Hallo miteinander,

ich habe ein kleines (Verständnis-)Problem mit der Belichtungsmessung. Es ist strahlender Sonnenschein am Nachmittag und ich messe die Belichtung mit einem Hand-Belichtungsmesser und halte die Kalotte dabei in Richtung Sonne. Der Belichtungsmesser zeigt ca. Blende 16 bei einer Belichtungszeit von 1/125s an. Stelle ich diese Werte an der Kamera ein und fotografiere z.B. ein von der Sonne beschienenes Gebäude oder eine Landschaft, so ist das Foto viel zu dunkel.

Lasse ich dagegen die Belichtung von der Kamera messen, so wählt diese ca. Blende 9 bei der gleichen Belichtungszeit. Jetzt sieht das Foto korrekt belichtet aus.

Warum zeigt der Hand-Belichtungsmesser hier ein offensichtlich falsches Ergebnis an oder mache ich da etwas falsch? Bei Blitzbelichtungen zeigt der Belichtungsmesser dagegen korrekte Werte an! Er ist also offensichtlich nicht defekt. Ich verstehe das irgendwie nicht. Vielleicht kann mir ja jemand von Euch erklären, was hier nicht passt.

Gruß Frank

Na wenn du den Belichtungsmesser in Richtung Sonne hältst, dann ist es da natürlich heller, als das von der Sonne beschienende Gebäude. Die Belichtungsmessung der Kamera misst direkt die Helligkeit am anvisierten Objekt und liegt damit richtig. Verstehst du den Unterschied? Und wozu überhaupt einen Handbelichtungsmesser benutzen für normale Situationen, wenn es mit der internen Belichtungsmessung der Kamera besser und komfortabler geht 

Mit dem Belichtungsmesser in Richtung Sonne zu messen ist nicht ganz unproblematisch. Die Sonne ist eine starke Dauerlichtquelle und kann zu einer Ermüdung der Messzelle des Handbelichtungsmessers führen. Anders sieht es aus bei einer Blitzbelichtungsmessung. Der Blitz ist so kurz, daß hier keine Beeinträchtigung der Messung zu befürchten ist.

@Karsten K.: Also ich möchte den Hand-Belichtungsmesser zur Messung des Umgebungslichtes nutzen, weil ich direkt danach dann die Blitze einmesse. Das finde ich so einfacher. Wenn ich ohne Blitze fotografiere, dann nehme ich natürlich direkt die Kamera.

Der Unterschied zwischen Licht- und Objektmessung ist mir wohl bekannt, aber anscheinend habe ich den Fehler gemacht, den Belichtungsmesser zum Licht und nicht zur Kamera gehalten zu haben. Aber macht das so einen großen Unterschied? Ich werde es demnächst mal testen.

Wenn Du die weiße Kuppe abnimmst/abschraubst und dann in kurzem Abstand zu Deinem Motiv den Belichtungsmesser auf Dein Motiv richtest, misst er das reflektierte Licht und zeigt dann auch die korrekten Einstellungen an.

@ HeuteEinKoenig:
Für die von Dir beschriebene Vorgehensweise braucht es keinen Handbelichtungsmesser. Das kann man auch direkt mit der Kamera machen.
Wenn man jedoch einen Handbelichtungsmesser verwendet, empfiehlt es sich auch, dessen Vorteile zu nutzen. Eine mit dem Handbelichtungsmesser ausgeführte korrekte Lichtmessung ist der Messung des vom Motiv reflektierten Lichtes auf jeden Fall überlegen.

Man muss  hier verstehen, dass ein heutiger Sensor (siehe z.B. auch die tests von dxomark.com) nicht immer seine Nennempfindlichkeit bringt, sondern die Hersteller hier oft etwas hochstapeln...
Ausserdem darf eine Belichtungsmessung, soweit ich das noch erinnere, normgerecht um eine halbe Blendenstufe abweichen...

Man hat hier also einige Messtoleranzen, wie ein Sensor Licht sieht und interpretiert, sowie ggf. noch mechanische Dinge in der Kamera, die auch Toleranzen haben, und dann je nach Abstimmung des Sensors und der JPEG-Engine resp. dem Rendering der RAW-Software so einige Bestandteile im Workflow...

