Die Einschränkung der Fotografenfreiheit durch ein Modell... 160

9 years ago
Diese "wasserdichten" Verträge...   Allein wie oft ich hier wieder von "nichtkommerzieller Nutzung" gelesen habe. Das bedeutet, dass weder Model, noch Fotograf nicht die Absicht haben jemals Geld für Ihre Arbeit zu nehmen. "Nicht kommerziell" sind rein private Nutzungen die keinerlei Gewinnerzielungsabsichten haben. Ihr könnt also jeden Fotografen oder jedes Model fragen, ob sie für z.b. 500,- den oder den Job machen wollen. Wer das bejat, hat kommerzielle Nutzung und ist damit vertragsbrüchig. 
#101Report
[gone] jan wischnewski photography | berlin | potsdam
9 years ago
wann ist ein Vertrag eigentlich wasserdicht, also wird das "Recht aufs eigene Bild" komplett ausgehebelt ?

Eine "wasserdichter" Vertrag ist nicht dafür da, das Model seiner Rechte zu "berauben". Sie gibt ihre Rechte an den Fotografen ab; und zwar freiwillig. Dafür erhält sie i.d.R. Geld oder einen Anteil an Bildverkäufen. Wer seine Rechte als "ausgehebelt" empfindet, sollte keinen Vertrag unterschreiben! "Wasserdichte" Verträge (Model Release) kannst du bei jeder deutschen Bildagentur kostenlos herunterladen. Das sind aber die sogenannten "Pay-Verträge". Rechte gegen Geld - das ist immer noch die einfachste Version eines Model-Vertrages.
#102Report
9 years ago
Nun frage ich mich ob es tatsächlich hier Fotografen (beides Geschlechts) gibt, die sich solchen Zensur unterwerfen?

Ich würde es grundsätzlich nicht machen, aber das hindert ja kein Model daran, genau das als ihre Bedingung festzulegen. Dann wird's eben nichts mit einem Shooting...
Wo bleibt es die Künstlerische Freiheit eines Fotografen?

Die liegt immer in der Hand des Fotografen. Wenn er sich auf solche Einschränkungen einlässt, würde ich ohnehin zögern, ihn als "Künstler" oder als "künstlerisch/kreativ Tätigen" zu bezeichnen.
#103Report
9 years ago
Das ist ja geradezu lächerlich.
Ich stelle einen neuen Mitarbeiter ein und der schreibt mir vor, wie ich meinen Betrieb zu führen habe. Hallo!
Aber hier in der MK ist ja offensichtlich nichts unmöglich.

Das Verhältnis zwischen einem Fotografen und einem TfP-Model mit dem Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis zu vergleichen ist allerdings ziemlich abwegig. In jeder Hinsicht.
#104Report
9 years ago
Ich kann die Dame gut verstehen. Sie ist ja auf den Bildern drauf und will sich gut präsentieren. Sie ist keine Leinwand sondern ein Mensch mit eigenen Bedürfnissen.

Ein Model ist genau das. Nicht mehr, nicht weniger.

Arbeitsmaterial des Fotografen, des Malers, des Bildhauers, des Künstlers, das Kunstschaffenden...
#105Report
9 years ago
wann ist ein Vertrag eigentlich wasserdicht, also wird das "Recht aufs eigene Bild" komplett ausgehebelt ?

1. Das "Recht am eigenen Bild" gehört zu den allgemeinen Persönlichkeitsrechten und kann im deutschen Rechtssystem überhaupt nicht "komplett ausgehebelt" werden.
2. Ein Vertrag ist dann "wasserdicht", wenn er
a) nichts zu regeln versucht das rechtlich nicht oder nicht so zu regeln ist
b) klar und eindeutig formuliert ist
und
c) keine sittenwidrigen oder rechtswidrigen Klauseln enthält.
#106Report
9 years ago
Ganz generell ist dieser MK-Thread wieder einmal ein leuchtendes Musterbeispiel dafür, daß das Abstraktions- und Differenzierungsvermögen in Deutschland und ganz besonders in deutschen WWW-Foren komplett vor die Hunde gekommen ist...

Bitte einfach mal sorgfältig folgende Dinge auseinander halten, die nichts, nichts, nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun haben:

  1. "Es ist  (in Deutschland) rechtlich so, daß..."
  2. "Ich finde, es sollte (in Deutschland) rechtlich so sein, daß..."
  3. "Ich handhabe die Sache XYZ folgendermaßen..."
  4. "Wie handhabt Ihr die Sache XYZ...?"
  5. "Wieso handhabt Ihr die Sache XYZ so, wie Ihr sie handhabt...?"
  6. "Wie findet Ihr es, wenn ich die Sache XYZ so und so handhabe...?"
  7. "Wie findet Ihr es, wenn jemand die Sache XYZ so und handhabt...?"


