Reuters verbietet bearbeitete RAW-Fotos 23

9 years ago
Reuters hat eine neue Policy eingeführt, nachdem sie nur noch Out of Camera JPGs mit minimaler Bearbeitung akzeptieren, und keine Bilder, die aus RAW-Files entwickelt wurden:
http://petapixel.com/2015/11/18/reuters-issues-a-worldwide-ban-on-raw-photos/

Dadurch soll Authentizität und Geschwindigkeit optimiert werden.
Ich bin kein Pressefotograf, deshalb betrifft mich das nicht. Aber das zeigt, wie sehr die Pressefotografie gegen Bearbeitungen kämpft.

Ich benutze RAW hauptsächlich für folgende Bearbeitungen: Weißabgleich, Rauschentfernung/Schärfung und Anpassen des Dynamikumfangs. Die wirklich harten Bearbeitungen könnte ich vermutlich genauso auf einem JPG machen -- und mache es auch, weil ich in Photoshop meist nur mit JPGs arbeite.
Hi,I’d like to pass on a note of request to our freelance contributors due to a worldwide policy change.. In future, please don’t send photos to Reuters that were processed from RAW or CR2 files. If you want to shoot raw images that’s fine, just take JPEGs at the same time. Only send us the photos that were originally JPEGs, with minimal processing (cropping, correcting levels, etc).Cheers,
9 years ago
das ganze RAW-Geraffel wird stark überbewertet.
9 years ago
Schlimme Sache, man muss wieder technisch sauber belichtetes Rohmaterial abliefern, die Bilder im Sucher gestalten, Kontraste erkennen. Man muss tatsächlich wieder Ahnung von Fotografie haben, wie früher in der Steinzeit als es noch Diafilme gab....Oh oh oh, wenn dat men guat geit...;-)
[gone] User_224666
9 years ago
JPEG ist KEIN Rohmaterial. JPEG ist das, was die Kamera an Hand ihrer Vorgabewerte aus den RAW-Daten des Sensors macht. Und diese Vorgabedaten kann ich bei jeder Nikon (und wahrscheilich auch bei anderen Herstellern) beliebig verändern, also was soll der Quatsch mit der Authentizität von JPEG? JPEG ist so oder so immer ein modifzierter Abklatsch von JPEG.
[gone] HvonH Photography
9 years ago
Woran will Reuters erkennen, ob ein eingeschicktes Bild ein Original jpeg out of Cam ist oder aus einem RAW entwickelt wurde. Ok, in den exif wird auch angezeigt, wie das Bild bearbeitet wurde (also Lightroom oder PS z.B.). Aber das würde bedeuten, dass man seine Bilder bspw. nicht mal mehr mit LR verwalten dürfte. Zumal zu Analogzeiten auch die Bilder bearbeitet/optimiert wurden.
#6
9 years ago
Na, ich fotografiere und schreibe "nur" für zwei Lokalzeitungen, nicht für Reuters aber auch dort habe ich nie RAWs verwendet. JPG aus der Kamera, Bild auf passende Größe einschrumpfen, dabei bisschen auf Schärfe und Kontrast achten, Bild-Infos einfügen (wen/was sieht man auf dem Bild), abspeichern und mit Text per Email ab an die Redaktion. RAWs sind da völlig unnötig. Shooting-Fotos natürlich RAW, Fotos für die Redaktion(en) JPG und weg ...
Lol.
Hab ich schon vor ein paar Tagen gelesen. Sehr lustig. Gerüchteweise sollen demnächst ja eh nur noch Handybildchen von Amateuren von Reuters angenommen werden, weil die noch viel authentischer sind xD

Meinetwegen kann sich Reuters weiter einreden, Fotografie sei eine dokumentarische Methode, auch wenn sie das nie war und nie sein wird. Das ist halt das Problem, wenn man als Agentur merkt, dass das eigene Geschäftsmodell auf einem Trugschluss aufbaut :D
[gone] foto17.at
9 years ago
... es geht hierbei ausschließlich um Geschwindigkeit und nicht um Qualität (mit oder ohne Nachbearbeitung, das ist unerheblich). Was in heutigen Redaktionen zählt, ist Geschwindigkeit. Je schneller das Material eines aktuellen Ereignisses publiziert werden kann, umso besser. Weil es um GELD geht. Nicht mehr und nicht weniger. Dafür ist die Top-Qualität nicht notwendig, schon gar nicht für Print-Produkte. Damit kommen Handy-Pics ebenso in Frage. Letztere liefern zudem noch den Tick mehr Authentizität, wie einer der Vorschreiber bereits erwähnt hat.

