Kommerzielle Nutzung im Nachhinein 61

10.01.2011
Hallo,

habe da mal eine Frage an Euch.

Ich mache z.B. mit einem Model einen tfp-Vertrag wo sich die gegenseitige kommerzielle Nutzung ausschließt.

Soweit noch kein Problem!

Jetzt bietet mir z.B. eine Zeitschrift eine Veröffentlichung mehrere meiner Bilder an und bezahlt pro Bild ein Honorar.

Jetzt wird schon komlizierter:

Laut logischer Rechtsauffassung ist das nicht erlaubt, da duch das Bezahlen mittels eines Honorars eine kommerzielle Nutzung vorliegt.

Wie würdet Ihr in so einem Fall vorgehen?

Grüße
Gerald
10.01.2011
Model anschreiben, nachverhandeln, neuen Vertrag aufsetzen und unterschreiben lassen und einen Anteil an das Model zahlen.
10.01.2011
Hi,

daran habe ich bereits gedacht.
Inwieweit sollte sich das Honrar aufteilen? 1:1 oder 2:3? Was ist denn da üblich?

Grüße
Gerald
10.01.2011
Da gibts keinen festen Satz, mach dem Model nen Vorschlag und was ist Dir denn ihre Arbeit wert?
Kommt schliesslich auch darauf an, was man Dir zahlen will.
10.01.2011
bei mir hängt das davon ab, wie ich extra für den auftrag agieren muss...

wenn ich gar noch bearbeiten muss oder diesen und jenen sonderwunsch des kunden erfüllen muss, mach ich 60/40 (fotograf/model). und das ist der regelfall bei mir.

kaufen die hingegen einfach n bild und ich muss nix mehr machen, ausser denen die datei zuschicken/rechung schreiben mach ich auch 50/50...

bin damit gut gefahren. andere können das gerne anders machen. ist nur meine meinung/erfahrung.

lg
h
Mache ein Release über die besagten Bilder, das betrifft dann nicht die restlichen Bilder des TFP Vertrages. Denke aber das wird der Verlag eh verlangen. Was du dem Model gibst ist Verhandlungssache. Sollte schon so viel sein das sie ja sagt... ;-)
10.01.2011
Hi,

wow, ja das ist die Lösung, wenns jetzt irgendwo schon ein Formular dafür gibt dann kann ich diese Nacht wieder durchschlafen ;-))

Grüße
Gerald
Original von Andreas Grav - PixelWERK ™
...
Was du dem Model gibst ist Verhandlungssache. Sollte schon so viel sein das sie ja sagt... ;-)


Lach - na sagen wir mal böse sie kriegt 5%... Dann hat sie immer noch 5% mehr als vorher...
Ich denk die Frage, dass das Model bei Bezahlung ja sagt ist nicht das Ding. Vielmehr stellt sich hier die Frage der Fairness...
[gone] Alexander Hufenbach Photography
10.01.2011
Das kommt wohl stark darauf an wie die Dame "drauf" ist :-)

Als "nachträglich verhandelt" fände ich 50/50 schon fair.

Es war ja von Anfang an "verhandelt" das jeder die gleichen Dinge mit den
Bildern machen kann (tfp), also wieso sollte sich das dann im Falle einer
kommerziellen Nutzung plötzlich ändern, denn dadurch wird ja die Arbeit des
einen nicht plötzlich mehr wert !

Ps: Das sehe ich übrigens nur im Falle des "nachverhandelns" so. :-)

Lg, Alex
10.01.2011
Original von say image - Alex SUCHE STUDIO !!!!!
Das kommt wohl stark darauf an wie die Dame "drauf" ist :-)

Als "nachträglich verhandelt" fände ich 50/50 schon fair.

Es war ja von Anfang an "verhandelt" das jeder die gleichen Dinge mit den
Bildern machen kann (tfp), also wieso sollte sich das dann im Falle einer
kommerziellen Nutzung plötzlich ändern, denn dadurch wird ja die Arbeit des
einen nicht plötzlich mehr wert !

Ps: Das sehe ich übrigens nur im Falle des "nachverhandelns" so. :-)

Lg, Alex


Ich auch ;-)
Original von say image - Alex SUCHE STUDIO !!!!!
Es war ja von Anfang an "verhandelt" das jeder die gleichen Dinge mit den
Bildern machen kann (tfp), also wieso sollte sich das dann im Falle einer
kommerziellen Nutzung plötzlich ändern...


Da ändert sich einiges... schon wenn im TFP Vertrag nichtkommerzielle Nutzung vereinbart ist. Und selbst wenn nicht, was ist wenn ein Kunde (und das machen nicht wenige) das Bild exklusiv kauft ? Dann verkauft der Fotograf ein Foto das das Modell laut Vertrag weiterhin nutzen und sogar selber noch verkaufen könnte. Kann dann böse nach hinten losgehen, wenn man nicht das Bild per Release aus dem bestehenden Vertrag rauslöst.
10.01.2011
Original von Michael Gundelach - With Design In Mind
[quote]Original von Andreas Grav - PixelWERK ™
...
Was du dem Model gibst ist Verhandlungssache. Sollte schon so viel sein das sie ja sagt... ;-)


Lach - na sagen wir mal böse sie kriegt 5%... Dann hat sie immer noch 5% mehr als vorher...[/quote]
Nun... wenn Du Pech hast, dann sagt sie: "Wenn ich 60 Prozent bekomme, dann bekommst Du 40 Prozent - und das sind 40 Prozent mehr als Du bekommst, wenn ich nein sage."
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Ich denk die Frage, dass das Model bei Bezahlung ja sagt ist nicht das Ding. Vielmehr stellt sich hier die Frage der Fairness...

