Das Behalten der Bildresultate ... 63

Wenn wir über tfp reden bzw. schreiben, haben wir meist den üblichen Ablauf im Kopf : Nach dem für beide Seiten honorar- losen Shooting erhält das Model nach möglichst kurzer Zeit eine Auswahl möglichst gut bearbeiteter, präsentationsfertiger Aufnahmen. Schon oft wurde dabei diskutiert, wie lange das Model darauf warten soll, oder wieviele bearbeitete Resultate es geben soll. Was aber, wenn der Fotograf gar keine besonderen eigenen Ziele bei diesem Shooting verfolgte ? Ja, dann wäre das eigentlich ein Payshooting in der Weise, daß der Fotograf dafür bezahlt würde !
Die Welt hat sich aber gewandelt, und so kann es sein, daß das Model sich seine Bilder selbst bearbeitet, und vielleicht sogar komplett selbst oder mit der Schwester, einer Freundin zusammen das gemeinsame insta-influencing erstellt wird. Dann aber gibt es doch auch Shootingwünsche, für die eine fremde fotografierende Person gewünscht bzw. eben doch benötigt wird.
Nun die Frage : Wenn die Fotografierleistung abgekoppelt würde von der Bearbeitungsleistung, so wie wenn früher der belich- tete Film an die fotografierte Person ausgehändigt worden wäre - dann hätte man das Fotografieren übernommen, ohne an den Resultaten teilzuhaben, und es bliebe quasi nur das Erlebnis, dabei gewesen zu sein : Ob und für welche Shootings könntet Ihr Euch das vorstellen ?
1 year ago
Kann ich mir nicht so radikal vorstellen. Die Bilder sind mein Ziel des Tuns und deswegen bleiben sie meine. Ich kann sie gerne mit den Beteiligten teilen oder auch nur für mich behalten. Als handwerklichen Dienstleister sehe ich mich im wesentlichen nicht. Das Erleben des Motivs fließt in die Bilder, meine Bilder, der Voyeurismus bleibt nicht für sich.

Das ist 'oldschool', ich weiß. Stellt sich aber gegen den beliebigen Umgang anderer mit dem, was ich da mache.

Darüber, ob man seine Originaldaten abgibt, als Hobby-Kunst-Fotograf, haben wir schon viel diskutiert und wissen darum, dass die Haltungen z.T. extrem verschieden sind. Und dass aus Tfp sehr verschiedene Verpflichtungsansprüche abgeleitet werden, auch. Das sollte man jetzt nicht zum x-ten Mal durchkauen.
#3
Ich shoote, ich mach die Bilder ...von A-Z Punkt !

Wenn das Model selber bearbeiten will habe ich da je nach Sympathie kein Problem mit, aber ich bearbeite die Bilder so oder so, was das Model zusätzlich macht interessiert mich nicht
1 year ago
@SEE:
Was aber, wenn der Fotograf gar keine besonderen eigenen Ziele bei diesem Shooting verfolgte ? Ja, dann wäre das eigentlich ein Payshooting in der Weise, daß der Fotograf dafür bezahlt würde !

Verstehe ich nicht... Wieso sollte das eigentlich ein Payshooting sein?

Der Fotograf wird zwangsläufig irgendeinen Grund gehabt haben, das TfP-Shooting zu machen. Und wenn es der Grund gewesen wäre, hübsche junge Frauen anzugucken. Oder häßliche alte Frauen. Oder Männer...

Irgendein Ziel verbindet er zwangsläufig damit - und sei es, daß es ihm einfach Spaß macht, Leute (Models) zu fotografieren. Und er Mitspieler für diesen Spaß dadurch findet, daß er ihnen Fotos davon überlässt.

Die Welt hat sich aber gewandelt, und so kann es sein, daß das Model sich seine Bilder selbst bearbeitet, und vielleicht sogar komplett selbst oder mit der Schwester, einer Freundin zusammen das gemeinsame insta-influencing erstellt wird. Dann aber gibt es doch auch Shootingwünsche, für die eine fremde fotografierende Person gewünscht bzw. eben doch benötigt wird.

Ja. Alles andere als eine neue Erkenntnis.

