mir geht es nur um die dreistigkeit und ich muß auch ehrlich sagen, bislang in dieser form
noch nicht erlebt.

Was bitte ist daran "dreist"?

Es ist ein klares, faires Angebot.  Ich modele für Dich, aber nicht zur Veröffentlichung, es sei denn "anonymisiert" (also schon eine Art "Teilveröffentlichungsmöglichkeit"), ich zahle kein Geld dafür, ich kassiere kein Geld dafür, ich möchte schöne Bilder von meiner Schwangerschaft und meinem Baby, Du kannst schöne Bilder von einer Schwangerschaft und einem Baby machen.

Wer mit Fotos Geld verdienen will, wird das Angebot nicht annehmen. Wer einfach gerne Menschen fotografiert und die Anbieterin sympathisch und fotografisch brauchbar (oder herausfordernd) findet, hat eine riesen Möglichkeit, sich auszutoben.

"Du gärtnerst total gerne, hast aber keinen eigenen Garten und kannst Dir auch keinen leisten? Okay, hier mein Angebot: ich habe einen Garten, aber weder Zeit noch Lust, in dem bestimmte Arbeiten zu erledigen. Ich stelle Dir meinen Garten zur Verfügung, damit Du gärtnern kannst. Aber nein, um Mißverständnisse zu vermeiden, Du darfst nicht jedes Wochenende Führungen für Garteninteressierte in meinem Garten veranstalten."

Das Angebot kann man annehmen, oder man nimmt es eben nicht an.

So what?

An meinem Auto geht eine Licht nicht. Möchte jemand die Birne wechseln?
Bitte eine eigene Birne mitbringen und den Autoschlüssel gebe ich nicht aus der Hand...

Wenn jemand "Leuchtmittel an KFZ wechseln" als Hobby hat, ist das ein tolles Angebot.

Ein anderes mal habe ich über Facebook eine Shooting-Anfrage bekommen. Dieses "Model" hat aber gleich gemeint, das ich die Fotos nicht veröffentlichen darf. Ich schrieb daraufhin zurück (damals schrieb ich auf so einen Dünnpfiff noch zurück, heute nicht mehr): "Das bedeutet also, ich kaufe mir eine Kamerausrüstung für mehrere tausend Euro, Bildbearbeitungsprogramme für mehrere hundert Euro, investiere meine Zeit (mindestens 2 Wochenenden) in die Bildbearbeitung und dann darf ich die Fotos nicht veröffentlichen??"

Wo aber nun ist bitte der "moralische Unterschied" zwischen Dir, der Du meinst, die Ausgabe für eine Kamerausrüstung berechtige Dich dazu, von jedem Model zu verlangen, es müsse einer Veröffentlichung der Fotos zustimmen, und einem Model, das meint "Ich lass mich gerne fotografieren, aber veröffentlicht werden will ich nicht!"?

Und wenn Du 100.000 Euro in Dein Equipment gesteckt hast, hat trotzdem immer noch jedes Model das selbstverständliche Recht zu sagen: "Ich modele nicht für die Veröffentlichung, sondern nur für Fotografen, denen es um den Spaß am fotografieren geht." Und dafür ein Honorar zu kassieren.

Natürlich ist die Anfrage frech. 
Und dass man sagt "Wer sich melden will, kann sich doch melden und sonst halt nicht."... das sagt man NUR weil Fotograf nicht als "richtige Arbeit" gilt. 

Ja, es gibt Leute, die als Hobby fotografieren. 

Es gibt aber auch Leute, die als Hobby gern BACKEN. Trotzdem wäre eine Stellenausschreibung einer Bäckerei "Suchen Bäcker, gibt aber kein Geld." eine Frechheit und würde so auch überall so angesehen, denn "Bäcker" gilt gemeinhin als "richtige Arbeit". 

Es gibt Leute, deren Hobby ist ihr Garten. Eine Anfrage zum "hobbymäßigen Gratis-Spargelstechen, den Spargel dürfen Sie aber nicht selbst essen" würde man trotzdem als dreist ansehen, denn das ist ja ebenfalls "richtige Arbeit". 

In diesen Fällen würde auch keiner sagen "Wer den Job nicht machen will, muss sich ja nicht melden." sondern es würde sich über diesen "Arbeitgebern" ein öffentlicher Shitstorm sondergleichen entladen! 
Politiker würden nach strengeren Gesetzen blöken und die BLÖD-Zeitung würde nach Teer und Federn schreien. 

