Obwohl in Barentsburg freies bummeln möglich ist, besuchten wir fast Alle gemeinsam die russisch orthodoxe Kirche in Barentsburg. Eine kleine Holzkirche sehr nahe am zentralen Platz, in Sichtweite zur Leninbüste. Dass diese Kirche hier steht ist einfach erstaunlich, wieso dies zugelassen wurde ist nicht bekannt.
Alle Besucher hatten nicht Platz im Kirchenraum. Johanna begann auf Bitten Einzelner eine orthodoxe Osterhymne zu singen. Ihr schöne feine Stimme tönte glockenklar in der Kirche und nicht wenige der Zuhörenden hatten Tränen vor Ergriffenheit. Ich weiss nicht wer - jemand stimmte wenig später den bekannten Kanon Dona Nobis Pacem an, der schliesslich auch Vierstimmig ganz ergreifend klang.

Ich weiss nicht, wer alles aus der Reisegruppe einer Religion etwas näher verbunden ist. Diese kurzen Minuten in der Kirche, behaupte ich, waren ein für Alle bewegendes Erlebnis das zum Nachdenken und auch zum ein wenig Stille werden einlud.
In den letzten Tage vor dem Abflug in den Norden hat Bischof Huonder aus Chur in Dübendorf einen interkonfessionellen christlichen Gottesdienst verboten mit einer haarsträubenden historischen Begründung - wenn es doch in der Bibel heisst: Wo zwei in meinem Namen zusammen stehen ist Kirche.
Oder Antje, die fast direkt aus Kairo zu unserer Bootsreise flog, wo die gewalttätigen Zusammenstösse zwischen der neu auch politisch im Lead stehenden Armee und eher traditionell mohamedanisch ausgerichteten Muslimbrüder oder den Salafisten explodierten und zu Kämpfen mit einigen hundert Toten wegen Schusswaffengebrauch führten, auch in dem während dem Arbeitsjahr immer ruhig gebliebenen Strassen des Wohnortes von Antje - und diese Gewalt in den Zeitungen von Barentsburg nach fast 3 Wochen erstmals lesen konnte - und nicht nur befürchten. Oder einem der Mitreisenden, dessen Schwiegermutter schwerkrank im Spital lag - und nun über das russische Mobiltelefonnetz anrufen konnte um nachzufragen, wie es denn gesundheitlich der inzwischen älteren Dame ergehe.
Auch unserer Guide Henryk, gestählt von vielen grossen Expeditionen - aufgewachsen im katholischen Land Polen, wo der Kampf zwischen Christentum, der Partei und Solidarnosc sicher alle Menschen prägten - stand ergriffen in einer Ecke der Kirche und liess sich mitnehmen vom Teamspirit, der da in und um der Kirche entstand.
Wenige Stunden später, nach gemeinsamen und einzelnen Erkundungstouren wieder auf dem Boot liess Kapitän Gert die Leinen los und steuerte das Boot das erste Mal seit langem wieder Nordwärts um bald darauf im Isfjorden Kurs Nordost zu nehmen. Begleitet von einer grossen Gruppe Orcas, den schwarz weissen Walen, segelten wir Richtung Skansabukta, wo wir die letzte Nacht in der Wildnis verbracht haben. Die Partylaune kehrte schnell auf unser Boot zurück, man vergnügte sich, stand an der Reeling und guckte die speziell geformten Berge an oder genehmigte sich ein Nickerchen in der Koje.

Comments 1

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[gone] norbert felzl
23.08.2013
einfach, aber voller würde.....
ein erlebnis das man nicht vergisst.

lg. norbert

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