Okay, ich gebe zu: wenn man das einfach mal sorgfältig auseinander hält, dann erübrigt sich ungefähr 80 Prozent des gesamten Gesabbels auf der Welt, und die dann entstehende Ruhe würde manche Menschen wohl fürchterlich erschrecken.
Lohnt sich aber trotzdem.
#107Report
9 years ago
Eine "wasserdichter" Vertrag ist nicht dafür da, das Model seiner Rechte zu "berauben".

Ein "wasserdichter Vertrag" ist dafür da, hinther nicht darüber streiten zu müssen, wie's geregelt ist, und dafür, daß nicht hinterher eine Vertragspartei kommen kann und sagt: "Nee, ich sehe das jetzt aber doch anders..."
Nicht mehr, nicht weniger.
Ein "wasserdichter Vertrag" ist einer, den anzufechten aller Wahrscheinlichkeit nach vollkommen sinnlos, weil ohne Erfolgsaussicht ist.
Nicht mehr, nicht weniger.
#108Report
9 years ago
Wirkliche ausdrucksvolle Kunstwerke beim ersten Aufeinandertreffen
(1. Shooting) von Model und Fotograf erschaffen zu wollen halte ich
ohne eine ausführlichste, vorherige Kommunikation für naiv.

Ich bezweifle stark, daß Fotografen wie z.B. Peter Lindbergh vor dem ersten Shooting sehr viel mit dem Model reden, wenn denn überhaupt. Und auch von z.B. Helmut Newton ist nicht bekannt, daß er wahnsinnig viel mit seinen Models "kommuniziert" hätte. Viele kannte er vorher überhaupt nicht weiter.
#109Report
9 years ago
@ Tom: Ich bezweifle, dass Peter Lindberg oder Helmut Newton sich aus dem Pool
der http://www.model-kartei.de bedient haben und Helmut Newton war dafür bekannt,
dass er selbst sein Arbeit nicht als Kunst einaschätze, sondern sich eher wunderte,
wenn jemand seine handwerkliche Arbeit so missverstand.
#110Report
9 years ago
"Die liegt immer in der Hand des Fotografen. Wenn er sich auf solche Einschränkungen einlässt, würde ich ohnehin zögern, ihn als "Künstler" oder als "künstlerisch/kreativ Tätigen" zu bezeichnen."

Nicht alle Fotografen wollen Künstler sind und nicht alle Fotografen sind Künstler.
#111Report
9 years ago
@ Tom: Deine nicht selten einseitige Sicht reizt und fordert zum Widerspruch.

"Ein Model ist genau das. Nicht mehr, nicht weniger.
Arbeitsmaterial des Fotografen, des Malers, des Bildhauers, des Künstlers, das Kunstschaffenden.
"

Wenn Du eine Balletttänzerin, einen Clown, einen Kabarettisten,
eine Sängerin, eine Schauspielerin, einen Geigenbauer fotografierst...
kannst Du gerne Dein allerbestes Objektiv nehmen und auf Dein
Urheberrecht verweisen. Das macht Dich bei diesem Bild nicht zum Künstler,
denn das ist der andere. Das Model.

...und Du bist NUR derjenige, der diese Kunst festhält.
Wie eine Überwachungskamera. Mehr nicht.
#112Report
9 years ago
Einen Menschen als Arbeitsmateria zu bezeichnen finde ich mehr als heftig ....
#113Report
Einen Menschen als Arbeitsmateria zu bezeichnen finde ich mehr als heftig ....

Ist es auch. Sehen aber viele so. Darauf lassen sich vermutlich 80% der Probleme zwischen Model und Fotograf zurückführen.
Aber schön dass Tom mal wieder versucht, uns kleinen Kindern die Welt zu erklären.
#114Report
9 years ago
@ Tom: Ich bezweifle, dass Peter Lindberg oder Helmut Newton sich aus dem Pool
der http://www.model-kartei.de bedient haben

Ja. Und? Ändert doch nix an der Sache.
Oder möchtest Du sagen: MK-Models sind Models, die sich von anderen dadurch unterscheiden, daß man von einem Shooting erstmal lange mit ihnen kommunizieren muß, weil das mit dem Shooting sonst meist nicht klappt?
Das spräche dann allerdings ziemlich gegen die MK-Models...
und Helmut Newton war dafür bekannt,
dass er selbst sein Arbeit nicht als Kunst einaschätze, sondern sich eher wunderte,
wenn jemand seine handwerkliche Arbeit so missverstand.

Ja. Und? Ändert nichts daran, daß er hervorragende Fotos mit Models machen konnte, mit denen er vorher nicht lange Vorbesprechungen geführt hat...
#115Report
9 years ago
"Die liegt immer in der Hand des Fotografen. Wenn er sich auf solche Einschränkungen einlässt, würde ich ohnehin zögern, ihn als "Künstler" oder als "künstlerisch/kreativ Tätigen" zu bezeichnen."

