Liebes Forum,

ich bin noch sehr neu hier auf der MK und mir ist bewusst, dass der Übergang zwischen "sehr schlank" und "krankhaft schlank" fließend ist.

Nun ist mir aber ein Model aufgefallen, welches sichtbar krank ist, unterernährt, nach allen Kriterien die hier klinisch nutzbar sind und ich frage mich, wie ich damit umgehen soll und kann. - Ich könnte es einfach ignorieren, ok, aber ich habe moralisch große Gewissensbisse. Auf der Straße lasse ich auch niemanden verwirrten alleine bei rot über die Ampel laufen oder einfach am Straßenrand liegen. Oder?

Die MK ist nicht das anonyme Insta mit x-Millionen anonymen Profilen, sondern eine Community mit echten Menschen, die sich sogar anschreiben können.

Ich hadere mit mir, wie ich damit umgehen soll und kann. Mein erster Impuls, war es meine Betroffenheit (ohne Kritik am Fotografen, sondern lediglich als Beobachtung des Inhaltes) als Kommentar unter dem Bild zu hinterlassen, worauf mein Profil vom Fotografen gesperrt und der Kommentar gelöscht wurde. - Seitdem triggert es mich wirklich. Hier leidet jemand, verhungert vor den Augen der Öffentlichkeit, und jemand, der es sieht und ausspricht wird ins Abseits gestellt.

Vielleicht bin ich naiv und das ist der "common sense" im Fotobusiness ... dann ist das so. Dann ignoriere ich solche Bilder vor meinem inneren Auge, als das Problem anderer Menschen. Aber vielleicht hat jemand ja eine andere Idee.

Herzlich
Sophie

Nun ja, das leidige Thema.
Zunächst ehrt es dich das du nicht einfach wegschaust.

Also erstmal muss es nichts heissen ...ich kenne selber Modelle die unter Size Zero liegen und Essen wie ein Scheunentor. Ok allerdings sind deine Äußerungen eindeutig. Was du tun kannst ist allerdings eigentlich NICHTS ..ausser es schlimmer machen.
Diese Menschen haben ja eine sehr verzerrte Selbstwahrnehmung. Da erreichen oft nicht mal die nächsten Angehörigen was, geschweige denn ein Fremder.
Du kannst ihr auch nichts anderes sagen als was sie schon zig mal gehört hat, wohl auch von Menschen die ihr nahe stehen.
Du bist ein Fremder der null Zugang zu ihr hat, so tragisch sowas auch immer ist.

transgender_sophie182

Was immer geht: nett zu Menschen sein. Bestätigung, Zuspruch, ... in der das Äußere bzw. eine potentielle Krankheit (die übrigens auch physischer Natur sein kann) keine Rolle spielt. Tut jedem gut bzw. schadet niemandem.

Ideen wozu? Zu helfen? Menschen, die unter Essstörungen leiden oder die auf eine andere Art und Weise krank sind, wissen es in den meisten Fällen. Aber noch häufiger wollen sie darauf nicht angesprochen werden und noch weniger von Dritten geheilt werden. Der Schritt muss bei den Betroffenen von innen erfolgen und deswegen ist aufgezwungene Hilfe von Außen nicht der richtige Weg. Manches in der Welt muss man ertragen, auch wenn es augenscheinlich falsch ist und sich nicht gut anfühlt.

transgender_sophie182
Ich ziehe meinen Hut vor Deiner Einstellung

Ich glaube, ich bin auch schon mal über so eine Sedcard gestolpert (resp. allenfalls sogar von so jemandem angeschrieben worden).

Zur Problemlösung schliesse ich mich der Aussage von [@11758] an. Ich denke, dass ich als einzelner weit entfernter Fotograf (oder Du als Model) da nichts machen kann. Uns fehlt der direkte und persönliche Draht zu der Person um sie richtig abholen zu können oder sie auf den Weg einer (allenfalls notwendigen) Therapie begleiten zu können. Wir wissen ja auch nicht wieso diese Person so ist, was dahinter steckt, etc.

Ich als weit entfernter Fotograf kann nicht mehr unternehmen als so jemanden nicht zu buchen. Damit unterstütze ich die Schönheitsideale dieser Person (die mir nicht gefallen weil ich sie als krankhaft bedingt empfinde) wenigstens nicht noch zusätzlich.

Und wenn ich denn ein Model für einen entsprechenden Auftrag (z.B. Kampagne gegen Magersucht) suchen würde, dann würde ich dem betroffenen Model klar meine Intention mitteilen und klar mitteilen wieso ich diese Bilder mache... Es ergäbe sich dann ja evtl. aus dem Gespräch während der Arbeit sogar eine Chance um auf die Person einzuwirken. Oder aber, ich würde direkt eine Person in einer entsprechenden Community/Netzwerk suchen bei welcher ich sicher bin, dass die Person auch entsprechende Hilfe kriegt wenn sie denn will.

