An des Meeres sel'gem Strande
Ein Jüngling steht so hehr und schön,
Sinnend beugt er sich zum Rande,
Als wollt in seine Tiefe sehn

Der Gewässer rauschend Leben
Und die schäumend brandige Flut,
Das geheimnißvolle Weben
Der Gottheit, die im Schooß drin ruht.

Jener Gottheit die erschollen,
Im Innern ihm in geist'gem Ruf,
Daß der See brausendes Rollen,
Der Thaten Bahn ihm mächtig schuf.

Iezt wie seine Augen glänzen,
Wie kühn sein schlanker Wuchs sich hebt,
Und gleich goldnen Strahlenkränzen,
Das blonde Haar sein Haupt umwebt.

Es spiegelt ihm die See der Himmel,
Ein heißer Trieb schwellt seine Brust,
Und der Wogen wild Getümmel,
Beut sein Glück ihm, seine Lust.

Da auf ihrem Wasserspiegel
Ein stattlich Schiff er schweben sieht,
Auf der Fläch' ein ries'ger Hügel
Es stolz und majestätisch zieht.

Fern die bunten Flaggen wehen,
Es ragen hoch die Mast' hinaus,
Segel sich im Winde blähen;
Nun wirft man schon die Anker aus.

Der Jüngling ruft: «Sei gegrüßet
Ersehnter Freudebringer mir,
Meine Zukunft sich erschließet
So licht und sonnig mir in dir.

Dir gelten all' meine Träume,
Zu dir treibt mich des Wirkens Drang,
Du in mir weckst alle Keime
Der Thatkraft und der Sinne Hang.

Wilder Ehrgeiz, dunkle Sorgen
Bestürmten zügellos mein Herz;
Doch in dir lacht mir der Morgen
Des Ruhms und schmilzt der Zukunft Erz.

All mein Ringen, all mein Streben
Fliegt nur nach deiner hehren Bahn,
Dir weih ich mein Gut und Leben',
Und schwing' in dir mich himmelan.»

Höher glühten seine Blicke,
Ihn lockt finstrer Gefahren Sieg,
Dreist durch drohende Geschicke,
Und trotzig, er das Schiff bestieg.

Fanni Kehlmann

Comments 4

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9 years ago
Sehr gelungenes Portrait. Hier sieht man förmlich die Emotion.
LG Heiko
9 years ago
Wunderbare Aufnahme.....sehr hübsch !
LG Rainer
9 years ago
faszinierend schön :)
[gone] Holger D.
9 years ago
Das ist ganz großes Kino !!!

Viele Grüsse
Holger D.

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