Nachwievor ist gut nachbearbeitetes Material (und das geht eben nur mit dem digitalen Negativ) gefragt. Jedoch nur, wenn die Geschwindigkeit eine untergeordnete Rolle spielt.

Und ja: JPG ist kein Rohmaterial. Aus den Kameravorgaben wird aus dem RAW-Abbild nach der Sensor-Belichtung ein JPG-Bild ERRECHNET. So, wie es auch damals mit den Original-Negativen in der Entwicklungsmaschine automatisch oder manuell (je nach Preis) gemacht wurde. Mit heutiger elektronischer und nachträglicher Bildbearbeitung gehen wir natürlich noch viele Schritte weiter, das stimmt. Damit haben sich auch unsere Sehgewohnheiten geändert: wenn wir Bilder aus den 80er oder 90ern ansehen, die viele von uns als "gar nicht so weit zurückliegend" empfinden, fragen wir uns, wie uns diese Bilder jemals gefallen konnten ...

 
9 years ago
Wobei Reuters meines Wissens noch nie RAWs angenommen hat und auch dem Fotografen nicht verbietet RAW+JPG zu fotografieren.
Die nehmen jetzt halt nur noch JPGs OOC an (offiziell, EXIFs ersetzenist recht einfach).
Könnte einen rechtlichen Grund haben.
Wenn raus kommt das da ein Fotograf ein Bild abgeliefert hat, wo mal schnell ein paar Kinderleichen zur Marktwerterhöhung in ein Bild reinkopiert hat, ist Reuters abgesichert "Da er ja wissentlich gegen die Vorgabe nur OOC zu liefern verstoßen hat". Wenn Reuters alles annimmt und sowas passiert kann der Mail-Ausdrucker Ihnen ja gleich mal vorwerfen "Ihr hättet das ja irgendwie verhindern müssen" (Ist zwar praktisch kaum möglich aber eventuell reicht es als juristische Absicherung).
9 years ago
Da man ja immer häufiger hört "ach, für den 0815-Print-Bereich kann man auch Smartphone-Fotos benutzen", interressiert mich:
Gibt es Fotografen, die regelmäßig große Sportereignisse mit dem Smartphone fotografieren, und deren Fotos dann in der normalen Presse abgedruckt wird?

Ich kann mir das nicht vorstellen. Ich würde da einfach behaupten "geht nicht, kann man nicht genug zoomen, nicht schnell genug, nicht offenblendig genug, blabla". Aber ich lasse mich da gerne eines besseren belehren.
 
9 years ago
@ J Reber:

Natürlich ersetzt ein Smartphone keine DSLR! Aber die Smartphone Kameras sind heutzutage so gut, dass man die Ergebnisse tatsächlich ohne Probleme drucken kann. Bei Sportevent ist das natürlich quatsch, aber wenn irgendwo ein Ereigniss passiert, und die Handyphotos bei Tageslicht gemacht werden und 30min schneller in der Redaktion sind, ist das ein Argument...

Bei ausreichend Licht sind sie Smartphone Kameras Rauschfrei und haben genug Auflösung zum Zuschneiden, zudem gibt es Modelle mit erstaunlicher Offenblende (1.8 habe ich schon mal gelesen)
Es geht hier doch nicht um irgendwelche Geschwindigkeitsvorteile.
Ob die Fotos schnell genug bei der Agentur sind, ist nicht das Problem der Agentur, sondern das Problem des Fotografen. Wenn der es nicht schafft, schnell genug seine Bilder aus den RAWs zu entwickeln und abzuliefern, macht halt jemand anderes das Rennen.
Und es geht auch nicht darum, dass Reuters nicht länger mit RAWs belästigt werden will, die dann erst aufwendig entwickelt werden müssten.
Es geht um 'Jpeg, das die Kamera entwickelt hat' vs. 'Jpeg, das aus dem RAW von Hand entwickelt wurde'. Es geht um das scheinbare Verhindern von Nachbearbeitung. Da gab es ja von vielen Agenturen schon lange enge Vorgaben. Es geht um Authentizität. Das war ja auch schon der Tenor etlicher Vorschriften bzw. Vorschlägen zur Markierung von 'nachbearbeiteten' Fotos.
Und das ist einfach alles absoluter Schwachsinn, was Reuters auch weiss. Hier geht es darum, dass Reuters sich hinstellen will und der abolut ahnungslosen Öffentlichkeit sagen möchte: 'Unsere Fotos sind echt und geben die Realität wieder'. Was, wie gesagt, völliger Blödsin ist, weil es sowas nicht gibt, aber nach außen hin sieht es cool aus.
Darum geht es.
9 years ago
Woran will Reuters erkennen, ob ein eingeschicktes Bild ein Original jpeg out of Cam ist oder aus einem RAW entwickelt wurde.