Hallo S.
ignoriert wird ziemlich fix. Kritikfähigkeit scheint in den letzten Jahren ganz schön die Schwindsucht zu haben.
Wenn jemand wegen einer so genannten Essstörung krankhaft dünn ist, dann hat der/diejenige ein psychisches Problem. Solange wie das aber vom Betroffenen nicht akzeptiert wird ("Krankheitseinsicht") kann man nicht helfen.
Sagen würde ichs dennoch, getreu dem Motto: Man kann jedem alles sagen, es kommt nur drauf an wie man es macht.
Grüße
L

..wie weit soll das aber gehen, bzw. wohin führen? Was macht man dann demnächst wenn man xxxxxxxl Modelle sieht die offensichtlich zu viel Gewicht haben....oder Bilder wo Menschen rauchen und Alkohol trinken.... soll man dann jeden auf die "Krankheit" ansprechen oder "Vorhaltungen" machen? Ich denke nur die Beteiligten selber können da was ändern. Einfach nicht buchen...das wäre die einzige Lösung...

Ich habe mal eine sehr imposante Fotoserie aus einer Ausstellung zum Thema Essstörung gesehen. Sie diente dazu auf das komplexe Krankheitsbild und die Schwierigkeit auch im Zusammenhang mit der Kommunikation aufmerksam zu machen. Für viele Modelle ist das auch ein Weg der Verarbeitung. Ich weiss nicht, ob es da einen richtigen oder falschen Weg gibt?

Viele Leute sind nicht über die Krankheit informiert, was natürlich auf viele Krankheitsbilder zutrifft. Manche sehen in dem Fall weg und wollen sich damit auch nicht auseinandersetzen, müssen sie auch nicht.

Was den Weg oder die Schnittstelle zur Fashion-Fotografie angeht, also mit der Zielsetzung der Schaffung eines Schönheitsideals oder Werbung im kommerziellen Sinn, sehe ich den Einsatz auch eher problematisch, was sich mit den Meinungen meiner Vorschreiber im Ergebnis #5 und #8 deckt.

Wesentlich ist doch aber die Zielsetzung der Fotos. Die erfährt man höchstens vom Fotografen oder dem Modell. Wir können hier nur vermuten?
Nur das Bild und die Hintergrundinformationen können Grundlage für eine sinnvolle Diskussion sein. Ganz pauschal würde ich mich von einem Urteil daher distanzieren.

Hi Sophie,
Anorexie ist, wie hier auch schon geschrieben, eine sehr kompexes und "hinterhältiges" Krankheitsbild, da die Betroffenen eben u.a. eine ausgeprägte Störung der Selbstwahrnehmung haben und die Krankheitseinsicht fehlt. Selbst im engsten Familienkreis ist es meistens schwierig, dauerhaft positiv auf die Betroffenen einzuwirken.
Eine erfolgreiche Intervention von außen erscheint daher meiner Einschätzung nach sehr schwierig, noch dazu als vermutlich weitgehender psychologischer Laie. Dann kann man prinzipiell auch Schaden anrichten.
Sollte der/die Betroffene noch keine Therapie in Anspruch genommen haben, könnte man versuchen, im Umfeld der Person ein Problembewusstsein zu schaffen und Kontaktsuche zu professionellen Psychotherapeuten anzuregen.
Prinzipiell würde ich dann aber immer eine persönliche Ansprache in Form einer PN einem für alle sichtbaren Kommentar vorziehen. Die wenigsten Menschen möchten ihre psychologischen Probleme oder die ihrer Bekannten öffentlich in Fotografie-Foren diskutieren. Vielleicht war das Blockieren des Fotografen auch so zu verstehen?
Sicher eine schwierige Situation, die ein mulmiges Gefühl hinterlässt...

Liebe Forum,
ein kurzes Danke als Zwischenmeldung für eure Gedanken und Beiträge, und zwei Präzisierungen:

[@528441] Im Unterscheid zu Insta muss sich hier jede*r Fotograf*in mit Personalausweis registrieren. Für Models gilt zumindest ein Foto mit Tagesdatum. - Das ist für mich ein großer Unterschied zu Insta/FB/YT/etc.. - Das macht die MK für mich zu einer ziemlich ausgewählten Community, da ich einen relativ hohen Aufwand betreiben muss, um Mitglied zu werden. Daher sind die Menschen für mich hier tatsächlich existent und keine Fakes. Somit sehe ich auch die Möglichkeit eines viel direkteren Zugangs und es erzeugt aus meiner Sicht eine viel größere Nähe im Umgang miteinander.

