Trugschlüsse in der Modefotografie 145

15.06.2011
Haftungsausschluss: Bevor die üblichen Verdächtigen sich jetzt wieder beschweren, daß so ein Beitrag auf der MK nichts zu suchen habe, Ihr müßt es ja nicht lesen.

In den letzten Tagen haben mich einige Fotografen gefragt, wie man am besten Modefotograf wird. Da ich mehr im kommerziellen Bereich arbeite, habe ich einen befreundeten Modefotografen, Benjamin Kanarek, um Erlaubnis gefragt einen Artikel zu übersetzen, den er vor ein paar Jahren geschrieben hatte, der aber immer noch aktuell ist:

Mußt Du ein guter Fotograf sein um in der Modefotografie Erfolg zu haben?
Die Antwort ist ein eindeutiges NEIN. Es hat nicht so viel mit Talent zu tun, wie mit der Einstellung, dem Elan, der Perspektive und der Kühnheit. Wie man das soziale Gefüge wahrnimmt und in Fotos übersetzt ist ein sehr wichtiger Teil des Prozesses.

Brauchst Du gutes technisches Wissen um erfolgreich zu sein?
Wieder ist die Antwort ein eindeutiges NEIN. Jeder Fotograf kann sich mit einem guten Bildbearbeiter zusammentun, denn die Bilder sehr poliert oder sehr unpoliert aussehen zu lassen ist nicht schwierig. Als ich noch mit Film fotografiert habe und Photoshop sich noch im Anfangsstadium befand, mußte ich es von vornherein richtig machen. Wenn nicht, wäre ich nichtmal angelaufen.

Bekomme ich Arbeit, sobald mein Portfolio fertig ist?
Was ist fertig? Die eigentliche Antwort lautet, es kommt drauf an. Leider reicht ein gutes Portfolio nicht aus. Verbindungen ist einer der wichtigsten Punke um einen Auftrag zu bekommen. Zu wissen, wen man nicht fragt ist genauso wichtig, wie wen man fragt. Wenn du nicht weißt, daß zum Art Director gehen von Naivität zeugt, weil du nicht weißt, daß der Editor des Magazins der bessere Ansprechpartner ist; das alleine kann deine Chancen ruinieren in den Kreis zu kommen. In anderen Fällen gilt genau das Gegenteil. Zum Editor gehen kann den Art Director wirklich sauer werden lassen, weil sie vielleicht denken, daß man ihre Autorität umgehen will. In dieser Hinsicht ist das ein sehr politisches Geschäft. Erkundige dich und finde heraus, wer wirklich die Entscheidung trifft. Es ist oftmals mehr als nur eine Person. Aber in jedem Fall sollte man seine HAUSAUFGABEN machen.

Um Erfolg zu haben, muß man in einem Zentrum sein?
Die Antwort ist JA!

Wenn man nicht in New York, Paris, London, Mailand, Los Angeles oder Tokio und in einigen Fällen, Madrid, Sao Paulo, Chicago, München, Miami, Toronto, Berlin und Moskau ist, sollte man seine Ziele überdenken. Sei bereit die Koffer zu packen und bereite dich auf eine spannende Reise vor.

Brauche ich professionelle Ausrüstung um Erfolg zu haben?
NEIN, NEIN und NEIN. Arbeite mit dem was du hast, wenn du den Auftrag bekommst, der Kunde zahlt für alles was man braucht um den Auftrag zu vollbringen. Ich habe kein Studio. Ich habe ein paar Blitze für meine persönlichen Sachen und zum Experimentieren. In allen Fällen hat der Kunde bezahlt und wird dies auch weiterhin für alle technischen Kosten tun. Ich muß nur mich selber bringen. Ich kann einen Assistenten mitbringen oder den Assistenten des Studios nutzen. Wenn ich meine eigene Ausrüstung nutzen möchte und sie genüg um den Auftrag fertigzustellen, kann ich das machen. Es bist Du, der den Auftrag bekommt und nicht Deine Ausrüstung.

