DSLR und kurze Verschlusszeit - Anfängerfrage 19

[gone] User_212695
2 years ago
Hi Leute, heute zum ersten Mal mit einer DSLR und einer "kürzeren" Verschlusszeit fotografiert (1/20), dabei die Kamera auf einem runden Geländer gestellt, das Bewegungen nach vorn und hinten hätten möglich sein können, erkenne ich eine winzige Unschärfe…Kann das allein durch das hochklappen des Spiegels bedingt sein? Entschuldigt die „dumme“ Frage, aber ich hatte bisher noch nicht mit Spiegelkameras das Vergnügen.
2 years ago
1/20stel ist eine lange verschlusszeit (ausser bei einer brennweite < 20mm) und der spiegelschlag kann vibrationen auslösen. bei der beschriebenen unterlage ginge aber auch eine strassenbahn oder ein naher lkw. ebenfalls wenn du die cam festhältst ... gibt ne menge möglichkeiten für wackler.
[gone] User_11758
2 years ago
Kommt auf die Brennweite an bei 1/20 und ob dein Objektiv oder deine Kamera oder Beide einem Bildstabilisator hatten. Aber ich denke nicht das es Spiegelschlag war.
Nimm dafür ein Stativ das ist immer noch am besten.
Bei 1/20 sollte dein Motiv schon unbeweglich sein
Bei längeren Brennweiten vom Stativ nimmt man deshalb eine Spiegelvorauslösung um wirklich alle Fibrationen zu eliminieren.
2 years ago
Eine alte Faustregel aus analoger Zeit sagt, dass die Verschlusszeit nicht länger als 1/Brennweite sein sollte, wenn man handgehalten fotografieren möchte.

Bei nicht-Vollformat-Kameras ist die Brennweite entsprechend mit dem Cropfaktor (ca. 1,5 bei Nikon DX und 2 bei MFT) zu multiplizieren.

(Und um ganz feinsinnig zu sein: Heutige hochauflösende Sensoren sind hier ebenfalls etwas sensibler gegenüber Wacklern, hier kann man auch gerne etwas kürzer belichten, solange das ganze System nicht anständig stabilisiert ist.)
#5
#6
2 years ago
Auch analog gibt es eine 100% Ansicht, das Negativ oder Positiv gegen das Licht halten und betrachten. Digital ist bei "Vollformat" die 100%-Ansicht auch nur 24x36mm.

Zurück zum Thema: Auf einem runden Geländer bewegt sich die Kamera in fast alle Richtungen, da sind Verwacklungen bei 1/20s Sekunde nicht ungewöhnlich. Ein gutes Stativ ist da die bessere Option.
Es ist ja schon einiges geschrieben worden, was teilweise auch Sinn frei ist.
Klar kann man diese alte " Regel " Zeit = 1/Brennweite benutzen, da hat man eine ganz grobe Richtung die in vielen Situationen passt, gerade wenn man Freihand schießt.

Alles was unter dem ist, was du Freihand schießen kannst, dafür braucht dein System eine stabile Schwingungsfreie aber auch Schwingungsabsorbationsunterlage.
Ein Stativ egal ob aus Plastik, Holz, Metal (Alu) oder GFK oder oder .. sind zwar mehr oder weniger Schwingungsfrei aber noch lange können diese Stative Schwingungen absorbieren, zumindest nicht für bezahlbare Preise. ;-)

Spiegelvorauslösung hilft hier auch nur zum Teil, weil ja trotzdem "Schwingungen" beim auslösen erzeugt werden und die Hochempfindliche Elektronik und Mechanik in modernden Kameras darauf reagiert. Man kann diese Schwingungen bei einem Teil mechanischem System nicht gänzlich abstellen. Bei rein elektronischen Systemen geht´s auch NUR wenn man diese per Fernauslösung, wie auch immer betätigt.
Das Betrift nur die Kamera !!! ==> Die Objektive lassen wir hier mal außen vor.

Also zurück zu Stativen, Säcken etc.
Stative sind schon mal ganz gut, sofern diese auch richtig eingesetzt werden. Man sieht es immer wieder, da stehen Fotografen mit Kamera-Objektivsystemen in der Landschaft oder an Strassen usw.. Eine fette Kleinbildvollformat mit einem fettem Objektiv und Stativ. Das ganze System hat "Masse" also "Gewicht"

Beim auslösen wird diese Masse in Schwingung versetzt, wie oben schon beschrieben auch mit Spiegelvorauslösung! Denn der Spiegel ist NICHT die einzigste Mechanik in diesem Kamera-Objektiv-Stativ-System! Diese Schwingung wird nun übertragen ===> auf das Stativ und dann....
Wenn wir nun noch an einem Platz stehen an dem noch andere Schwingungen auftreten welche auch an das Stativ und dadurch wieder an die Kamera übergeben werden müssen wir das alles berücksichtigen und Gegenmaßnahmen treffen. Das gleiche trifft auf Bohnensäcke und dergleichen zu!!