Reuters will das nicht "erkennen", Reuters sagt seinen Fotografen, was Reuters haben will...

Der Hintergrund ist ein ganz simpler, dazu muss man allerdings die Arbeitsweisen der Medienbranche kennen.

  1. Reuters will, genau wie übrigens AP, AFP, dpa, usw., von seinen Fotografen und vor allem von den zuliefernden Freelancern Originalbilddaten. Sprich: keine Bearbeitungen.
    Der Hintergrund ist die Authentizität und der Schutz vor Manipulationen, der Fall der geklonten Rauchwolken auf dem Kriegsfoto aus Beirut ist manchen vielleicht noch in Erinnerung.
    Die Regel ist ganz furchtbar simpel: "Straight out of the camera"... Ungünstige Tonwerte, Sensorstaubflecken, schiefe Horizonte... Liebe Fotografen, lasst die Finger davon, das macht wenn nötig das "Photo-Department". Auf diese Weise stellt Reuters zwei Dinge sicher:
    a) vergreifen sich keine Fotografen, die eh keine Ahnung davon haben, an den Bilddateien - vieles von dem, was Fotografen an Bildbearbeitung machen, müssen andere Leute später dann wieder mühselig rückgängig machen
    b) versperrt es den Weg zur Manipulation, auch zur kleinen Manipulation, denn die Glaubwürdigkeit ist das wertvollste Kapital jeder Medieninstitution, und der Weg von der "Bearbeitung" zur "Manipulation" ist ein kurzer und extrem rutschiger
  2. Das weltweit übliche Austauschformat für Fotos in der Medienbranche ist JPEG. JPEG, JPEG und nochmals JPEG.
    Jedes Redaktionssystem frisst JPEG, jedes DTP-Programm frisst JPEG, JPEG ist plattformübergreifen, kann IPTC-Container transportieren, JPEG macht keinen Stress, es gibt keine Kompatibilitätsprobleme. (Es sei denn, irgendein Vollhorst speichert es "mit mehreren Durchgängen", dann rummst und scheppert es an jeder zweiten Ecke...)
  3. RAW-Formate sind in der Medienbranche extremst unbeliebt, weil sie Konverter benötigen, weil sie nicht genormt sind, weil sie teilweise Kamera-Modell-abhängig sind, usw. usf. Weil sie Zeit kosten, Mühe machen, und die Tendenz haben, unerbeten einen Rucksack technischer Probleme mitzubringen, und all das kann man bei einer Nachrichtenagentur und ihren Kunden (Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehsender, Online-Medien) überhaupt nicht gebrauchen... Da geht es heute nicht mehr um Stunden, sondern um Minuten, und manchmal - bei durchautomatisierten Verfahren - buchstäblich um Sekunden.
  4. Wenn Fotografen, was prinzipiell ja technisch sogar Sinn machen kann, in RAW fotografieren, um dann selbst in JPEG zu konvertieren, dann tun sie genau all das, was sie nach Ansicht ihres Auftraggebers Reuters nicht tun sollen.
    Also sagt man ihnen zur Sicherheit noch mal ganz eindringlich: Leute, wir wollen JPEGs direkt aus der Kamera, und nur JPEGs direkt aus der Kamera, denn das beseitigt all die oben beschriebenen Problemfelder, und wir können uns auf die in ausreichender Zahl vorhandenen, nicht selbstgebastelten Probleme bei unserer Arbeit konzentrieren.

9 years ago
Es geht hier doch nicht um irgendwelche Geschwindigkeitsvorteile.

