hinaus. Toleranz wurde mit der Vernichtung
der gesamten Menschheit bestraft. Das, was wir heute pluralistische Gesellschaft
nennen, gab es schon im Altertum. Sobald sich größere Machtzentren bildeten, in
denen unterschiedliche Ethnien und Religionen in einer Gesellschaft zusammen
lebten, führte kein Weg an gegenseitiger Toleranz vorbei. Aus dieser Toleranz
entwickelten sich Verständnis, Respekt und Liebe, immer wieder angefeuert von
sexuellem Begehren. Das aber wurde im Alten Testament als „Hurerei mit fremden
Göttern“ bezeichnet und immer wieder mit Vernichtung, ja mit Völkermord bestraft.
Dieses kompromisslose Beharren auf ethnischer, religiöser, rassischer oder
nationaler Reinheit finden wir bis zum heutigen Tag: Beim IS, bei Neonazis, im Krieg
zwischen den Sunniten und Schiiten, in Myanmar im Kampf der Buddhisten gegen
die Moslems usw.
Uwe Frießner und Mario Lotzin haben sich auf eine Spurensuche in der Bibel
begeben. In dramatischen, erotischen Bildern zeigen sie, wie aus der Düsternis der
religiösen Orthodoxie immer wieder der Wille zu sexueller Selbstbestimmung bricht:
Die Geschichte der Menschheit beginnt in der Bibel mit einem Tabu, einem sexuellen
Tabu: Dem Verbot, vom Baum der „Erkenntnis“ zu essen, ein Begriff, der in der Bibel
immer wieder als Synonym für Geschlechtsverkehr benutzt wird. Es ist nicht Adam,
der gegen dieses Tabu rebelliert, sondern EVA, die grandioseste Figur der Bibel, die
mit ihrem Ungehorsam menschliches Leben erst möglich gemacht hat. Dafür wird
sie bestraft. Nicht mit dem Tod, sondern mit der Unterwerfung unter ihren Mann,
Adam, dem kleinmütigen Feigling. Diese widersinnige Unterwerfung prägt das
menschliche Leben bis zum heutigen Tag, wenn auch, je nach Land, mit
unterschiedlicher Gewichtung.
Gott setzt auf physische Stärke und zwielichtige Charaktere, die ihm die
Durchsetzung seiner Macht garantieren, wie Kain, den Mörder, den niemand für
seinen Brudermord zur Rechenschaft ziehen darf, denn er ist der Garant der Zukunft.
Noah, der von der Arche aus darüber wacht, dass keiner der sündigen Menschen
dem Tod entrinnt, wie man heute im Mittelmeer tausende Menschen ertrinken lässt,
Abraham, der, aus Angst vor dem König, diesem seine Frau Sara überlassen will,
der seinen ersten, mit seiner Magd Hagar gezeugten, Sohn Ismael dem Verdursten
in der Wüste preisgibt, um der Eifersucht seiner Frau zu entgehen. Ebenso ist er
ohne Zögern bereit, seinen zweiten Sohn Isaak zu opfern, wie ein Schlachttier, wenn
es Gott befielt. Dann David, der sympathische jugendliche Held im Kampf gegen
Unterdrückung, der zum rücksichtslosen Machtmenschen, Vergewaltiger und Mörder
wird. Alles spannende Charaktere wie aus einem Shakespeare-Drama.
Aber im Schatten dieser Männer entdeckt man bei genauem Hinsehen
Frauengestalten, die mit ihrem Mut und ihrer Tatkraft das Überleben garantieren.
Von Eva haben wir schon gehört. Dann ist es natürlich die hochmütige Magd Hagar,
die dafür sorgt, dass Ismael überlebt und daraus später ein großes Volk wird,
nämlich das der Araber. Ebenso die schöne, junge Batseba, die von David geraubt,
vergewaltigt, und nachdem David ihren Mann ermordet hat, zu seiner siebenten Frau
gemacht wird. Sie erobert sich im Harem Davids die Spitzenposition und platziert das
Kind, das sie von David empfängt, als Thronfolger. Es ist der berühmte Salomo, der
wiederum für seine Liebe zu ausländischen Frauen bestraft wird. Dann Judith, die
das jüdische Volk, das von der Armee des Holofernes bedroht wird, dadurch rettet,
dass sie Holofernes in seinem Zelt besucht, ihn mit ihren erotischen Reizen betört,
einige lustvolle Nächte mit ihm verbringt, um ihn dann eines Nachts abzuschlachten.
Die aus unserer Sicht geradezu komödiantische Variante des Geschlechterkampfes
in der Bibel beschreibt der Prophet Hesekiel. Er beschimpft, verflucht die unbändige
Lüsternheit der Frauen, wobei die Pikanterie darin besteht, dass es seine eigenen
Frauen sind, denen er offenbar sexuell nicht gewachsen ist. Und nicht zuletzt sollte
man wissen, dass alle männlichen Protagonisten des Alten Testaments mehrere,
z.T. sogar viele Frauen hatten.
Im Neuen Testament ist es Maria, die schon in den Evangelien mit der
Unterstellung einer jungfräulichen Schwangerschaft endgültig zum entsexualisierten,
lustfreien Idealbild der Frau wird, hoch gepriesen in der Katholischen Kirche und im
Islam. Dabei lügt die Kirche frech. Sie erschafft mit der Pieta, der verzweifelten
Mutter, die den toten Christus auf ihrem Schoß hält, eine Kitsch-Ikonografie, die in
den Evangelien gar nicht vor kommt. Jesus hat sich von seiner Mutter stets
distanziert. Maria war nie am Grab. Es war immer Maria Magdalena, die starke
Frauengestalt des Neuen Testaments, die ausgerechnet von Marias Sohn Jesus
auserwählt wurde, der von einer Jungfräulichkeit seiner Mutter nichts wusste, seinen
richtigen Vater nicht kannte und als Kind, als uneheliches Kind, wahrscheinlich oft als
Bastard beschimpft wurde. Nicht verwunderlich, dass er, der Geächtet, die
ehemalige Prostituierte Maria Magdalena zu einer seiner Jüngerinnen und zwar in
herausragender Position machte. Sie salbte ihn vor seinem Tod. Sie machte Jesus
zu Christus, was, übersetzt, nichts weiter heißt als „Der Gesalbte“ und die
herausragende Position eines religiösen oder weltlichen Anführers bedeutet.
Jesus äußerte sich eindeutig zum Thema Sexualität, und zwar zu freier
Sexualität. Er verbot den Ehebruch, aber mit einer Einschränkung: „...es sei denn um
der Hurerei willen“. Er verteidigte die Hurerei mit zwei berühmt gewordenen Sätzen:
„Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ und bezüglich Maria Magdalenas:
„Ihr sind viele Sünden vergeben, denn sie hat viel geliebt.“
Die Ausstellung „!MACHT RELIGION LIEBE? zeigt – unterstützt von
Bibelzitaten - Fotos zum Thema Religion und Sexualität von der
Schöpfungsgeschichte, über einige Urväter und Propheten, Christus im Neuen
Testament, den asketischen Entgleisungen des Mönchstums und der Bigotterie im
Zölibat, bis zum Kindesmissbrauch in der Kirche bei gleichzeitigem Verbot der
Homosexualität. Das alles unter Vorherrschaft des Mannes. Und sie endet mit der
Frage: Wäre eine Herrschaft der Frauen besser?