Quelle

Originalartikel

Prost ;)

Sven
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Webseite und Blog
15.06.2011
Hab mich schon gewundert warum heute noch kein Leitartikel mit Link zu diesem großartigen Blog erschienen ist...

...nu bin ich beruhigt - da isser ja!
Sehr gewagte Aussagen... Das mag für einen von vielen hunderten vielleicht zutreffen.

Ich kenne keinen Kunden der sagt das es egal ist ob man fotografieren kann und dann dafür noch die Kosten eines Bildbearbeiters trägt damit das Material verwendbar wird. Da gibt es klare Vorgaben und die kann man in der Regel nur erfüllen wenn man fachlich in der Lage ist das zu begreifen was ein Kunde möchte und das Wissen hat das auch umzusetzen und wahrlich nicht jeder Kunde zahlt beliebige Summen für Equipment das normalerweise bei einem Fotografen vorrausgesetzt wird. Bei spezielleren Dingen wird das natürlich übernommen wenn es sich dabei um Sachen handelt die nicht generell in jedem Studio eh rumliegen. Mag sein das das ein paar übernehmen, aber viele fragen dann einfach einen anderen Fotografen der das hat. Heutzutage wird nirgends mehr mit Geld um sich geworfen für Dinge die nicht notwendig sind.

Das einzige was ich unterschreiben würde ist das mit dem Portfolio das natürlich nie fertig ist und das Fingerspitzengefühl mit wem man wo am besten den Kontakt knüpft und wo man diese Leute findet. Aber auch das setzt wiederum eine gewisse Kenntnis vorraus. Wer nicht mal fotografieren kann wird auch dieses Wissen meist nicht haben.
[gone] akigrafie fotodesign
15.06.2011
Hm ich wohne in einem klitzekleinen Nest und mache trotzdem ganz gut Modefotografie.
Merkwürdig...
Könnte dran liegen dass ich in der mk tätig bin, was an der Stelle glaube ich ganz wichtig wäre zu wissen bevor tägliches Berufsleben mit mk verwechselt wird.
15.06.2011
Original von Andreas Grav - PixelWERK ™Ich kenne keinen Kunden der sagt das es egal ist ob man fotografieren kann und dann dafür noch die Kosten eines Bildbearbeiters trägt damit das Material verwendbar wird.


Du hast aber auch noch keinen Kunden gehabt, der sich Deine Rohdateien anschauen wollte, weil den Kunden das Endprodukt interessiert und nichts anderes. Die Kosten für die Bildbearbeitung werden ja sowieso vom Kunden getragen.

Ich sehe es übrigens auch so, daß man schon technisches Wissen mitbringen sollte, aber wie Ben ja richtig schreibt, ist es keine absolute Voraussetzung.

Prost ;)

Sven
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Webseite und Blog
Klar... die wollen das fertige Produkt. Nur das ich die PP selber mache. So gesehen zahlt der Kunde das schon. Hast Recht. ;-)
Ein Freund von mir borgt sich immer mal ein Rückteil für seine Mamiya ... 30(60?)MB
Die 300€ die er pro Tag bezahlt seien locker drin wenn er für Höchstglanzmagazine fotografiert.

Also Technik ist schon mal wirklich egal .... :o)
15.06.2011
Original von the hell-e der Lichtbringer
Ein Freund von mir borgt sich immer mal ein Rückteil für seine Mamiya ... 30(60?)MB
Die 300€ die er pro Tag bezahlt seien locker drin wenn er für Höchstglanzmagazine fotografiert.

Also Technik ist schon mal wirklich egal .... :o)


Ich kenne einen, der sich immer eine H4D mietet, wenn er sich mit dem Art Director trifft. Sobald er den Job hat holt er seine 1D Mark III raus und arbeitet damit.

Prost ;)

Sven
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Webseite und Blog
Natürlich... da ist sogar der Rent für eine komplette H4 drin. Nur wieviele Jobs im Tagesgeschäft sind denn Hochglanzmagazine ? Der Fotografenalltag besteht leider nicht nur aus solchen angenehmen Dingen.
#10
Tagesgeschäfte gehen ohne Schwanzverlängerung .. da langen 10..15MB

:o)
15.06.2011
Ich fasse mal zusammen....