Bei Fotografen ist das natürlich anders, denn das ist ja "Vergnügen" und keine Arbeit. 

Fotografen versuchen ihre Leistung bestmöglich zu vermarkten
und so ist es völlig legitim, dass die vor der Kamera versuchen
eine gewünschte Leistung möglichst günstig zu bekommen.

Ich hätte wesentlich weniger Probleme mit diesen Fotografen, wenn sie denn auch alle brav und wie es sich gehört

1. dafür Steuern bezahlen
2. dafür ihre HWK-Beiträge bezahlen
3. ihre BG-Beiträge bezahlen (und ihre Berufsunfälle nicht auf Kosten der GKV behandeln lassen)
4. ihre extra Mülltonne für Gewerbetreibende bezahlen
5. sich an die einschlägigen Verbraucherschutzvorschriften halten

etc.pp.
In der MK indessen, mit einem Anteil regulärer Profis unter den Fotografen von schätzungsweise 0,1 Prozent, finde ich einige Dinge deutlich dreister als das beschriebene Ansinnen dieses Models.

Es gibt aber auch Leute, die als Hobby gern BACKEN. Trotzdem wäre eine Stellenausschreibung einer Bäckerei "Suchen Bäcker, gibt aber kein Geld." eine Frechheit und würde so auch überall so angesehen, denn "Bäcker" gilt gemeinhin als "richtige Arbeit".

Die Schwangere mit einer Bäckerei zu vergleichen ist allerdings ziemlich skurril.

Oder meinst Du, die Schwangere dürfe nicht im Bekanntenkreis herumfragen, ob jemand Lust hat, ihr kostenlos ein paar Babysachen zu stricken, sondern müsse die bezahlen?

Es gibt Leute, deren Hobby ist ihr Garten. Eine Anfrage zum "hobbymäßigen Gratis-Spargelstechen, den Spargel dürfen Sie aber nicht selbst essen" würde man trotzdem als dreist ansehen, denn das ist ja ebenfalls "richtige Arbeit".

Ein Schwager von mir, ein begnadeter Heimwerker, hat ein heimliches "Hobby". Er gräbt gern.

Echt. Neue Drainage, scheiße, muß man alles aufgraben, entweder teuer, oder viel scheiß Arbeit. "Ach was, das mach ich schnell mal!" Bevor Du gucken kannst, hat er den Spaten in der Hand. Der hat auch die Kellergrube für seinen Anbau persönlich von Hand ausgehoben. Dem macht es einfach Spaß, zu buddeln.

Käme aber nie auf die Idee zu sagen "Wenn ich Eure Drainage buddle, will ich aber auch mein Wasser da einleiten". Er macht's einfach, weil es ihm Spaß macht. Die Zeit, die er darauf verwenden kann - klar, die bleibt dann erstmal bei Familie und Freunden.

In diesen Fällen würde auch keiner sagen "Wer den Job nicht machen will, muss sich ja nicht melden." sondern es würde sich über diesen "Arbeitgebern" ein öffentlicher Shitstorm sondergleichen entladen!

Es geht hier nicht ansatzweise um "Arbeit" oder "Arbeitgeber" oder "Arbeitnehmer".

Es geht hier, wie in 99,9999 Prozent aller Fälle in der MK, um ein H O B B Y .

Das hat mir "richtiger Arbeit" überhaupt nichts zu tun. Das Hobby Fotografie ist ja auch wirklich keine "richtige Arbeit" sondern eben eine künstlerische Freizeitbeschäftigung. Viele berühmte Fotokünstler sind keine hauptberuflichen Fotografen. Der Beruf des Fotografen ist eine "richtige Arbeit" - und wer den beauftragt, muss dafür zahlen. Alles andere ist frei vereinbar.
Viele Grüße
Micha.

ich finde es bemerkenswert, mit was für einer leichtigkeit das thema z.t. gesehen und beantwortet wird.

wie gesagt, ich stimme euch zu, das man das ja nicht machen muß. auch ist es richtig, daß es leute gibt, die sich darüber nicht ärgern o.ä.,dazu
sind wir ja eh alle zu verschieden.