Im Geschäftsleben stellt sich eher selten die Frage nach irgendeiner "Fairness", und dafür umso häufiger die Frage: "Wem nützt es?"

Unter Nicht-Geschäftsleuten läuft es allerdings meistens völlig irrational ab, wie das berühmte Ultimatum-Spiel aus der Psychologie und Spieltheorie zeigt...

In der Ur-Form läuft das so: es gibt zwei Testpersonen A und B. A wird angeboten: Du bekommst 10 Euro geschenkt, wenn Du B nach eigenem Belieben davon einen Teil abgibst. Wie hoch der Anteil von B ist, legst Du selbst fest, aber wenn B ablehnt, weil ihm der Teil zu niedrig ist, dann bekommen beide nichts.

Das führt bei Versuchsreihen regelmäßig zu dem rational eigentlich völlig absurden Ergebnis, daß sich die Anteile bei 50:50 einpendeln.

Zum Teil ist das rational: A unterstellt B "Wenn ich ihm zu wenig abgebe, ist der sauer und verhagelt mir das Geschäft. Er verzichtet lieber auf einen kleinen Anteil, damit ich nicht den Löwenanteil bekomme."

Von A aus gesehen macht es also Sinn - man kalkuliert das idiotische Verhalten von B vorsichtshalber ein.

Von B aus gesehen ist es natürlich total schwachsinnig - anstatt sich z.B. über ein Geschenk von 2 Euro zu freuen, ist man beleidigt, daß der andere 8 Euro bekommt, und verzichtet lieber auf die 2 Euro, und geht mit Null nach Hause.

Ein klares Neidphänomen - ich gönne dem anderen nicht, daß er aufgrund einer Zufallskonstellation mehr geschenkt bekommt als ich. Man nennt es fälschlich auch "Gerechtigkeitsempfinden" - allerdings hat es wenig mit Gerechtigkeit zu tun, wenn man verlangt, man selbst müsse genauso viel geschenkt bekommen wie der Mitmensch... Es ist einfach nur: Neid.

Erfolgreiche Unternehmer zeichnen sich alle dadurch aus, daß sie sich solches irrationales Verhalten verkneifen können. Ein erfolgreicher Unternehmer ist letztlich immer nur deshalb erfolgreich, weil er seinen eigenen Vorteil sieht - anstatt des Nachteils des Konkurrenten.

Neid ist zwar ein ganz starker - vielleicht der stärkste - Antrieb für wirtschaftliches Handeln.

Nur: es gibt zwei Formen von Neid.

Es gibt den Neid, der sagt: "Oh! Mein Nachbar hat einen neuen Mercedes! Ich will auch einen neuen Mercedes! Was kann ich tun, um mir einen neuen Mercedes leisten zu können?"

Das ist der "gute Neid", der "produktive Neid".

Der andere Neid ist der "negative Neid" - der sagt: "Oh! Mein Nachbar hat einen neuen Mercedes! Ich kann mir keinen neuen Mercedes leisten - also soll mein Nachbar gefälligst auch keinen haben dürfen!"

Etwas polemisch könnte man auch sagen: das ist letztlich der ganze Unterschied zwischen Sozialismus und Marktwirtschaft.

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Um noch mal auf die Model-Beteiligungs- und die Spieltheorie-Frage zurückzukommen: die Entscheidung des Einzelnen hängt natürlich auch jedenfalls zum Teil von der Höhe des potentiellen Gewinns ab.

Geht es darum, 10 Euro zu teilen, dann scheinen sich viele Menschen ihr "Gerechtigkeitsgefühl" etwas kosten zu lassen. Geht es um 100.000 Euro, dann wird die Zahl derjenigen, die sagen "Wenn Du mir nur 10.000 Euro abgibst, vermassele ich Dir Deine 90.000 Euro!", stark abnehmen.

Wenn die Belohnung nur hoch genug ist, dann stellt der Mensch seine Moral ("Gerechtigkeitsempfinden") nämlich gerne zurück.

Auf dieser Grundlage funktioniert z.B. Korruption - die ja sozusagen die Invers-Form der Spieltheorie-Gerechtigkeit ist.

"Der Bauunternehmer verdient jedes Jahr 10 Millionen Euro. Ich als Bauamts-Mitarbeiter gerade mal 40.000 Euro. Wenn ich mich von ihm bestechen lasse, bekomme ich 10.000 Euro von ihm - er selbst erzielt durch die Bestechung einen illegalen Zusatzgewinn von 500.000 Euro..."

