Stolz hängt die Frau in einem schweren Eichenholzrahmen – ein Bilderrahmen im Bild? Ein kunsthistorisches Zitat bekannter Kreuzigungsszenen großer Meister? Oder ist es einfach nur ein Teil des Dachstuhls? Versucht der Bildautor hier auch eine gesellschaftspolitische Aussage zu treffen - der Rahmen als Symbol für die Menschheit, unsere Gesellschaft und Kultur?
Als Zitat setzt es sich tatsächlich mit der Rolle der Frau im 21. Jahrhundert auseinander. Die Frau wirkt wie gekreuzigt, gefesselt, doch sie hält sich aus eigener Kraft fest – wie viel Kraft mag dafür erforderlich sein? Das Kreuz, ein uraltes Symbol, dessen horizontale Linie für die Erde steht und dessen vertikale Linie auf den Himmel deuten lässt. Aber es steht auch für Schuld und und Sühnung, für Schmerz und Leid. Beweist die Frau, die Gebärende, nicht mehr Stärke und kann sie nicht mehr Leiden und Schmerz ertragen als ein Mann?
Nichts davon merkt man ihr an, ihr Haupt ist erhoben, ihr Blick stolz nach vorne gerichtet, sie scheint die Spannung und die Anstrengung gar nicht zu bemerken oder als alltäglich zu empfinden. Wie vielen Frauen es wohl ähnlich geht?
Der mächtige Dachstuhl wirkt fast wie ein umgedrehter Schiffsrumpf, eine Arche. Das hebräische Wort für Arche ist Tēvāh, das „Kasten, Schrein, Sarg“, aber auch „Palast“ bedeutet. Palast scheint ob ihrer majestätischen Wirkung am Besten zu passen, jedoch – entpuppt sich nicht mancher Palast als Sarg der Einsamkeit?
Von oben fällt ein Lichtschein durch eine winzige Dachluke, beleuchtet die Szenerie surreal, scheint der Frau Hoffnung und Stärke zu geben, so sehr, dass sie über sich hinauswächst und schwebt….
Wenn du eintauchst in dieses Bild, wo ist deine Dachluke, dein Lichtschein?
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