Zurück zu den Stativen, dem Massenschwerpunkt und Schwingunsverhalten ....
Ja Physik aber Fotografie ist Physik und bei analoger Fotografie, Physik und Chemie ;-)

Eine Faustregel bei Stativen, je Höher das ganze System, desto mehr Schwingt es; ergo Gegenmaßnahmen treffen.
Je mehr Fremdschwingungen dazukommen ( WIND ja Wind !! Strassen, Parkett/Laminatböden usw ) Gegenmaßnahmen treffen.

Also was tun?
Gute Stative haben an der Mittelsäule eine Vorrichtung um etwas daran zu hängen. Huuiiiiii ;-) Nein das dient nicht dazu damit das Stativ nicht vom Wind umgeweht wird, das ist nur ein Nebeneffekt.
Hier hängt man ein Gegengewicht, eine Gegenmasse an, welche als Faustregel immer das doppelte vom ganzen Kamera-Objektiv-Stativ-System betragen sollten und dann so na wie möglich am Boden schwebt. Das bewirkt u.a. das der Massenschwerpunkt nach unten zur Erdmasse ( Massen ziehen sich an ) verlagert wird. Gleichzeitig werden so die Eigenschwingungen des ganzen Systems vermindert.

Ein ähnliches Verfahren wir beim Bau von sehr hohen und schlanken Gebäuden genutzt. Im 1O1-Tower of Taipei z.B. hängt eine über 600 Tonnen schwere Kugel um Schwingungen, welche durch WIND usw. auftreten zu absorbieren.

Viel Spass beim fotografieren. :-)
2 years ago
- Wie schon angemerkt: 1/20 ist lang (jedenfalls länger als 1/60). :-) Da kann eine Bewegungsunschärfe bemerkbar sein.

- Den "Spiegelschlag" kann man bei den meisten Kameras abschalten, d.h. den Spiegel vor der Aufnahme hochklappen (gegelentlich in den "Menüs" der Kameras gut versteckt). Danach kann man durch den Sucher allerdings nichts mehr sehen.

- Wie angemerkt: Timer oder Fernauslösung sind eine gute Idee

- Auch die Wahl der Blende will überlegt sein, da dadurch der Schärfebereich beeinflusst wird.

Und kein Beitrag ohne Widerspruch :-)
Der Cropfaktor spielt natürlich bei der Unschärfe keine Rolle. Inwieweit man die Unschärfe sieht, hängt von der Auflösung ab. Daher hat das Argument mit der 100%-Ansicht schon etwas Berechtigung. Da sieht man auch mehr als wenn man ein Negativ gegen das Licht hält. Wenn man da allerdings eine Lupe nimmt, dann sieht man auch dort mehr Unschärfe.
Wie ich schrieb, kann man diese "Zeit / Brennweite - Regel" ja auch gut nutzen gerade was Belichtungszeiten ab 1/35 bei 35mm und dann Brennweite aufwärts ( 50mm. 85mm usw ) betrifft.
Alles was Zeitmäßig größer als eine 1/30sec ( 1/20 , 1/10 usw ) : Die evtl vorhandenen Bildstabilisator(en) richtig einsetzen und das Stativ richtig einsetzen.
Der Cropfaktor hat für "Verwacklungen" oder die "Zeit/Brennweite-Regel" NULL Bedeutung.
Der Cropfaktor ist eine Berechnung der Fläche ( Bildkreis => Sensor / Negativ -Fläche ) und ändert NICHT die physikalische Brennweite eines Objektiv und bezieht sich NICHT NUR auf Kleinbildvollformat zu APS-C, MFT - Formaten. Auch bei den verschiedenen Mittel und Großformaten gibt es einen Cropfaktor.
Seit es digitale Kameras für den "Otto-Normalo" gibt ist der Cropfaktor ein reines "Werbemittel".

