Ist Schwarz-Weiß das neue Farbbild? 255

3 years ago
@lichtermeer:
Weil s/w die künstlerische Qualitaet betont und Werbung in den seltensten Fällen Kunst sein will. Werbung will Produkte verkaufen.
Und Produkte haben Farbe.
3 years ago
Ein einfacher Grund warum ich häufig SW fotografiere: Weil ich den Prozess des analogen Fotografierens schätze und SW selbst entwickeln kann (bei Farbe ist mir der Aufwand meistens zu groß). Die Sorgfalt, die das analoge Fotografieren einfordert, tut dabei häufig auch den Bildergebnissen gut. Und die Möglichkeiten, die Großformat bietet, habe ich ohnehin nur analog zur Verfügung.

Ein weiterer Grund warum ich manchmal auch digitale Bilder in SW umwandle: Ich frage mich, ob die Farbe einen zusätzlichen, eigenständigen Wert zu dem Bild hinzufügt. Wenn das nicht der Fall ist, kann ich sie ebenso aus dem Bild eliminieren wie ein unnützes Detail aus dem Bildaufbau. Weniger ist mehr, wenn man den Blick lenken oder eine Aussage machen möchte.
3 years ago
Naja, Werbung würde ich derzeit nicht als Maßstab für Kreativität nehmen. Sie ist zur Zeit vor allem nervig, dümmlich und laut. Die hatten das schonmal besser drauf, als man sogar Lieblings-Werbespots hatte. Gut gemachte Werbung ist sehr selten geworden, was aber mit der Verflachung der Bildsprache auch einhergeht.

Schwarzweiß steht in der Werbung u.a. für Eleganz, Wertigkeit, Beständigkeit, Zeitlosigkeit aber auch Objektivität. Insofern sind die Firmen, die häufig mit oder in Schwarzweiß werben, bzw. sogar ganze SW-Kampagnen gefahren haben, auch wenig verwunderlich. Mercedes-Benz, Landrover, Sixt, HUK, Nürnberger, Leica, Sigma, Christ, verschiedene Parfums. Eine der großen Jeans-Marken wirbt auch immer mal wieder in SW. Wobei natürlich die Mercedes-Kampagnen legendär sind.
3 years ago
Man sieht durchaus auch SW-Werbung, meist im Print, aber in den allermeisten Fällen ist Farbe eben passender. Werbung will eben trendy, lebendig, auf der Höhe der Zeit wirken (und auch soll natürlich das Produkt lebensecht dargestellt werden), während SW für Zeitlosigkeit und gewisse "feinere" Wertigkeit steht. Dementsprechend sieht man SW meist bei höherpreisigen Produkten die gutsituierte Männer ansprechen sollen, z.B. Anzüge, Uhren, Finanzprodukte und dergleichen. Auf jeden Fall habe ich davon noch vor wenigen Jahren einiges gelayoutet, das letzte war z.B. eine Kampagne der Hypo Vereinsbank.
3 years ago
Lichtermeer Deine Frage war vermutlich rhetorisch. Farben haben auf den Menschen eine starke psychologische Wirkung. Sie werden in der Werbung wegen ihrer (subtilen oder offensichtlichen) Wirkung auf den Betrachter eingesetzt, um das Werbeziel maximal zu erreichen. Sie beeinflussen unser (Kauf)verhalten. Was nutzt mir ein technisch sauberes super komponiertes Foto in SW wenn es die Werbebotschaft nicht transportiert. Nur daran misst sich dann auch ihre "Qualität".
3 years ago
Fakt ist mal, dass der TO feststellt (ich habs nicht geprüft), dass der Anteil von SW-Bildern 1/3 beträgt. Das ist beachtlich - aber immer noch weniger als die "restlichen" 2/3, die demnach Farbbilder sind. Auch der Anteil von analog gezeugten Bildern mag groß sein - aber nicht so groß wie der Anteil digital erzeugter Bilder. Wobei ich einmal dezent auf den Umstand hinweise, dass auch analoge Bilder eigentlich zu Digitalbildern werden, wenn man sie in der MK ausstellt. In beiden Fällen mag vielleicht sogar ein Trend vorhanden sein - es ändert aber nichts daran, dass in der heutigen Welt digitale Farbbilder "in der Mehrheit sind".