DER EINTRITT IST FREI !!

Comments 8

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[gone] User_432557
5 years ago
Schade, aber auch irgendwie bezeichnend, daß die "Religion des Friedens" nicht auf´s Korn genommen wird. Salamie Basilikum!
5 years ago
Gratulation zu Eurer Idee und den bisher gesehenen Fotos zur Ausstellung! Euer Thema kommt (sicher auch von Euch gewollt) zum bestmöglichen Zeitpunkt. Extreme Austrittszahlen aus den Kirchen - vor allem der pädophilen "Vatikan AG" - bestätigen, dass sehr viele Menschen der Verlogenheit nahezu aller Kirchen (national wie international) entfliehen. Ich wünsche Euch sehr viel Erfolg und Öffentlichkeitsinteresse!!! VG Horst
5 years ago
car-pooling zur vernissage ... oder finissage?
Leider viiiiiel zu weit weg für mich, aber ich wünsche viel Erfolg!

glg, redfox
5 years ago
Bin dabei zur Finissage am 05.10.2019 und freu mich riesig darauf.
LG Heike
5 years ago
Viel Erfolg!
Viele Grüße
Frank
5 years ago
Ich schließe mich Rick vollumfänglich an!
LG Helmut
5 years ago
Stark! Viel Erfolg, das werde ich dieses Jahr wohl nicht schaffen. Aber ich drück die Daumen.

Liebe Grüße
RickB