5 Jahr Fotografie - was ich gelernt habe 10

7 years ago
(soll natürlich heißen "5 Jahre Fotografie - was ich gelernt habe" - leider kann man den Threadtitel nicht editieren.)

„Models findest Du in der Model-Kartei“ sagte mir der Partner meines ersten Models (selbst ein Fotograf) und so meldete ich mich - kurz nachdem ich meine erste digitale Spiegelreflexkamera erworben hatte - in dieser Community an. Jetzt bin ich fast 5 Jahre hier.
Was habe ich in dieser Zeit gelernt? Hier meine sechs wichtigsten Lektionen:

1. DU machst das Bild
Du hast im Wesentlichen alle Freiheiten, Dein Bild genau so zu machen, wie Du es willst. Aber, Du musst wissen was Du willst. Und Du musst bereit sein, in Deine Fähigkeiten zu investieren, so dass das Bild entsteht, das Du willst. Es liegt in Deiner Hand, es ist Dein Bild. Du wählst das Model für Deine Bildidee aus (oder eine Bildidee für das Model), Du bestimmst die Location, die Pose, den Ausdruck, die Perspektive, den Schärfeverlauf, Outfits, Accessoires, das Licht...

2. Fotografieren ist anstrengend
Damit Dein Bild so wird, wie Du es willst, musst Du wissen, was Du willst und was unter den gegebenen Rahmenbedingungen möglich ist. Du bereitest Dich auf Dein Shooting vor, überlegst Dir, welches Bild Du machen willst. Während der Shootings kümmerst Du Dich gleichzeitig um tausend verschiedene Dinge: Du kommunizierst mit dem Model, Du stellst das Licht ein, Du stellst Deine Kamera ein, Du achtest auf Kleidung, Make-Up, Haare, den Hintergrund, Perspektive etc. pp. Und nach dem Shooting kümmerst Du Dich um Auswahl und Bearbeitung der Bilder.

3. Ein Fotograf lernt nie aus
Dein nächstes Bild soll noch besser werden? Dazu musst Du wissen, was „besser“ ist. Du musst Bilder lesen lernen, die Unterschiede sehen, Dich intensiv mit Modelführung, Lichtsetzung, Farben, Perspektive, Kameratechnik und Bildbearbeitung beschäftigen. Wenn Du besser werden willst, musst Du bereit sein, Deine Bilder und Deine Arbeitsweise zu reflektieren, Dich dem Feedback zu stellen und Dich dann entsprechend weiterzubilden.

4. Fotografieren kostet Zeit
Das „Besser-Werden“ kostet Zeit. Du musst bereit sein, Zeit zu investieren. Zeit Entwicklungsperspektiven zu erkennen, Zeit zu lernen und Zeit zu üben. Das geht schwer, wenn Du Dich nicht regelmäßig mit der Fotografie beschäftigst. Sei es das Betrachten fremder Bilder, der Umgang mit Kamera, Licht und Software oder das Machen eigener Bilder.

5. Fotografieren kostet Geld
Du stößt früher oder später an die Grenzen Deiner Einsteigerkamera, Deines Studios, Deiner Locations, Deiner Lichtquellen, Deiner Bildbearbeitungssoftware. Je nach Deinem Ziel musst Du, um bessere Bilder zu bekommen, auch Geld investieren: in Geräte, Software, Einrichtung, Fundus, Fahrtkosten, Models und Deine Weiterentwicklung.

6. Fotografie ist ein wundervolles Betätigungsfeld, das u.a. technische, künstlerische, gestalterische, organisatorische und soziale Kompetenzen erfordert, und bleibende Ergebnisse schafft.
In fünf Jahren habe ich unheimlich viel über den Umgang mit Menschen, die Gestaltung von Bildern, kreatives Arbeiten, Kameratechnik, Bildbearbeitung und Farbmanagement, visuelle Kunst, Mode, Make-Up, Hair Styling und noch viel viel mehr gelernt. Ich gehe mit ganz anderen Augen durch die Welt und habe viele tolle Menschen kennenlernen dürfen.