Richtig ist auch, dass nicht jeder technische Fortschritt gut ist bzw. Qualität erhöht. Man denke nur an den naheliegenden Megapixelwahn und tatsächlich gibt es sogar in Fotoläden Verkäufer, die einräumen, dass im Bereich der digitalen Fotografie gelegentlich Rückschritte zu bemerken sind. Und was die Lebenserwartung von modernen Produkten aller Art betrifft, so weiß ja auch jeder, dass Hersteller daran interessiert sind, dass Konsumenten sich alsbald neue Produkte kaufen (müssen). Es wird aber wohl kaum jemand bezweifeln, dass die Entwicklung der digitalen Fotografie ein Quantensprung war - vergleichbar mit Pferdekutsche und Auto. Natürlich spricht auch hier die romantische Verklärung für die Pferdekutsche, die in wenigen Fällen durchaus Sinn macht. Es gibt auch SW-Bilder, die nach meinem Geschmack sind, weil "es auch mal etwas anderes" ist. Man überlege sich mal, wie hierüber diskutiert werden würde, wenn die Mehrheit hier nur SW-Bilder ausstellen könnte (weil Farbsensoren noch etrem teuer wären).

Auf den Zug "SW ist Kunst und Farbe ist Werbung" will ich nun gar nicht aufspringen. Wer definiert, dass Werbebilder keine Kunst sind bzw. nicht auch Kunst sein können?
Fakt ist, dass der Umgang mit Farbe den Schwierigkeitsgrad erhöht.

Frage: Warum haben Leonardo da Vinci, Picasso und viele andere berühmte Maler mit Farbe gemalt?
Antwort: Weil sie es KONNTEN!
3 years ago
eckisfotos

Meine Antwort: weil ihnen nichts anderes übrig blieb...
3 years ago
#26 auch Maler befanden sich vor Jahrhunderten im Wettbewerb. Wenn also das Klientel damals Farbe wollte, haben die Künstler in Farbe geliefert sonst wären sie vermutlich verhungert. So einfach ist das. Wer zu Lebzeiten schon einen Namen hatte, konnte etwas flexibler sein bzw. mutiger in seinem Schaffen. Es hat sich also im Verhältnis zwischen Kunden und Dienstleister gar nicht so viel verändert.
[gone] User_567256
3 years ago
… ob man als Foto-Amateur gleichzeitig (im Sinne von: praktisch parallel, auf der selben Urlaubsreise, zur selben Zeit) fotografieren und Super-8-schmalfilmen könne, dies führe unweigerlich in kurzer Zeit zur Schizophrenie. … daß Farbfotografie und S/W-Fotografie zwei äußerst verschiedene Sehweisen zur Grundlage haben, andere bildliche Abstraktionen, usw. usf.


Diese und weitere Aussagen erscheinen plausibel, doch lösen sie sich praktisch in Luft auf, wenn man das Problem an der Wurzel betrachtet. Denn die sogenannte Farbfotografie gibt es nicht, hat auch noch nie existiert.
??
Es gibt keine Sensoren, die Farben registrieren können. Die bestehen aus vielen nebeneinander liegenden GLEICHEN Bauteilen, die allesamt lediglich Helligkeitsunterschiede registrieren. Farben werden erst im Nachhinein durch mathematische Berechnungen auf Grund von Differenzen hinter Farbfiltern erfunden und hinzugefügt, haben insofern mit der eigentlichen Aufnahme selbst nix zu tun. Ähnlich verhält es sich mit den analogen Farbfilmen, die eigentlich mehrschichtige S/W-Filme sind. Auch denen wird erst bei der Entwicklung Farbe durch chemische Prozesse eingehaucht.

Man kann es drehen und wenden wie man will – Fotografie ist immer S/W, das Festhalten von Helligkeitunterschieden. Da es Farbe im Moment der Aufnahme noch nicht gibt, kann jeder selbst entscheiden, wie er später das Bild gestalten will.
Na ja, wenn er es denn kann … :)
3 years ago
Noch ein Argument für Farbe in der Werbung und auf Bildern im Allgemeinen: Symbolik. Ich wüsste nicht, wann ich beispielsweise eine pinke oder braune Milchpackung gesehen hätte. Weiß, blau und grün für Frische, Kühle und biologische Natürlichkeit. Ich persönlich mag Farbe, weil eine Information mehr mitgegeben wird. Klar kann die Reduktion der Farbe den Eindruck verändern und dazu ist - meiner Meinung nach - ein guter Bildaufbau, wenig Details und ein klarer Kontrast erforderlich. Puristisch und auf den Punkt. Dann kann es richtig spannend werden. Ein beliebiges Bild in sw umzustellen, weil es gerade gefragt ist, ist Murks.
Und zum eigentlichen Thema: Jeder Trend kommt und geht. ;-)
3 years ago
[@567256]
Wie heißt es so schön - "you made my day". Aber man kann noch weiter gehen: Es gibt gar keine Farben, denn es sind ja nur unterschiedliche Wellenlängen aus denen unsere Augen - nein, nur unser Gehirn Farben macht. Genau deswegen kann auch keine Farbfotografie existieren. Das gilt natürlich auch für die analoge Fotografie - irgendeine Erklärung dafür wird sich schon finden. :-)
3 years ago
Norbert HessMAINpics
Na klar, die berühmten Maler wurden von unwissenden (in Bezug auf Kunst) gezwungen, mit verschiedenen Farben zu malen. Warum hängt die Mona Lisa immer noch vielbeachtet im Louvre? Auch klar, weil sich niemand traut zuzugeben, dass sie in SW viel besser aussehen würde.
Aus dem gleichen Grund werden am 26. wieder ganz viele Menschen nicht die richtige Partei wählen. Sie haben die Wahlprogramme einfach nicht verstanden ... So werden es jedenfalls die Verlierer erklären (und nicht etwa damit, dass die Leute diese Programme zu gut verstanden haben).
3 years ago
Weil s/w die künstlerische Qualitaet betont und Werbung in den seltensten Fällen Kunst sein will. Werbung will Produkte verkaufen.
Und Produkte haben Farbe.