Ein 35mm DX (Nikon) Objektiv an einer Nikon DX (24*16mm Fläche) Kamera ist und bleibt 35mm Brennweite.
Ein 35mm FX (Nikon) Objektiv für eine 24*36mm Fläche, an einer Nikon DX Kamera ist und bleibt auch ein 35mm Objektiv nur ist auf dem kleineren DX-Sensor eben ein anderer Bildkreis abgebildet als auf dem größenen FX-Sensor.
[gone] User_212695
2 years ago
Also es ist eine Mamiya DF mit einem 80mm 2.8 AF Objektiv gewesen. Die DF hat ja den Timerknopf aber irgendwie scheine ich es nicht zu verstehen. Delay ist dann bestimmbar, aber bis auf rot blinken tut sich nichts. Auslösen geht nicht und von selbst löst sie nicht aus. Glaube bei der Kamera kann ich den Spiegelschlag nicht deaktivieren. Ich kann den Spiegel nur hochklappen. Oder ist das damit gemeint, also vorher durch den Spiegel scharf stellen, dann den Spiegel hochfahren und das Foto machen?

Danke auf jeden Fall für eure ganzen Beiträge. Wenn ich mehr weiß, werde ich mit meinem anderen leider schweren aber sehr stabilen Dreibeine Manfrotto nochmal den Test wagen. Schade, dass man hier keine Fotos hochladen kann, dann hätte man auch Anschauungsmaterial was sicherlich helfen kann.
ja, das ist gemeint, den Spiegel hochklappen. Dann wird er vom System "gemütlich" hochgeklappt und das Kamerasystem kann sich wieder beruhigen. Auch wenn der Spiegel fast nix wiegt, wenn er mit genügend Geschwindigkeit hochgeklappt wird, dann vibriert das Gehäuse etwas.

Aber ich glaube eher, dass das Geländer vibriert hat ... besonders, wenn's aus Metall ist und an einer Brücke hängt, die sind ja meist nicht ganz fest im Erdboden verankert (wegen Dehnung im Winter). Ein LKW und alles wackelt.

Ich hab' mal vom Olympiaturm München Langzeitbelichtungen gemacht, mit Straßenverkehr in der Dämmerung, da gab's Vibrationen auf dem Geländer, die hatten sogar ein wiederkehrendes Muster (waren als Zacken in den Lichtbändern der Vorder- und Rücklampen zu sehen).

Übrigens, in der MK dürfen auch Bilder hochgeladen werden, die keine Menschen enthalten. Einfach eine eigene Galerie öffnen und da die Wackelbilder reinpacken.

Eine Frage noch: mit welche Blende hast du fotografiert? Wenn die irgendwas bei sehr sehr klein war, dann könnte es sein, dass du schon die physikalische Beugung am Spalt hast. Abhilfe: nicht so abblenden.

Und etwas ist mir noch eingefallen: schau mal in der Konfiguration deiner Kamera nach. Manche Kameras biete es an, dass sie beim Erzeugen des jpg/raws nur ganz wenig bis gar nicht nachschärfen. Gut mal in die Bedienugsanleitung
[gone] User_212695
2 years ago
Also es ist eine Mamiya DF mit einem 80mm 2.8 AF Objektiv gewesen. Die DF hat ja den Timerknopf aber irgendwie scheine ich es nicht zu verstehen. Delay ist dann bestimmbar, aber bis auf rot blinken tut sich nichts. Auslösen geht nicht und von selbst löst sie nicht aus. Glaube bei der Kamera kann ich den Spiegelschlag nicht deaktivieren. Ich kann den Spiegel nur hochklappen. Oder ist das damit gemeint, also vorher durch den Spiegel scharf stellen, dann den Spiegel hochfahren und das Foto machen?

Danke auf jeden Fall für eure ganzen Beiträge. Wenn ich mehr weiß, werde ich mit meinem anderen leider schweren aber sehr stabilen Dreibeine Manfrotto nochmal den Test wagen. Schade, dass man hier keine Fotos hochladen kann, dann hätte man auch Anschauungsmaterial was sicherlich helfen kann.
2 years ago
[@212695]
Du hast Deine Frage in Deinem Eingangspost selber beantwortet. Ich zitiere Dich:

"die Kamera auf einem runden Geländer gestellt, das Bewegungen nach vorn und hinten hätten möglich sein können"

Ich rekapituliere
Ein rundes Geländer ist NIEMALS eine stabile Unterlage für eine Kamers. Allein durch die Tatsache, dass Du auf einem runden Geländer die Kamera mit Deinen Händen halten musst wirst Du IMMER und AUSNAHMSLOS eine gewisse minimale Vor-/Rückwärtsbewegung in der Kamera haben die im Bild sichtbar sein kann.

Ein Geländer (egal ob rund oder Eckig) ist NIEMALS stabil. Da wirst Du IMMER und AUSNAHMSLOS minimalste Schwingungen und Bewegungen drin haben

Bei so einem Geländer kannst die Kamera gerade so gut freihändig halten. Das Geländer ist wirkungslose.

