Bildchen machen ist für mich nicht "nur" Personenfotografie. Auch die Dokumentation hier meines Hobbys Hundeschlittenfahren kann spannend sein. Wir, AH und ich sind am 14. Mai von Zürich nach Longyearbyen geflogen und haben uns dann zwei Tage auf die Reise vorbereitet. Alles packen, Ausrüstung kontrollieren, Esswaren sortieren, wichtiges und unwichtiges trennen. Mit dem Eisbrecher ORIGO sind wir dann gut 3 Stunden Nordwestwärts in den Isfjorden gefahren, wo wir in der Ymerbukta an der Eiskante ausgestiegen sind. Mitreisende Touristen waren gern gesehene Mitzahler des Schiffes, die uns 6 Leute teils mit Unverständnis, teils mit Neugier beäugten und sich fragten, wie man denn auf eine so komische Idee kommen könne, eine völlig menschenleere Gegend über den Wahlenberggletscher, die Iisacsfonna und den Monacogletscher zu durchqueren, wo das Ziel die in den 30er Jahren gebaute Trapperhütte Texas Bar war. Diese Hütte wurde von Hilmar Nøis 1927 erbaut und später von der BBC benutzt. Ein Filmteam nutzte sie als Basishütte für Überwinterungen. Sie jagten damals Eisbären, sie waren aber auch die Ersten die für die BBC diese grossen Tiere filmte und erforschte. Diese Hütte ist seit Jahren unbenützt. Ihr Standort am Liefdefjorden ist aber wunderschön und der Namen des Fjordes, was offenbar übersetzt ins Deutsch Liebemacherfjord heissen soll, gibt natürlich zu vielen Spekulationen Anlass. Die Redaktorin der Zeitung in Longyearbyen soll letzten Hernst in dieser Bucht schwanger geworden sein. Leider erreichten wir die Hütte nicht. Das Eis im Fjord war zu schlecht, so dass es sehr gefährlich gewesen wäre, den Fjord zu überqueren. Eine solche Expedition ist eine Reise mit Abschieden und Ankünften. Die Ankünfte sind meist einfacher. Abschied nehmen kann heikel sein. Als wir am Liefdefjorden aufbrachen, um wieder in diese unglaubliche Gletscherwelt zurück zu kehren hatten alle Mitreisenden Tränen in den Augen. Ebenso 4 Tage später in Farnhamna, wo nur noch ein Tagesetappe auf uns wartete. Auch die Reise zurück in die uns gewohnte Zivilisation wiederum mit dem Eisbrecher war eine Reise mit Tränen in den Augen. Jeder und jede sass in einer Ecke und sinnierte, was wir da erlebt und gesehen haben. Eine solche Reise rückt auch das eigene Ego an einen anderen Platz. Man spürt die Gewalt und Unerbittlichkeit der Natur und den eigenen Platz darin. Eine Erfahrung, die nicht alle erleben dürfen. Leider? Ich danke vor allem Anton Trøen, dem schweigsamen Leiter der Expedition, der die Aufgabe uns in Sonnenschein, aber auch Nebel, Wolken und Schneestürmen immer richtig und sicher zu führen einzigartig gemeistert hat. Mein Respekt gilt meiner Schlittenhundeparterin AH, die mit Mut und Ausdauer, aber auch schon einiger Erfahrung sich mit mir in dieses Abenteuer gewagt hat. Heiner