Im Haus 12 der Fahrbereitschaft des Sammlerehepaars Barbara und Axel Haubrok, nur wenige Schritte von meiner Werkstatt entfernt, befindet sich ein schmaler Raum, zu schmal die Arme auszustrecken aber hoch genug dass zweieinhalb Leute übereinander stehen könnten. Jedes Mal wenn ich auf’s Klo muss, laufe ich daran vorbei. Eines Tages stand der Künstler Simon Mullan, den ich bis dato nicht kannte, in Fliesenleger-Montur auf einer hohen Leiter und verlegte schwarze Fliessen. Eine zweite Person war im Raum und reichte aus unterschiedlichen Fabrikaten und Schwarztönen bestehenden Tessera, manche in Streifen oder Dreiecke geschnitten, hoch. Kunst würde entstehen und ich stellte mir die Frage, ob dieselbe Arbeit als Kunst gelten würde, wenn statt eines Künstlers ein Fliesenleger am Werk wäre. Simon erklärte mir, dass er den Raum als Reminiszenz an die Toiletten und Darkrooms der Berliner Nachtszene gestalten würde und durchaus nichts dagegen hätte, wenn, wie dort üblich, die Fliesen vollgekritzelt würden. Liese sich ja wieder abwaschen.