Ganz früher war Fotografie technisch anspruchsvoll und schwierig. Dann wurde sie technisch immer einfacher, und heute bekommen Leute mit einem Smartphone Fotos hin, die technisch vor 50 oder 60 Jahren eine heftige Herausforderung für Amateur- und auch Profi-Fotografen gewesen wären.

Nicht wirklich geändert hat sich, daß zu guten Fotos etwas mehr gehört als nur gute Technik, nämlich eine Idee und Gestaltung. Je höher man da die Messlatte legt, desto weniger hilft die Technik - davon abgesehen, daß bestimmte Ideen und Gestaltungen aufwendige Technik voraussetzen können. Das war aber auch 1965 schon so - für den Superweitwinkel-Effekt brauchte und braucht man ein Superweitwinkel, für die extreme Tele-Aufnahme ein langes Tele.

Wenn die Fotografierleistung abgekoppelt würde von der Bearbeitungsleistung, so wie wenn früher der belichtete Film an die fotografierte Person ausgehändigt worden wäre (...) Ob und für welche Shootings könntet Ihr Euch das vorstellen ?

Für gar keine.

Wobei es nicht um die Bearbeitungsleistung geht. Selbstverständlich gibt man auch heute noch Fotos zwecks Bearbeitung in fremde Hände. Weil die es besser können, weil man selbst keine Zeit hat, weil die Fotos für die Druckvorstufe gedacht sind, weil man anderen Leuten erlaubt, sich an der Bearbeitung zu versuchen, etc.pp.

Aber so lustvoll der Vorgang des Fotografierens auch sein kann - ich kann ihn (für mich jedenfalls) nicht vom Ergebnis Fotos trennen. Sind schließlich meine Kinder, und die setzt man ja nicht einfach irgendwo unter fremden Leuten aus...
Im beschriebenen Fall könnte so ziemlich jeder die Fotos machen. Ich denke jedoch, dass gerade bei TFP das Model sich genau heraussucht, welchen Stil der Fotografierende hat. Eben weil genau solche Bilder gewünscht sind.
Persönlich mache ich alles von Fotografie bis zum Endprodukt, gerne kann das Model auch bearbeiten, dann habe ich aber nichts mehr damit zu tun. Es sind dann eben nicht mehr meine Bilder.
@ Marcello Rubini
@ Lichtspieler
Danke Euch beiden !
Als Hobbyfotograf sage ich mal ganz allgemein "ich fotografiere gern !" - und das war auch schon vor 40 Jahren so. Damals habe ich auch mal das eine oder andere Bild zu Leserwettbewerben eingeschickt - incl. Abtretung der Bildrechte, wenn ich mich recht erinnere. Die Negative blieben ja bei mir, und gewonnen habe ich eh nichts.
Es ging mir hier auch um das Tun, so wie wenn jemand mir jetzt einen Oldtimer oder ein Motorrad überlassen würde, quasi rein freundschaftlich : "Hier die Schlüssel, kannst rumfahren bis morgen abend, aber bitte wieder vollgetankt zurück" ... also ich würde gleich losfahren, das Wetter ist super und los gehts. Die Kamera käme übrigens auch mit, und bei jedem passenden Halt gäbe es ein paar Bilder von diesem Lloyd oder Simca, dieser Bultaco oder Zündapp.
Soweit wohl verständlich, auch wenn diese Freude nach 15 oder 20 Stunden vorbei wäre. Vielleicht wandert dieser Freund aus und nimmt sein Motorrad mit oder verkauft es - ich kann mich also entweder so oder so für diese Stunden entscheiden; eine 2. Chance gibt es nicht. Vielleicht kommt auch Sturmregen auf, und die ganze Freude ist nach 2 Std. vorbei - triefend naß mache ich noch schnell einen Erinnerungsschnappschuß.
Wenn Pläne nicht aufgehen, Geschehnisse sich anders entwickeln als die Gedanken - dann läßt sich einerseits der eigene Plan nicht umsetzen, andererseits aber eröffnen sich neue Horizonte, auf die man sich mal mehr, mal weniger einlassen will.
Daher nochmal das Motorrad : Die Ex-Freundin des Auswanderers hat es noch vor dem Lockdown umlackiert, die grün-beige Zweifarbenlackierung ist weg und die Tankgummis auch; stattdessen sehe ich Tribals auf mattschwarzem Tank. Ja, ich fahre trotzdem damit herum, aber fotografieren ... naja, vielleicht 5 Bilder, aber so, daß man das, was ich als verschandelt empfinde, nicht mehr sieht. Oder aber, der Auswanderer hat die Bilder zur Gegenleistung gemacht : "Fahr rum, und mach eine tolle Bildserie, an die ich mich dann auf den Bahamas erinnern und in meinem Blog posten kann !" Auch diese Aufgabe nehme ich gerne an, und weil es schnell gehen muß, drücke ich ihm zusammen mit dem Schlüssel auch gleich die Speicherkarte (eine billige SD-Karte, die auch in seine 8 Jahre alte Coolpix paßt) in die Hand. 5 Wochen später ist das Motorrad verkauft und der Kumpel sonnt sich unter Palmen - und in seinem Blog hat er 10 Bilder hochgeladen, von denen ich mir 2 abspeichere oder die er mir in voller Auflösung zuschickt. Wäre das Motorrad noch grün-beige gewesen wie 2017, als ich es letztmals sah, dann hätte ich 100 Bilder auf dieser Tour gemacht - so aber reichen mir die 2 Sonnenuntergangsbilder, auf denen eben Lenker, Twin und Endrohre metallisch hervorstechen - quasi ein "verdeckter Teilakt" am Bike, während ich das Original im Zustand vor 6 Jahren voll im Licht erstrahlend, mit den Rauten und Rillen auf dem Tankgummi und dem Markenemblem auf dem originalen Tankdeckel am Eindrucksvollsten empfunden hätte.
Ihr dürft das Ganze jetzt gerne so auf die MK-üblichen Motive übertragen ;-))
Der Regelfall ist auch bei mir, dass die Modelle fertig bearbeitete Bilder von mir haben wollen.