Man muss kein guter Fotograf sein sobald man wenigstens einen Bildbearbeiter kennt der die Foddos hübsch aufpoliert. Es reicht auch aus eine Cammit Kitobjektiv vom Grabbeltisch zu schnappen. Technik ist auch wurscht... Stell auf Automatic und knips (dein Pixelschubbser macht da schon was draus !)

Wenn du frech und selbstbewußt genug bist dann ergreif deine Chance.
Pack deine Koffer und ab nach Paris, London, Sao Paulo...

(Persönliche Anmerkung: Ich würde Sao Paulo bevorzugen...alleine schon wegen des Klimas --- außerdem nur ein paar Autominuten vom Meer da kann man am Strand herrvorragend chillen ---- nachdem der 50.000 Dollar-Shoot im Kasten ist)

:)))))))
Was hatte Newton eigentlich für eine Knipse?? :o)
15.06.2011
der schrott liegt in berlin im museum ... nix besonderes ... kannste auch bei ebay fürn appel undn ei ersteigern
15.06.2011
Original von the hell-e der Lichtbringer
Was hatte Newton eigentlich für eine Knipse?? :o)


Photo Porst Pocket 1000F
Danke Berd ... :)
15.06.2011
Wenn Ihr in den 40er-Jahren mit der Fotografie angefangen und Euch dann die nächsten 25 Jahre in die Weltspitze hoch gearbeitet hättet, könntet Ihr mit soner Taschenknipse auch Aufträge abgreifen. ;)
Sollte das - wider Erwarten - nicht Eurem Lebenslauf entsprechen, dann hilft ne ordentliche Ausrüstung ganz sicher. ^^
15.06.2011
Übrigens hat Alexander der Große auch die halbe Welt auf nem Pferd erobert. Das heisst aber nicht, dass heutige Generäle nur dann Panzer brauchen, wenn sie kein Talent haben. ^^
15.06.2011
ich hatte bisher immer gedacht, dass Modefotografie eher mit der Produktfotografie und weniger mit Kunstgeknipse verwandt ist. Man also schon wissen sollte wie man welche Stoffe ausleuchtet, wo welches Licht hingehört, ... und so weiter.

Da hab ich mich dann wohl völlig geirrt. Na ja, immerhin mal wieder was dazugelernt.
[gone] Volker S.
15.06.2011
Original von BS
Ich fasse mal zusammen....

Man muss kein guter Fotograf sein sobald man wenigstens einen Bildbearbeiter kennt der die Foddos hübsch aufpoliert. Es reicht auch aus eine Cammit Kitobjektiv vom Grabbeltisch zu schnappen. Technik ist auch wurscht... Stell auf Automatic und knips (dein Pixelschubbser macht da schon was draus !)

Wenn du frech und selbstbewußt genug bist dann ergreif deine Chance.
Pack deine Koffer und ab nach Paris, London, Sao Paulo...



So Unrecht hat der TO nun wirklich nicht. Die Technik wird imho tatsächlich überbewertet. Seelenlose Hightechbilder, bis zur letzten Pore perfekt ausgeleuchtet und auf 200 Einstellebenen retuschiert. Andersrum ausgedrückt: Helmut Newtons Bilder wären heutzutage in der MK und anderswo wahrscheinlich heftig verrissen worden.

Und einer der angesagtesten Fotografen derzeit (ein gewisser Terry R.) ist ja auch nicht gerade für seine ausgefeilte Technik bekannt. Der fotografiert meist mit Aufsteckblitz. Und zumindest gerüchteweise soll er noch vor einigen Jahren seine Ausrüstung auf dem Weg zum Shooting gekauft haben. Ein tätowierter Freak, der eben saugeile Bilder macht!

Kreativ ist, wer den Trend setzt, nicht der der ihm folgt.

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