Parfumwerbung nutzt sehr gerne S/W-Fotos. Oder S/W-Filme.

In anderen Fällen wird S/W in der Werbung verwendet, um Aufmerksamkeit zu erringen - man denke an die SIXT-Kampagnen. Ein S/W-Bild fällt in einem Meer aus Farbseiten sofort auf...

Daß S/W die künstlerische Qualität betonen würde halte ich davon abgesehen für... einen Bluff.

Praktisch alle großen Meister haben übrigens farbig gemalt. (Nur die Kupferstiche waren S/W.)
3 years ago
[@567256]:
Es gibt keine Sensoren, die Farben registrieren können.

Irgendwann wird der Output einzelner Fotozellen eine Liste der eingefallenen Photonen mit Zeitstempel, Energie (bzw. Wellenlänge) und Richtungsvektor sein. Und eine KI dahinter erzeugt aus der Gesamtheit dieser Listen das fertige Foto (oder verschiedene Fotos, oder Filmchen).
3 years ago
Wenn es artsy fartsy sein soll: ALLES, was sw ist ist Kunst. Besonders, wenn es dann noch unscharf ist.
3 years ago
Tom Rohwer
Praktisch alle großen Meister haben übrigens farbig gemalt. (Nur die Kupferstiche waren S/W.)
Klar, denn "malen" definiert sich durch die Arbeit mit Farbe. Das gilt in der Regel auch, soweit man Schwarz und Weiß und Grau als Farben versteht (und nicht als Helldunkel). Und Kupferstiche sind Grafik, nicht Malerei. Und ja, auch alte Meister haben gezeichnet, in der Regel in Schwarzweiß, wenn's nicht grade Rötel war oder Silberstift, die kannten also die Arbeit mit Schwarzweiß und die entsprechenden Wirkungen (Beleuchtung) auch, liebten auch diese Wahrnehmungsweise.

Malerei und Grafik aus der Bildenden Kunst hier so locker dazuzutun bzw. gleichzuschalten halte ich bei dem Diskussionsstand für wirklich suboptimal. Die Konzentration auf künstlerische Fotografie ist sicher sinnvoller.
[gone] User_11758
3 years ago
SW wird immer seine Berechtigung haben und auch genügend Anhänger finden.
Wobei die richtig guten SW Bilder meist keine reinen SW Fotos sind sondern Duplex, Triplex, oder gar Quadruplex.
Der Tonwertumfang, die Tonung sowie das gezielte Eingreifen in Lumminanzen.
In PS gibt's dafür bereits fertige Modi welche ein SW Bild deutlich aufwerten und aus dem Einheitsgrau hervor heben. Ein leichtes Anpassen der Gradationskurve der jeweiligen Farben bringt einen komplett neuen Look.
Reine SW sehe ich meist nur hier in der MK mit einigen Ausnahmen.
[gone] User_11758
3 years ago
Ja man sieht hier schon deutlich wer der Anfänger ist
[gone] User_11758
3 years ago
Ja das alte Sprichwort stimmt.
Man kann einen Esel schulen solange mal will denn der wird nie ein Reitpferd werden.
3 years ago
SW ist für Faule, talentlose Möchtegernkünstler, ewig Gestrige, Technikverweigerer, misslungene-Farbbild-Retter, Hipster, Blender, Leute die sich keinen Farbmonitor leisten können und generell Untalentierte, das hat Ecki schon alles richtig erkannt. Einmal die Woche führe ich Bilderverbrennungen im Spülbecken durch und bestätige mir 10 Minuten lang meinen Selbsthass, dann versuche ich ausnahmsweise mal ein Farbbild hochzuladen, nur um es gleich wieder unter Tränen zu löschen weil es so scheisse ist und ich die Königsdisziplin Farbfotografie wohl nie lernen werde.

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