Da funktioniert das witzigerweise plötzlich, anders als im Psychologen-Labor beim "Ultimatum-Spiel"...
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Und auch dieses Phänomen zeigt wieder: am erfolgreichsten wirtschaftet derjenige, der sich die eigenen Entscheidungen nicht von Irrationalität - z.B. Neid, "Gerechtigkeitsgefühl" - manipulieren lässt, sondern kalt rational handelt, aber das irrationale Handeln der anderen einkalkuliert.

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10.01.2011
Original von Andreas Grav - PixelWERK ™
[quote]Original von say image - Alex SUCHE STUDIO !!!!!
Es war ja von Anfang an "verhandelt" das jeder die gleichen Dinge mit den
Bildern machen kann (tfp), also wieso sollte sich das dann im Falle einer
kommerziellen Nutzung plötzlich ändern...


Da ändert sich einiges... schon wenn im TFP Vertrag nichtkommerzielle Nutzung vereinbart ist. Und selbst wenn nicht, was ist wenn ein Kunde (und das machen nicht wenige) das Bild exklusiv kauft ? Dann verkauft der Fotograf ein Foto das das Modell laut Vertrag weiterhin nutzen und sogar selber noch verkaufen könnte. Kann dann böse nach hinten losgehen, wenn man nicht das Bild per Release aus dem bestehenden Vertrag rauslöst.[/quote]
Ja. Man sollte in der Tat einfach gründlich überlegen, welche Vertragsänderung man dann braucht. Und dann mit dem Model verhandeln respektive dem Model ein Angebot machen. Siehe oben.
#14
#15
11.01.2011
Der Fall ist einfach.
Die erste Frage ist: Will das Model überhaupt kommerziell arbeiten, das heisst
irgendwo in einer Publikation erscheinen?
Falls ja ist nachverhandeln kein Problem, falls nein: Eher heikel.

Die zweite Frage ist der Teiler:
Will das Model eventuell auch kommerziell arbeiten, dann gibt eine solche
Arbeit eine Referenz. Was heisst: Wem nützt es - auch dem Model,
Preis sinkt. Will sie das nicht, dann steigt der Preis, weil es im Grundsatz nicht
der Idee der Intension entspricht.

Die dritte Frage ist: Der Vertrag
Hier würde ich empfehlen, jedes einzelne Bild einzeln zu erwähnen,
das erweitert zum bestehenden Vertrag nun kommerziell genützt wird.
Und dann allenfalls auch die Exklusivität des Verkaufs aufschreiben,
falls der Kunde eine solche Vorgabe gibt.

Und wegen TfP Verträgen, die die kommerzielle Nutzung ausschliessen.
Ich mache das auch so. Im Gedenken an einen Fall, an dem ein Foto - Kollege
einen TfP kommerzieller Nutzungsvertrag hat unterzeichnen lassen
das Model zum Spass etwas freizügiger akt hat posen lassen - und das Model
schliesslich sich in einem Heftchen wiederfand. Das Model war damals meine
Freundin. Ich habe das Problem mit einem Faustschlag und nachfolgender
Zahnarztrechnung gelöst. Ist aber kein MK Fall und verjährt.

Heiner
gelöst.
#17
11.01.2011
Original von CSM Mediendienst

Wenn ein Mädel die Titten raushängt und sich fotografieren lässt und etwa einer Veröffentlichung auf MK zustimmt, einer unbezahlten, kann sich trotzdem jeder diese Titten anschauen. Was soll da der Vorteil der Nichtbezahlung sein? Glaubt eine solche Tittenzeigerin dann, es sei Kunst, nur weil es nicht "kommerziell" ist ... *schmunzel*


etwas seltsame Wortwahl ..... aber das von Heiner angesprochene Problem existiert tatsächlich. Kommt immer wieder vor daß ein Model kommerzielle Nutzung der Bilder nicht zulassen will, egal ob Akt oder Fashion. Auf tiefschürfende Diskussionen über das "warum" hab ich mich noch nicht eingelassen, ist mir auch egal.

anTon
#19
11.01.2011
Es ist ab und an heikel herauszufinden, wieso dass jemand das Gefühl hat,
wenn sie sich bekleidet oder unbekleidet unbezahlt zeigt ist das ein Unterschied
wie wenn ich ein Honorar nehme und sie sich dann auch zeigt.

Ist beim Gefühl des Models ein Unterschied - ist eine Diskussion aus
meiner Sicht sinnlos.

Böse vereinfacht gesagt und nur zum Verständnis, aber hefitg übertrieben
Sex gegen Sex ist Liebe
und
Sex gegen Geld ist Prostitution

Bilder gut kommerziell zu verwerten ist zudem eine Arbeit.
Hat man nicht seine Kontakte lohnt sich der Aufwand kaum.

Ich habe in meinem ganzen Fotoleben, allerdings ohne jeden Aufwand
dafür erst zwei Mal im Bereich Personenfotografie wirklich kommerziell
arbeiten können. Ich meine nicht: Da haste mal 50 Euro, mach was draus -
sondern ein Honorar gezogen, das ich mit meinem Broterwerb vergleichen
kann.
Und das wird für viele in etwas gleich sein hier in der MK.

Heiner

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