Ein Ausnahmefall bestand mal darin, dass das Model die Bilder selbst bearbeiten wollte und hatte dies sogar als Bedingung für ein TFP-Shooting gesetzt. Ich Blödmann hatte das Shooting deswegen leider abgelehnt. Naja...aus Fehlern lernt man. :-)

Ansonsten hatte ich im Laufe der Zeit eine handvoll Fälle, in denen das Model die Bilder rein zu Übungszwecken selbst bearbeiten wollte. Das ging immer klar.



Nun die Frage : Wenn die Fotografierleistung abgekoppelt würde von der Bearbeitungsleistung, so wie wenn früher der belich- tete Film an die fotografierte Person ausgehändigt worden wäre - dann hätte man das Fotografieren übernommen, ohne an den Resultaten teilzuhaben, und es bliebe quasi nur das Erlebnis, dabei gewesen zu sein : Ob und für welche Shootings könntet Ihr Euch das vorstellen ?


Je besser das das persönliche Verhältnis zu dem entsprechenden "Auftraggeber", desto höher auch die Wahrscheinlichkeit, dass ich sowas rein aus Gefälligkeit fotografiere, ohne selbst etwas davon zu haben. Grundsätzlich habe ich kein Problem damit.
1 year ago
SEE - Toxic Boomer

Die mit mir arbeitenden Models haben keinen Rechtsanspruch auf irgend welche Bildergebnisse. Im digitalen Zeitalter bekommen ausnahmslos alle eine Gage. Egal ob Profi oder Amateur. Trotzdem erhält in der Regel jede darüber hinaus einige bearbeitete Ergebnisse als Datei zur nicht kommerziellen Verwendung (eigene HP, Aufritte wie hier in der MK). Wohlgemerkt keine Genehmigung für eine kommerzielle Nutzung versteht sich.

Wann dieser Vorgang zeitlich erfolgt bestimme ausschließlich ich. Nicht selten und das ist sehr oft der Fall, erst einige Monate später.

Die Bearbeitung meiner Fotos lege ich ausnahmslos in fremde Hände. So wie bereits schon früher, ich die Dunkelkammer Arbeit Leuten überließ, die das in professioneller Weise erledigen konnten. Natürlich, speziell heute, nur in der Art und Weise (Bearbeitungsstil) wie ich das möchte.

Veränderungen an den ursprünglichen (Aufnahme) Daten sind ohne meine ausdrückliche Genehmigung verboten.