Lichtmessung erfolgt erstmal mit der vorgeschobenen Kalotte vom Motiv zur Sonne gemessen, wobei die Richtung durchaus wichtig ist.
Feingewindeanmerkung: Je nach Untergrund und Umgebung (stark reflektierender Sand, Schnee, oder schluckende dunkle Untergründe etc. bedingen hier auch ggf. Korrekturfaktoren) muss auch geschaut werden, ob die Ergebnisse 1:1 übertragbar sind...

Wenn grössere Abweichungen auftreten, sollte man hier IMHO folgende Dinge prüfen:
- Handbelichtungsmesser kalibrieren lassen/gegen einen anderen Handbelichtungsmesser von nem Fotokumpel gegenchecken
- Abstimmung der Kamera eruieren, ob das standardmässig so ist
- Ggf. hat die Kamera noch irgendwelche Mechanismen aktiv, die noch im letzten Moment beim Abdrücken die Verschlusszeit beeinflussen- gerade Nikon und Canon haben hier viel Monitoring-Intelligenz drin, die ggf. anhand von diversen Indikatoren unabhängig von den eingestellten Werten die Laufzeiten beeinflussen
- ggf. gealterte Fotozelle, die nicht mehr auf alle Wellenlängen gleich reagiert- und hier z.B. auf einigen ausgewählten Wellenlängen überproportional viel reinbekommt und demzufolge eine etwas zu kurze Zeit wählt. Blitzlicht hat hier eine etwas andere Spektrumsverteilung als Naturlicht, was ja auch je nach Tageszeit etc. schwanken kann


Wobei eben auch in bestimmten Situationen die Messung des reflektierten Lichts durch die Kamera (die letztendlich ja auch nur ein Werkzeug ist) Vorteile bieten kann- man muss hier allerdings rausfinden, was die Kamera hier als Neutralpunkt definiert, was heute nicht mehr in jedem Messprogramm die 18%-Graukarte als Äquivalent ist... Hier können modernere Kameras allerdings auch die Erkenntnisse aus ihren RGB-Sensoren einfliessen lassen, was da als Motiv ihnen entgegenstrahlt.
 

Meine Vermutung ist, Du misst im falschen Modus. Eine Differenz von f9 auf f16 ist weder eine übliche Toleranz noch sonst was, was irgendwie normal wäre. Du musst den Beli auf direkte Messung einstellen oder dazu die milchige Kuppel aufstecken. Meine Vermutung ist, Du hast einfach die Kuppel vergessen aufzustecken? Die schluckt nämlich etwa genau so viel Licht, wie die Messung daneben lag. ;-) Es würde auch helfen, wenn Du uns das Beli Model nennen könntest.

Fast jeder einigermaßen moderne Belichtungsmesser kann direkte und indirekte Lichtmessung.

Direkte Lichtmessung:
Sensor gegen die Lichtquelle halten. Nein, das schadet dem Sensor garantiert NICHT, denn genau dafür ist der gemacht!
Bei den meisten Belichtungsmessern wird dazu eine milchige Kuppel auf den Sensor gesteckt. Zu beachten ist, dass Du am Beli Ambient einstellst, also Dauerlicht. Die meisten Belis heute können nämlich Blitzmessung und Dauerlicht. Beides wird unterschiedlich gemessen.

Indirekte Lichtmessung (Objektmessung):
Hier wird der Sensor auf das zu messende Objekt gerichtet - also das, was Du fotografieren möchtest. Das muss dann ohne die Kuppel erfolgen. Manche Geräte haben für indirekte Lichtmessung noch eine Art Zielvorrichtung. Auch hier muss am Messgerät Ambient/Dauerlicht eingestellt sein.

Nun ist das aber so, dass die Arbeit mit dem Beli nicht ganz so einfach ist, wie man sich das vorstellt. Weshalb ich mich immer wundere, warum viele Leute behaupten, dass eine genaue Messung nur mit einem Beli möglich sei. Bei Dauerlich Outdoor genügt eine kleine Wolke und die Belichtung ändert sich komplett. Egal, ob man direkt oder indirekt gemessen hat. Bei der Objektmessung ist es ratsam, mittlere Helligkeitsbereiche zu messen - oder dunkle und helle zu messen. Dazu haben moderne Geräte Messspeicher, die das dann zusammenrechnen und den optimalen Belichtungswert bilden. - Oder Du misst einfach den hellsten und dunkelsten Teil und bildest Dir im Kopf den Mittelwert.