Abhängig von Deinen körperlichen Fähigkeiten und wie geübt resp. trainiert Du bist ist es SCHWIERIG ein Standard-Objektiv während 1/20 Sekunde freihändig ruhig zu halten. Falls Du die Kamera zudem noch über den Monitor oder den Lichtschacht nutztst und nicht die Augenmuschel als zusätzlichen Stabilisator ans Gesicht nimmst wird es noch schwieriger bis absolut UNMÖGLICH die Kamera ordentlich zu fixieren. Zumal die Mamyja auch ein ordentliches Trümmer ist (die Kombi aus Kamera und Linse dürfte rund 1.5 Kg wiegen) und ergonomisch keine sonderlich ausgefeilte Form hat. Geschätzt möchte ich diese Kombi nur freihändig halten wenn ich mit der Belichtungszeit unter 1/100 gehen könnte (ich habe eine sehr ruhige Hand und halte an KB eine 50mm-Linse bis zu 1/10 Sekunde brauchbar ruhig)

Solche Kameras sind nur unter optimalsten Bedingungen für den Freihandbetrieb nutzbar. Sobald die Lichtsituationen nur leicht kritischer werden brauchst Du ZWINGEND ein robustes Stativ.

Unter diesen Bedingungen ist das (durchaus ernstzunehmende) Problem der Schwingungen durch Spiegelschlag vernachlässigbar, die Kamera wackelt auch ohne Spiegelschlag ausreichend um unscharfe Bilder zu kriegen...
2 years ago
https://www.photoscala.de/2012/09/17/phase-one-645df/

https://www.fotointern.ch/archiv/2009/03/29/mamiya-645-df-digitales-mittelformat-mit-zentralverschluss/

Mit dem AF 2.8/80 LS/D-Objektiv kenne ich mich nicht aus, es hat aber wohl (im Gegensatz zu den Sekor-C Objektiven zur Mamiya 645 1000s) einen zusätzlichen Zentralverschluß eingebaut. Folglich sollte es auch eine Spiegelvorauslösung geben, um dann mittels des im Objektiv verbauten Zentralverschlusses die Aufnahme zu erstellen. Das große Sensorformat und die fehlende gehäuseinterne Stabilisierung machen die Situation noch schwieriger, denn was bei einer aktuellen DSLM (wie z.B. auch einer Fuji GF-X 50s) tatsächlich gelingen kann, wäre bei dieser Mamiya-Leaf 645 DF nicht so leicht machbar.
Die richtige Stativnutzung haben Passion Portrait und fotozuma bereits beschrieben, daher nur nochmal zur Kamerabedienung :
- zuerst Zentralverschluß auf, Sensorverschluß zu, Spiegel unten
- dann Zentralverschluß schließen, Spiegelvorauslösung betätigen und Sensor freigeben (gehäuseinterner Verschluß auf)
- dann Belichtung auslösen per Zentralverschluß am Objektiv
2 years ago
Lustig, was manche alles meinen an technischer Zusatzausstattung zu brauchen. Bildstabi, Spiegelvorauslösung, etc.... Ich meine dass man für wirklich gute Bilder nur Zeit und Blende braucht. Viele Fotografen flüchten sich oft in die Technik um nicht über das Foto nachdenken zu müssen.....:-)....Ist nur mal so ein Denkansatz von mir.....:-)
[@212695]
Interessante Frage.
Die Faustformel 1/Brennweite ist für moderne hochauflösende (ab 24 Mpix) Kleinbildkameras ungeeignet. Da muss man eher 1 / 2-3 x Brennweite nehmen. Da ist meine D800 eine Diva.
Du hast wohl eine Mittelformat.
Da wir in einer Model-Kartei sind, gehe ich davon aus, dass du eine Person fotografieren wolltest. Da sich Menschen bewegen, ist eine Verschlußzeit unter 1/125 nicht ratsam. Natürlich gibt es ausnahmen, habe ich auch schon gemacht.
2 years ago
Jürgen Krall Photographie
Ach Gott, Du bist gut. Dein Einwand ist wirklich nicht von der Hand zu weisen. Auf die Wahnwitzige Idee, dass man mit 1/20 Sekunde Menschen fotografiert und sich dann über unscharfe Bilder aufregt wäre ich gar nicht gekommen.

NB... Ich habe für heute Nacht ein Treffen mit einem befreundeten Model vereinbart. Wir haben im Sinn outdoor mit Nachtportraits bei Belichtungszeiten von grösser 30 Sekunden zu experimentieren. Ich bin auf die Resultate gespannt!

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