Nicht alle Fotografen wollen Künstler sind und nicht alle Fotografen sind Künstler.

Uneingeschränkte Zustimmung, nur: der TE fühlt sich in seiner künstlerischen Freiheit durch das beschriebene Model-Verlangen eingeschränkt, er nimmt also zumindest künstlerische Freiheit für sich in Anspruch. Und wer als Künstler oder künstlerisch Tätiger ernst genommen werden will, der darf sich m.E. auf sowas nicht einlassen.
#116Report
9 years ago
@ Tom: Deine nicht selten einseitige Sicht reizt und fordert zum Widerspruch.

"Ein Model ist genau das. Nicht mehr, nicht weniger.
Arbeitsmaterial des Fotografen, des Malers, des Bildhauers, des Künstlers, das Kunstschaffenden."


Wenn Du eine Balletttänzerin, einen Clown, einen Kabarettisten,
eine Sängerin, eine Schauspielerin, einen Geigenbauer fotografierst...
kannst Du gerne Dein allerbestes Objektiv nehmen und auf Dein
Urheberrecht verweisen. Das macht Dich bei diesem Bild nicht zum Künstler,
denn das ist der andere. Das Model.

Wenn ich einen Schauspieler, einen Clown, einen Kabarettisten, eine Sängerin oder eine Schauspielerin fotografiere, dann bin ich der Kreative, der das Foto macht. (Ich persönlich würde mich nie als "Künstler" bezeichnen, wohl aber als kreativ und manchmal auch künstlerisch Tätigen).
Wenn ich einen Schauspieler, einen Clown, einen Kabarettisten, eine Sängerin oder eine Schauspielerin fotografiere, werden die dadurch keineswegs zum "Miturheber" des Fotos.
Um das zu werden, müssen sie schon deutlich mehr zum Bild beitragen als sich von mir fotografieren zu lassen. (Sogar bei Bühnenfotos von Schauspielern entsteht keine "Miturheberschaft" des Fotos.) Auch bei einem Film sind die Schauspieler nicht Miturheber.
Ich zitiere an dieser Stelle den Hamburger Rechtsanwalt und Medienrechts-Experten Dr.Martin Bahr:
"Die Filmdarsteller sind ausübende Künstler und Inhaber der Rechte nach §§ 73 ff UrhG. In Ihrer Funktion als Schauspieler können sie nicht Miturheber sein. Sollten sie jedoch über die schauspielerische Leistung hinaus am Film mitgewirkt haben, so steht ihnen evtl. als Co-Regisseur eine Miturheberschaft zu."
#117Report
9 years ago
Einen Menschen als Arbeitsmaterial zu bezeichnen finde ich mehr als heftig ....

Ich habe großen Respekt vor meinem Werkzeug und meinem Arbeitsmaterial.
#118Report
@ TomRohwer
Ich habe großen Respekt vor meinem Werkzeug und meinem Arbeitsmaterial.


Aber Menschen sind keine Sache, oder? Ich frage nur deswegen, weil du sonst immer bemüht darum bist, alles in einem korrekten juristischen Kontext zu bringen.
#119Report
9 years ago
Wenn man die Ansicht hat, dass Models Arbeitsmaterial sind, dann sind Models in der MK aber auch diejenigen, die genau dieses Arbeitsmaterial zur Verfügung stellen. Und damit auch die Bedingungen aushandeln.

Wenn ein Künstler in seinen Kunstladen geht und Farben kauft und mit Geld bezahlt, wird der Ladenbesitzer sicherlich keine Auflagen machen, wie er die Farben verwenden soll. Macht er mit dem Ladenbesitzer allerdings den Deal "ich zahle nichts, aber schreibe auf meine Bilder, dass die Farben aus diesem Laden sind, außerdem bekommst Du handsignierte Abzüge davon", dann fände ich es vollkommen ok, dass der Ladenbesitzer sagt "ich will verhindern, dass Du mit meinen Farben religionskritische Werke oder NPD-Werbung veröffentlichst, deshalb bekommst Du die Farben nur, wenn ich der Veröffentlichung Deiner Werke meine Zustimmung erteile."

Klar kann man sagen, dass kein wahrer Künstler auf so einen Deal eingeht. Deshalb zahlen Künstler halt auch mit Geld für ihre Arbeitsmaterialien, um frei von solchen Einschränkungen zu sein. Kann hier jeder haben. Dafür gibt es Modelagenturen.

Aber ist genau dieser Gegensatz von "alles nur TFP, weil ich kein Geld dafür zahlen will" und "ich bin der große Künstler, das Model ist mein Arbeitsmaterial, ich dulde keine Einschränkung meiner künstlerischen Freiheit", der nicht passt.
(Das ist nichts, was im Widerspruch zu TomRohwer steht, rückt aber den Begriff der künstlerischen Freiheit zur Verwendung von Arbeitsmaterialien in eine andere Perspektive.)
#120Report

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