Um Tageslicht und Blitz zu mischen, benötigst Du jedoch nicht unbedingt einen Beli. Du kannst auch erst eine Aufnahme ohne die Blitze machen und schaust Dir das Ergebnis am Display an (sollte eine aktuellere Cam sein, da kannst Du am Display sehr gut die Belichtung beurteilen. Ältere Displays oder günstige Kameras sind da weniger geeignet). Dann kannst Du langsam anfangen, Blitzlicht einzumischen und den Unterschied beobachten. Oftmals ist weniger mehr! Zu viel einblitzen wirkt meistens komisch.

Nun kannst Du auch mit beiden Lichtquellen spielen und z.B. das Dauerlicht bewusst unterbelichten und dafür den Blitz mehr aufdrehen.
Für diese Bilder habe ich übrigens keinen Beli benutzt, sondern nur das Kameradisplay zur Beurteilung.

Ambient unterbelichtet und ein Head von vorne


Auch hier ein Head von vorne (siehe Schatten an der Mauer)


Hier wurde mit einem Head von Rechts etwas Magenta eingeblitzt (subtil, aber sichtbar - vor allem im Vergleich ohne Blitz)
Deutlich zu erkennen, die farbige Aufhellung im Gesicht und am Kleid.


Hier wurde das Tageslicht (heller Tag) bewusst unterbelichtet, damit der Blitz den Akzent setzen kann.


Wie gesagt, alle ohne Beli entstanden.

Mein Belichtungsmesser ist ein Kenko KFM-1100. Bei der Lichtmessung habe ich ihn auf Ambient gestellt und natürlich die Kalotte vor dem Sensor befestigt. Zur Objektmessung ohne Kalotte habe ich ihn noch nie verwendet. Bisher habe ich den Belichtungsmesser immer vor dem zu fotografierenden Objekt direkt zur Lichtquelle gehalten, also hier in dem Fall direkt zur Sonne.

Kenne den Kenko jetzt nicht, aber wurde auch gleiche ISO eingestellt (Kam und Beli-messer)?

Bei stark unterschiedlichen Lichtsituationen hilft das gute alte Zonenverfahren.

Dann versteht man auch das korrekt Belichtet nicht gibt
die Festlegung der Belichtung gehört zur kreativen Bildgestalltung.

Anderer Gedanke: Sind in der Kamera noch irgendwelche Automatismen eingestellt, die auch im manuellen Modus greifen, wie Auto-ISO oder sowas wie das D-Lighting bei Nikon? Oder ist hier schlicht im Sommer der Dynamikumfang des Motivs grösser als das des Sensors und wie vom Vorschreiber bereits genannt, saufen die Schatten deshalb ab?

Die Kalotte mit der du das Licht messen möchtest darf nicht zur Sonne zeigen. Sie muss das Licht messen das dein Motiv aus der Aufnahmerichtung trifft. Sie muss also dorthin zeigen wo du mit der Kamera stehst.....

Ich habe auch noch einen Beli.  Nutze den aber höchstens noch beim Blitzeinsatz im Studio.  Lichtmessung wird trotz Kalotte meist ein Lotteriespiel bleiben.  Wenn man Zeit hat für Lichtmessung per Beli hat man auch genug Zeit die Belichtung per Histogramm einzustellen.  Ist einfach genauer und übersichtlicher.  Ja, das soll bei einigen DSLRs auch bei Live-View gehen :-)

Der Unterschied zwischen Licht- und Objektmessung ist mir wohl bekannt

.. das glaube ich eben nicht.

Bei der Lichtmessung wird mit Kalotte in Richtung Kamera gemessen ! (oder z. B. im Studio auch auf die Lichtquelle)
Man misst so das Licht das auf das zu fotografierende Objekt trifft - deshalb Lichtmessung.

Bei der Objektmessung misst man ohne Kalotte in Richtung Objekt und misst so das vom Objekt (oder Motiv) refektierte Licht.

Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile und funktioniert nicht bei allen Lichtsituationen. Es braucht eben doch ein paar Kenntnisse.

Deine Methode aber kann keine richtigen Ergebnisse liefern.

 

Direkte Lichtmessung - Indirekte Lichtmessung usw.

Leute, wo habt ihr solchen Quatsch her ?