Angefangen habe ich vor so langer Zeit, daß ich mich schon gar nicht mehr an alles erinnern kann. (1969, um genau zu sein, mit einer Agfa Rapid 250.)

Wo ich noch hin will? Überall dort hin, wo ich noch nicht war. Und das ist sowohl geographisch gemeint (da kann es wörtlich verstanden werden), als auch kreativ. Ich finde es faszinierend, wie kreative Interessen sozuagen wellenförmig verlaufen können. Manches, das mich früher nicht die Bohne interessiert hat, interessierte mich dann, bis das Interesse nachließ, und plötzlich kamen längst vergessene Interessen wieder hoch.

Ich mag's abwechslungsreich. Mir sind 180 Tage voller Stress und 180 Tage Müßiggang im Jahr lieber als 360 Tage ein geregelter 7,35 Stunden-Job. Ich suche das perfekte Glück auf Erden, und da ich vor vielen Jahren schon begriffen habe, wie das (für mich jedenfalls) aussieht, weiß ich, wo ich das finde.

Im Frühling an der Côte d'Azur von Montagfrüh bis Freitagabend einen hammerharten, stressigen Job durchziehen. Am Freitagabend dann fertig sein mit dem Bewusstsein, gute Arbeit abgeliefert zu haben. Ins Bett fallen, ausschlafen. Und dann am Sonnabend früh aufstehen, sich in ein Straßencafé oder auf eine Hotelterrasse setzen, Café Noir, Schokoladencroissants und eine druckfrische Ausgabe der "International Herald Tribune" (mittlerweile heißt sie ja "International New York Times", was ein Kulturfrevel...). Von den Bergen her weht der Duft der Zedern herunter, vor einem das blaue Mittelmeer. Hübsche Französinnen flanieren einkaufend über die Straße.

Der Witz ist, daß der Sonnabend nur funktioniert, wenn's die fünf Tage davor gab. Sonst wäre es nur eine Frage des Geldes. So ist es eine Frage des Glücksgefühls.

(Die Côte d'Azur ist dabei nur eine Chiffre. Die Côte d'Azur des Glücks kann - fast - überall sein.)