allerdings sehe ich die art gleichgültigkeit, wie manche es sehen, als nicht vertretbar an. es geht hier nicht um irgendeinen job, es werden ja
auch noch wünsche geäußert:gute qualität, möchte sich selber noch vergrößerungen/abzüge machen, keine öffentliche verwendung bzw zumindests
eingeschränkt....aber das will sie sich ja noch überlegen....sagen wir doch mal vielen dank dafür.

ich rühre mir einen teig an. mehl, eier, zucker und weitere zutaten sind von meinen nachbarn. die eier von nachbar x sind nicht so gut, weil es sind
keine freilandeier, da habe ich höhere ansprüche. eine strasse weiter ist ein bäcker, dem hab ich den teig gegeben, damit er mir daraus ein kuchen
backt, natürlich for free...

...sag mal: wo sind wir?....

die lebenseinstellung ist mist. nur es gibt wie zu viele leute, die sich das bieten lassen und nix sagen. das ist in allen lebenslagen so geworden.

schrecklich!

HvonH trifft es auf den Punkt...

Tom Rohwer, ich vergleiche nicht die Schwangere mit der Bäckerei. Ich vergleiche Fotos machen, mit denen man nichts machen darf und für die man nichts bekommt mit Kuchen backen, den man nicht essen darf, wofür man nichts bekommt. 

Und ja, natürlich darf die Schwangere im Bekanntenkreis rumfragen, ob einer für sie stricken will. ABER: 

1. Das hier ist nicht Ihr "Bekanntenkreis" sondern die Öffentlichkeit. 
2. Im Bekanntenkreis wird sie sich dann wohl kaum hinstellen und präzise Forderungen stellen was Farbe, Material, Größe der Maschen und Haltbarkeit angeht, sondern sie wird dankbar das nehmen, was kommt. 
3. Eine Schwangere mit einem MINDESTMASS an Kinderstube würde niemals erwarten, dass Ihr jemand gratis was strickt. Auch wenn das jemand gern tun würde, wäre der Dame - sofern Kinderstube vorhanden - bewusst, dass es sich gehört, hier eine Art "Dankeschön" zu bieten. Pralinen, ne Kinokarte, ein Buch, Blumen.. was auch immer. 

Da wo ich herkomme, nutzt man niemanden aus. Auch nicht, wenn er es anbietet. Man revanchiert sich. 

@eyeschnee....

...danke, man wird verstanden ;)

Nur um das mal abschließend zu betonen. 

- Natürlich darf hier jeder anfragen, was immer er will! Egal wie einseitig dabei die Vorteile liegen mögen. 
- Natürlich will ich das nicht verbieten oder reglementieren oder sanktionieren oder sonst irgendwas. Freies Land, freie Meinung! 

Ich wollte bloss sagen, dass man - wenn man sich denn darüber grad aufregen möchte - durchaus Gründe hat, die nicht komplett aus der Luft gegriffen sind. 

Man MUSS sich nicht darüber aufregen. Mache ich auch nicht. Ich kann eine negative Meinung ganz unaufgeregt hier rein tippen, da geht mein Blutdruck nicht von hoch. 

Problematisch an der Sache ist auch nicht dieser Job oder dass mal jemand ein bisschen weltfremde Ansprüche hat.  
Problematisch finde ich, dass die Fotografen immer die Ersten sind, die den Wert der eigenen Arbeit und der Arbeit der anderern Fotografen kleinreden. 
Kann man machen, ist aber strategisch einfach unklug. Denn wenn etwas oft genug wiederholt wird, setzt sich das in den Köpfen fest. 
Und das hat mitnichten nur negative Auswirkungen auf Profis. Auch der Wert von TfPs sinkt damit und dann gibts mehr No-Shows, mehr Respektlosigkeiten, schlechtere Kommunikation, weniger Urheberkennzeichnungen... und so weiter. 

Ich habe gerade einen Shootingausschreibung gelesen

Model ganz aus der Nähe
bestimmt nettes Mädel
aber das Thema interessiert mich überhaupt nicht  ( ist aber in der MK ein sehr beliebtes Thema)
in meinem Studio  problemlos machbar.
sie will Geld dafür,  aber ich würde es auch auf TFP nicht machen.
Bin mir aber sicher, andere machen es gerne und auch sehr gut.

Wo soll ich mich beschweren und worüber?


PS
diese Woche habe ich ganz auf die schnelle kostenlose Passbilder gemacht.