Doch. Auch darum geht es. Überall dort, wo auf einer Pressekonferenz, bei einem Fussballspiel direkt aus der Kamera über WLAN und ggf. FTP ins Redaktionssystem der Agentur übertragen wird.
Wenn da RAW ankäme, bräche alles sofort zusammen.
9 years ago
Aber das würde bedeuten, dass man seine Bilder bspw. nicht mal mehr mit LR verwalten dürfte. Zumal zu Analogzeiten auch die Bilder bearbeitet/optimiert wurden.

Zu Analogzeiten bearbeitete das Agentur-Labor, nicht der Fotograf.
Und warum sollte man nicht mehr mit Lightroom oder einer anderen Software verwalten dürfen? Verwalten heißt nicht bearbeiten, und der Agentur-Fotograf muss im Regelfall sowieso seine Fotos IPTC-konform beschriften, bevor sie in die Agentur gehen...
[gone] ..........
9 years ago
Woran will Reuters erkennen, ob ein eingeschicktes Bild ein Original jpeg out of Cam ist oder aus einem RAW entwickelt wurde.

EXIFs ersetzenist recht einfach

Solche Sprüche sind es, die den Fotografen vom Fotojournalisten unterscheiden.

P.S. Ja, die können das erkennen. Genau einmal pro ehemaligem Mitarbeiter.
9 years ago
Solche Sprüche sind es, die den Fotografen vom Fotojournalisten unterscheiden.

P.S. Ja, die können das erkennen. Genau einmal pro ehemaligem Mitarbeiter.

Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen.

Gerade Freelancer, als Text- wie als Bildjournalisten, sollten kapieren, daß ihre Vertrauenswürdigkeit ihr wichtigstes Kapital ist. Wenn ich Staub auf dem Sensor habe und das nicht rechtzeitig merke, wird mich mein Agentur-Redakteur irgendwann anrufen und mehr oder minder sarkastisch darauf hinweisen, daß einer meiner Kameras dringend mal 'ne Sensorreinigung braucht.
Wenn ich das nicht schon selber gemerkt habe, werde ich ihm dankbar dafür sein... (Manchmal hat man ja "in the field" für Tage keine Möglichkeit, sich seine Fotos in Ruhe anzugucken.)
Erinnert mich an ein Editorial in TIME Magazine irgendwann in den 1970ern, wo der Chef der TIME-Foto-Redaktion portraitiert wurde, mit all seinen Aufgaben und Abenteuern, und ich erinnere mich heute noch an den schönen Satz "...phoning around half the world to tell photographers that their exposure meters need adjustment"... Er telefoniert um die halbe Welt, um Fotografen zu sagen, daß ihre Belichtungsmesser mal neu justiert werden müssen...

Ich meine... das sind alles Bilder-Profis. Die wissen, was korrekturbedürftige Tonwerte sind, wenn der Fotograf völlig zu recht und ganz im Interesse der Agentur beschlossen hat "Ich halte drauf und hoffe auf die Zeitautomatik, für figelinsche Belichtungsüberlegungen hab ich jetzt keine Zeit, aus den Schatten kann man immer noch was rausholen, Hauptsache die Lichter sind nicht völlig ausgefressen!" Zu Analog-Zeiten war's übrigens genau umgekehrt, da hat man gesagt "Überbelichtet holt man durch Nachbelichten wieder raus, aber was nicht an Schwärzung auf dem Negativ ist, das ist nicht da und kann auch von keinem Labor-Genie noch gerettet werden." Bei Dias wiederum war's umgekehrt.

Ein Fotograf, der ständig technischen Schrott liefert, wird auf Dauer nicht mit einer Agentur erfolgreich zusammenarbeiten, aber im Medienbereich geht es vorrangig um Bildinhalte, nicht um Fotokunst.
9 years ago
Es geht da wohl weniger um die künstlerische Bearbeitung der Fotos, sondern um Manipulationen, welche die Bildaussage verändert würden, also Fälschungen. Wobei ich diese eher den Redaktion als den Fotografen zutraue.
ist doch ganz normal das Agenturen unbearbeitet Fotos haben wollen.
Der Pressefotograf soll sich mit Bildsprache, Zeit und Blende auskennen und nicht mit Bildbearbeitungsprogrammen.

Ich z.B. habe früher nur auf Dias fotografiert..... da konnte man auch nix verändern und der "Schuss" musste sitzen.

 

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