Im übrigen wurden "früher" eigentlich nie "belichtete Filme an die fotografierte Person ausgehändigt". Diese erhielt normalerweise Ausarbeitungen auf Papier. Mal bessere, mal schlechtere. Mal unter Verwendung mehr geeigneter, mal weniger geeigneter Chemikalien. Das Ganze mal mit guten Ergebnissen, mal mit weniger geeigneten.
@ Tom Rohwer

Klar, da muß man nur den/die Hochzeitsfotograf/in nehmen : Wer keine Freude daran hat, wird das nicht machen (egal, ob und wieviel Geld dabei rauskäme) und eben Pinguine und Polarlichter fotografieren.
Ebenso auch die Technik, wie z.B. die mit Weitwinkel, Macro oder Tele möglichen Themen und Perspektiven.

Aber so lustvoll der Vorgang des Fotografierens auch sein kann - ich kann ihn (für mich jedenfalls) nicht vom Ergebnis Fotos trennen. Sind schließlich meine Kinder, und die setzt man ja nicht einfach irgendwo unter fremden Leuten aus...

Damit bringst Du mirch wieder auf einen (abwegigen ??) Vergleich, denn dann dürfte es auch gar keine Samenspender geben !? Die geben immerhin ihre ganz persönliche DNA weg und dann haben sie irgendwo Kinder, von denen sie nie etwas erfahren werden. Da erscheint mir die Weggabe einer belichteten Filmemulsion oder einer Speicherkarte absolut als "Peanuts" - oder was wäre, wenn das Forum neugeordnet und nur noch bis zum jeweils vorletzten Jahr lesbar bliebe ? Dann wären unsere Geistesergüsse von 2020 und davor auch futsch und nicht mehr lesbar.
Spaß haben und dann aber auch loslassen ... für den Großteil der Menschheit ist das normal, nur für uns Sammler und Künstler halt nicht. Wobei ich am Beispiel mit dem Motorrad schrieb, wann es nur das Fotografieren und wann es auch das Ergebnis sammeln bzw. Besitzen ist.

@ Patrick Michael Weber

Ein Ausnahmefall bestand mal darin, dass das Model die Bilder selbst bearbeiten wollte und hatte dies sogar als Bedingung für ein TFP-Shooting gesetzt. Ich Blödmann hatte das Shooting deswegen leider abgelehnt. Naja...aus Fehlern lernt man. :-)

Danke, wobei es sogar noch über Dein Beispiel hinausginge - denn Dir wäre so doch das unbearbeitete Material "zum Sammeln" verblieben, auch wenn die künstlerische Endfertigung eben ohne Dich erfolgt wäre.
@ Norbert Hess
Es ginge jetzt nicht um den üblichen Normalfall, sondern eben um eher seltene Ausnahmen - wo es eben thematisch keine Gemeinsamkeiten gibt, aber das handwerkliche Können gefragt wäre.
Ohne eben die Kriegsreportage zu bemühen ... die Klimaaktivisten passen auch als Beispiel, weil eben ohne Selbstgefährdung möglich :
Wenn die mich als Fotograf haben wollen, dann würde ich mich darauf einlassen - während ich von Rösner und Degowski ganz weit weggeblieben wäre, - schon deshalb, um die finalen Rettungsschüsse nicht zu behindern.
Eine Szenerie, die mich nicht nachhaltig interessiert, sondern eben mal eine neue Erfahrung wäre, aber nicht mehr - das könnte ich mir eben schon so vorstellen, daß ich danach die Location verlasse, ohne die Bildresultate behalten zu haben.
1 year ago
SEE - Toxic Boomer
... dann hätte man das Fotografieren übernommen, ohne an den Resultaten teilzuhaben, und es bliebe quasi nur das Erlebnis, dabei gewesen zu sein : Ob und für welche Shootings könntet Ihr Euch das vorstellen ?