Welche "Lessons learned" sind Dir besonders wichtig?
7 years ago
ein guter Text - trifft es in allen Punkten
[gone] Felix_91
7 years ago
Gut geschriebener Text. Gerade für mich als Einsteiger schön zu lesen :)
[gone] User_160695
7 years ago
Schöne Zusammenstellung von dir.
Man erkennt, dass du dein Hobby ernsthaft weiterentwickelst.
Mach weiter so und weiterhin viel Erfolg und Spaß .
Gruß Ulrich
7 years ago
Meine wichtigste Lesson:

Vergiss bei allen hilfreichen Dingen, die man beachten kann niemals
warum Du eigentlich angefangen hast zu fotografieren.
7 years ago
Ich stimme zu. Sehr schöner Text.

Wobei...den ersten Punkt würde ich anders formulieren: Ich bin derjenige, der den Auslöser drückt. Thematik, Pose, Anordnung, Ausdruck ist Gemeinschaftsarbeit von mir, Model und inzwischen sehr häufig Rigger.

Was ich sehr mühsam gelernt habe: Fotografieren ist mehr als nur Technik, Idee und die richtige Modelakquise.
Ein wesentlicher Aspekt ist die Realisierung von all dem, was eine Idee braucht. Location, Requisiten, Kleidung, Vorbereitung, Nachbearbeitung, und all das, was den Shoot zu etwas aussergewöhnliches macht. Wenn all das stimmt, klappt's auch mit den Modellen.

Meine wichtigste Lektion: Fotografieren macht mir einfach Spaß. Egal ob ich einen Vogel, einen Sonnenuntergang oder eine hübsche Dame fotografiere.
Stimme in allenPnkten zu, Toll durchdachter Text. Aus Fotografensicht 100% richtig. Ich bin nach 3 Stunden absolut k.o. Und dann kommen noch die Bearbeitungsnächte dazu. Das kann Spaß machen, tut es auch. Klar kostet eine Ausrüstung viel Geld wie auch der Koffer der Visa. Ich kann mich nur bei denen bedanken, die das aus Spaß an der Sache in den letzten Jahren mitgemacht haben. Heute ist es ja offenbar so, das Fotografen pro Model erstmal tief in die Tasche greifen und das auch tun. Das ist auch ok. Wenn man sich das leisten kann oder es wirklich was bringt.
Aber dann ist auchmal eine Grenze gesetzt.
Man kann die Gage auch als einen Lohn für die übernommene Mitverantwortung sehen, denn auch der Weg vom "Aschenputtel" zur "Prinzessin" wird nur bei kommerziellen Produktionen nicht dem Model selbst obliegen. Hier scheint die Buchung einer Visa aber doch zum Aufgabenfeld des Fotografen zu gehören ....
Dennoch erwarte ich vom Model, daß sie sich selber um ihr Aussehen kümmert, so wie dies jede schöne Frau (zumindest bei relevanten Berufen) tagtäglich tut. Wenn man werktäglich ca. 10 Frauen sieht, die den ganzen Arbeitstag lang stets geeignet wären für ein Glamourportrait, obwohl ihnen beim Frisieren und Schminken gewiß keine Visa zur Seite stand .... schließlich erwarte ich auch nicht vom Model, daß sie Objektive und Lichtformer mitbringt.
7 years ago
Punkt 3 könnte man etwas anders formulieren.
So klingt es, als ob die Fotografie so komplex wäre, dass man dafür ein Leben lang bräuchte, um es zu erlernen, zumindest technisch. Dem ist sicher nicht so.

Aber jeder Fotograf begibt sich auf seine Zeitreise, ändert im Laufe der Zeit ggfs Genres und Sujets, Perspektiven und vielleicht auch seinen Arbeitsstil. Das muss aber nicht immer bedeuten, dass im Laufe der Zeit die Bilder "besser" werden, sondern auf jeden Fall "anders". Das Leben prägt den Menschen und das spiegelt sich in den Arbeiten über einen längeren Zeithorizont wieder, man hinterfragt sich und seine Kunst immer wieder....das macht es auch spannend die Veränderung eines Portfolios über die Zeit zu verfolgen.

Und eine wichtige Lessons learned wäre aus meiner Sicht, das die Technik und das Equipment viel weniger wichtig ist, um seine Ziele zu realisieren, als man anfangs glaubt.

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