Udo B Auch für Nikotin- und Alkoholabhängige oder Übergewichtige gibt es klinische Anzeichen, die du nicht übersehen kannst, insofern würde ich sagen, dass meine Frage nach dem Umgang gleich bleibt. Auch das würde mir auffallen, auch dazu frage ich mich als Mensch, was getan werden kann.

Danke an Alle.

Herzlich
Sophie

Ich glaube, dass hier viele Schreiber mit bestem Wissen und Gewissen unterwegs sind - sehr wahrscheinlich auch in diesem Fall. Allerdings sind viele meiner Meinung nach auf dem Holzweg. Wir leben mittlerweile in einer Gesellschaft, die sehr genau darauf achtet, dass niemand ausgegrenzt wird (u.a. auch Menschen mit Behinderungen, besonderen religiösen Einstellungen usw.). Da passt es jetzt gar nicht, dass für sehr schlanke Menschen hier zum Teil genau das gefordert wird. Soweit ich das gehört habe, streben Menschen mit Essstörung an, dass das niemand bemerkt (weite Kleidung usw.). Da erscheint es mir nicht ganz typisch, wenn eine solche Person als Modell unterwegs ist. Ich habe so meine Zweifel, wenn hier aufgrund von Fotos eine (psychische) Erkrankung diagnostiziert wird. Und auch ich kenne Modelle, deren Fotos hier mit Anmerkungen zu einem entsprechenden Gesundheitszustand versehen wurden - und die aber keineswegs magersüchtig o.ä. waren (hat ein Hobbyfotograf, der eigentlich Arzt ist, bestätigt). Und ob so eine einfache Antwort wie "nicht buchen" wirklich helfen würde, das wage ich ebenfalls zu bezweifeln, denn wenn wirklich eine Krankheit vorliegt, dann wird das entsprechende Modell vermutlich meinen: "Fotografen buchen mich nicht, weil ich immer noch zu dick bin."
Wollt Ihr das? Wohl kaum.

eckisfotos Danke für deinen Beitrag. Neben den Aspekten und Fragen die du einwirfst: Was ist dann für dich die Konsequenz? Immer davon ausgehen, dass die Person gesund ist und sich keine weiteren Gedanken machen?

Ich glaube hier in der MK kann man gar nichts machen. Ich hatte mal den Fall, da hat sich ein MK-Kollege noch erdreistet unter ein besonders knöchernes Bild "toller Body!" zu schreiben - dem habe ich dann eine Antwort darunter gesetzt, im Sinne "Junge, Du siehst doch daß das nicht gesund ist, muss das sein?", woraufhin das Model auf mich sauer war und diese wieder gelöscht hat... wie man's macht, macht man's falsch. Es gibt eine relativ bekannte Youtuberin die seit längerem im Zentrum um diese Diskussion steht, einige wollten Youtube dazu bringen ihre Videos zu blocken, andere wieder spornen sie an dürr zu bleiben - die einzige Hilfe kann eigentlich nur aus dem persönlichen Umfeld kommen, insofern ist in diesem Fall nichts tun wahrscheinlich das Schlaueste.

Es war vorher so, es ist so, und es wird immer wieder so sein....es ist nicht zu ändern. Ich persönlich mag es durchaus, wenn die "Knochen" zu sehen sind...warum..? Ich weiß es nicht....alles bis zu einem gewisse Grad. Ich habe kein Kindheitstrauma, ich ermuntere auch kein Model.....warum stehen andere auf dicke fette Modelle...?
Der Mensch ist komplex...und wir als Fotografen werden das Problem NICHT lösen...können

Die Suchfunktion bringt hier nicht so viele "Ergebnisse". Trotzdem - auch wenn das vielleicht in meinem ersten Beitrag anders rübergekommen sein sollte - kann man davon ausgehen, dass es Magersucht auch in der MK gibt. Aber gemäß meinem Kenntnisstand über diese Krankheit gehe ich davon aus, dass bei den Angaben zum Körper dann eher gelogen wird (oder gar keine Angaben gemacht werden). Mir ging und geht es darum, dass zu viele Modelle der Magersucht bezichtigt werden. Entsprechende Kommentare unter Bildern kommen m.E. überdurchschnittlich oft von "molligen" Modellen, die ich durchaus gern dazu beglückwünsche, zu ihrem eigenen Körper zu stehen - aber andererseits davor warne, die Maßstäbe zu verschieben.

Soweit es die MK betrifft, könnte genauso verfahren werden wie bei manchen Präsentationen auf dem Laufsteg: Models müssen für die Teilnahme ein gewisses Mindestgewicht im Verhältnis zur Körpergröße haben.