Das könnte ich mir gar nicht vorstellen. Klar, das Erlebnis des Shootings ist definitiv ein angestrebter Aspekt bei der Sache. Aber auch, wählen und bestimmen zu können, wann und wo ich welche Ergebnisse für mich sprechen lassen möchte. Ich habe nichts dagegen, wenn das Model eigene Bearbeitungen vornimmt und die Fotos für ihre Zwecke verwendet. Aber dieses Recht nehme ich für mich eben auch in Anspruch.
@ Michael Gundelach
@ bareBEAUTY
@ Ingo Müller
Wie ich schon zu Tom Rohwer schrieb : was bedeutet es, wenn es "meine" Bilder sind ? Im Shooting jedenfalls, wenn ich den Geschehensablauf bestimmen oder zumindest empfehlungsweise steuern konnte.
Wenn ich eben auf einer Gay-Erotikshow fotografieren sollte, dann mache ich das und gebe danach dem Auftraggeber meine ooC-Resultate. Für mich behalten muß ich davon nichts, denn dann wäre ich zum G/G oder B/G gegangen, aber nicht zur Gay-Performance. Trotzdem würde ich natürlich schauen, daß ich handwerklich optimale Resultate erziele. Ob ich die Rechte an dieser "Schöpfungsleistung" auch für mich wahrnehmen kann und darf ... wie am Beispiel des aus meiner Sicht verunstalteten Motorrads : Das Urheberrecht stünde mir zwar zu, aber wenn das Motiv gar nicht meinen Wünschen entspricht ? Das ist doch auch so ein Punkt hier in der MK - wenn mir weder die Blondierung noch die Tattoos gefallen, dann fotografiere ich eben die Bodyparts im close-up, auf die es mir ankommt, denn dafür habe ich auch bezahlt, falls es ein Payshooting war. So kommt natürlich auch bei dem einen Shooting der eine Aufnahmebereich und bei dem anderen Shooting was ganz Anderes heraus.
Wobei ein G/G auch so oder so sein könnte - für mich als fotografierenden Voyeur inszeniert, oder eben echt lesbisch. Und da waren - im Gegensatz zum Motorrad - auch wieder Menschen das Motiv, wobei diese etwas a) für sich selbst oder b) für mich als zahlenden Kunden taten.
1 year ago
Lieber SEE - Toxic Boomer!
Ich blättere das Forum auf und es gibt einen neuen Thread. Dass der Titel schon mit "..." endet, macht ihn natürlich spannend. Mein erster Gedanke war, dass irgendein Fotograf einem TFP-Modell die vertraglich versprochenen Bilder nicht gegeben hat. Das hatten wir hier ja tatsächlich schon lange nicht mehr. Aber ach - keine spannende Story, sondern (wieder) ein Thread, wo mit der Hilfe einer komplizierten konstruierten Geschichte aufgezeigt werden soll, dass es ein generelles Problem gibt. Leider scheint es das tatsächlich zu geben, denn schnell wird von "üblichen TFP-Bedingungen" gesprochen. Der Weg zum "Standard-MK-TFP-Vertrag" ist dann nicht mehr weit. Das ist dann schon einmal das wichtigste Problem - besonders dann, wenn man anfängt sich gegenseitig zu belehren, wie so ein Vertrag auszusehen hat.

Theoretisch ist das alles ganz einfach. Wir haben eine gewisse Vertragsfreiheit, die genutzt werden kann, um die Belange der Fotografen und der Modelle zu berücksichtigen. In der Praxis scheint das hie und da aber nicht zu funktionieren. Ich unterstelle mal, dass es Konsenz ist, dass TFP nicht "kostenloses Shooting" heißt, sondern bedeutet, dass das Modell vom Fotografen für das Shooting "irgendwie" mit Bildern bezahlt wird. Vor mittlerweile vielen Jahren, habe ich einen sehr netten Kollegen kennengerlernt, der auch bei den Modells sehr beliebt war. Dann habe ich seinen Vertrag gesehen. Sinngemäß: "Der Fotograf darf alles - das Modell nichts." Mir scheint, dass ein solcher Ansatz nicht mehr in die heutige Zeit passt. Trotzdem gibt es immer noch Trotzreaktionen wie "Das sind doch aber meine Bilder und ich bestimme, was damit passiert." Angesichts der aktuellen Kappheit von Modellen eine bedenkliche Haltung.

Ich selbst erlaube den Modellen recht viel - auch eine eigene Bearbeitung oder eine Bearbeitung durch "Dritte". Nicht immer hat das aus meiner Sicht zu guten Ergebnissen geführt - aber: "no risk, no fun!
@ eckisfotos
Den häufigeren, üblichen Fall hatte ich nur zur Einleitung erwähnt - primär, um klarzustellen, daß es nicht um Geld ginge, auch wenn es nach einem Auftragsshooting klänge. Wie es sich aus dem älteren thread ergab, wollte ich anhand einer eher seltenen Situation nach der Bereitschaft zu einer dann auch außergewöhnlichen Lösung fragen.
Als Beispiel jenseits der MK könnte auch mein Vergleich mit der Motorradtour (#7) dienen ... "Erlebnis oder Ergebnis". Was nämlich auch schon in manchem thread durchdrang z.B. wenn viel geredet und wenig fotografiert wird, denn dann wäre die Neugier auf den neuen Kontakt und das Miterleben dessen, was sich vor der Kamera abspielt, doch auch größer als das Bestreben, die eigene Bildersammlung zu erweitern. Deshalb die Frage, ob und wie wichtig der Eigenbesitz am geschaffenen Werk nun wäre, und inwieweit dabei die Ästhetik des Motivs wichtig wäre.
Auch ich war vom dem Titel etwas verwirt als ich die ersten Beiträge las.

Bei Pay an das Model, bekommt das Model von mir ein Honorar aber KEINE Fotos.

Bei Pay an mich, bekomme ich mein Honorar und das Model ein USB-Stick mit allen RAW-Dateien. Soll ich diese entwickeln und bearbeiten kostet das extra. Ich erhalte KEINE Fotos.
Bei analog bekommt das Model den fertig entwickelten Film. Abzüge / Foto-CD kosten extra oder lässt das Model selber machen oder druckt selber aus... wie auch immer.

Bei TfP bekommt das Model alle Fotos als kleine Vorschaubilder. Daraus sucht sich das Model seine Favoriten aus. Meist zwischen 10-20 Bilder, je nachdem wie viele Fotos entstanden sind. Bei mir sind das eh nicht viele.
Wenn ein Model sag, es möchte selbst bearbeiten, bekommt es entsprechende vor entwickelte PSD-Dateien. Niemals gebe ich meine RAW-Dateien / negativ Film ab.

Bei allen drei Versionen bin ich natürlich flexibel was die Auslegung betrifft und es betrifft hier nur den nicht kommerziellen Bereich !
1 year ago
artist de identité inconnue

in Absatz 3 schreibst du: "Bei analog bekommt das Model den fertig entwickelten Film".
Einen Absatz später: "Niemals gebe ich meine RAW-Dateien / negativ Film ab".

Was nun?
RAW Dateien haben bei mir nur einen Platz, meine Festplatte und Datensicherung.
Es ist egal ob ich auf TfP-Basis shoote oder bezahlt werde, die RAW Dateien gebe ich nie heraus.
Grundsätzlich bearbeite ich meine Bilder selbst, zumindest in einer von mir gewählten Grundbearbeitung, über Details zur Nachbearbeitung kann man dann immer noch sprechen.
Einmal machte ich eine Ausnahme, eine schwangere Frau bekam von mir einige Aufnahmen die ich von ihr machte, um sie sich selbst zu bearbeiten, sie ist aber Fotografin.
Aber auch da hielt ich es wie artist de identité inconnue, sie bekam einige PSD Dateien.
Mit dem Endergebnis konnte ich mich aber kaum identifizieren, insofern war das eine einmalige Angelegenheit.
Also mir geht es bei diesem Thema ganz bestimmt nicht um das Technologische, und keineswegs um JPEG oder RAW, USB-Stick oder CD, Dateigrößen oder Bearbeitungsrechte. Dieses Thema war weitaus mehr philosophisch gedacht, und gar nicht vertragsrechtlich "was gehört mir, was gehört dir".
Es ging mir um die Frage, worauf man sich einzulassen bereit ist - und oft wurde da nur die Seite vor der Kamera diskutiert, wie eben ob, wie und wann eine Newcomerin aktwillig wäre.
Hier möchte ich diskutieren, wozu man als Fotograf/in hinter der Kamera bereit ist - und das eben unter Ausschluß von Kostenfragen. Denn klar, niemand zahlt noch für etwas, was man selber nicht braucht und nicht will.
So z.B. ging es manchmal auch um die Frage, ob man auch mit männlichen Models zusammenarbeiten würde, und da schrieben manche, daß sie schon bei Männerportraits keinen Zugang fänden, sich da keine Ästhetik vorstellen können und quasi "über ihren eigenen Schatten springen" müßten. Das krasseste Ende dazu wäre dann eben wohl ein schwules B/B-Shooting - aber ich schrieb auch in #7 von dem häßlich verschandelten Motorrad, um das Thema nicht zu eskalieren :

Daher nochmal der Gedanke, auf welche Shootings Ihr Euch einlassen würdet, und ob Ihr auf die Resultate daraus verzichten könntet, aber dem erlebenden "Mitansehen" dieses Geschehens soweit aufgeschlossen und interessiert gegenüberstündet, daß Ihr handwerklich Euer Bestes gebt, auch wenn Ihr selber für die Bilder daraus keine Verwendung habt !?
1 year ago
SEE - Toxic Boomer
Ich fange mal hinten an: Also als ich ein günstiges Studio an der Hand hatte (und die Zeiten noch besser waren), hatte ich sehr viele Shootings - überwiegend TFP und überwiegend kein Akt. Seitdem habe ich eine riesige Halde an ungenutzten Bildern. Ich könnte also ohne Probleme den unedlen Ritter hier, der mir das Recht absprechen will, im Forum zu schreiben, weil ich keine neuen Bilder hochlade, mit ganz vielen vermeintlich neuen Bildern täuschen, so dass er derartig blaß vor Neid wird, dass er als weißer Ritter durchgeht. Die Fotos sind zwar gelungen - aber es interessiert sich niemand dafür. Trotzdem lasse ich mich auch heute noch auf solche Shootings ein - auch wenn sie zur "Anerkennung" nicht beitragen (können). Sie interessieren zumindest mich. "Glücklicherweise" ist die Nachfrage seitens der Modelle sehr "eingebrochen". So stellt sich die Frage nach dem Verzicht auf die Resultate eigentlich nicht. Das gilt auch technisch, denn ich habe beim Kauf der Canon 350D meine analoge Canon 500 verkauft und seitdem nicht ein einziges analoges Foto mehr gemacht. Somit würde immer eine Kopie jedes Bildes irgendswie bei mir verbleiben können. Analogfotografie ist sicher ein schönes Hobby - so wie Dampfloks nach dem Motto "Der Weg ist das Ziel" nicht nur von Museumseisenbahnen eingesetzt werden. Um schnell von A nach B zu kommen, nutzt man moderne Eisenbahnen. Ebenso gehe ich davon aus, dass Analogfotografie kaum eine Rolle mehr spielt, wenn es um "verwertbare" Resultate geht. Ebenso müßig ist die RAW-Diskussion: Im Gegensatz zu echten Negativen, kann man ohne eigenen Verlust RAWs herausgeben, denn auch diese kann man kopieren. Der Gag ist: Auch RAWs haben kaum praktische Bedeutung. Auf jeden Fall braucht man sie nicht, wenn man Bilder in die MK stellt oder für soziale Netzwerke nutzt.

Nicht nachvollziehen kann ich, dass juristische Überlegungen keine Rolle spielen sollten. Die meisten Gesetze, die es in Deutschland gibt, sind ja irgendwie nicht zufällig, sondern haben einen Sinn. Dieser leitet sich ja durchaus von philosophischen Fragen ab. Verträge sind nichts weiter als ein Mittel, die (individuellen) philosophischen Erwägungen in Regeln festzuhalten. Wahrscheinlich sind dann die Verträge klarer als philosophische Aussagen. Ich sehe auch einen Zusammenhang zwischen Philosophie und Gerechtigkeitssinn. Bei mir - und sicher auch vielen anderen - wird auch ein Pragmatismus eine Rolle spielen. Ein Modell und ein Thema, die mich beide sehr interessieren - da habe ich ein Füllhorn an Zugeständnissen auf Lager. Und ja, wenn mich das zu erwartende Shootingergebnis wenig bis gar nicht interessiert, dann kann ich natürlich auch ganz auf Bilder verzichten (bei anderer Gegenleistung) oder - wahrscheinlicher - ich verzichte auf das Shooting.

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