Tipps & Tricks zur Selbstreflektion 49

5 years ago
Erste Fragen durch den Gedanken von DG Photography initiiert.
Falls jemand Anworten oder Ansätze zur Lösungsfindung hat, bitte posten.

Wie kommt man zu einer halbwegs objektiven Selbsteinschätzung ?
Welche Fragen sollte ich mir immer mal wieder selbst stellen ?
Wissen andere wirklich besser über mich bescheid als ich selbst ?
Soll man wirklich einfach allen alles glauben, was sie schreiben ?
Soll man einfach alles ignorieren, was andere über einen sagen ?

Wo ist die Grenze ?
Das Leben ? Die Realität ? Welche ?

Ist das eine Sache des Vertrauens zu anderen oder zum eigenen Wissen ?

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Bin ich wirklich ein guter Modelfotograf,
nur weil ich ein paar Shootings hatte,
oder hatten die Mädels nur einfach Langeweile
oder gerade kein Geld für einen Profi ?

Bin ich ein schlechter Fotograf, weil mich
seit 4 Jahren keine einzige klitzekleine
TfP-Anfrage in der MK erreicht hat ?

Bin ich tatsächlich ein Sexmonster, weil ich mich freue,
wenn ein Model bei einem Dusch-Shooting aus eigener
Entscheidung nur ein weißes T-Shirt und Shorts anhat
und das Shirt dann sogar noch auszieht ?

Müssen Models vor mir und meinen bewundernden
Blicken tatsächlich konsequenter geschützt werden ?

Verstehe ich die Gedanken und Argumente
anderer im MK-Forum oder sondere ich
ausschließlich meine seit vielen Jahren
feststehende Meinung ab ?

Habe ich positiven Einfluß auf andere oder negativen ?
Muss Demokratie so etwas wie mich aushalten oder sollte
ich mich einer Art demokratischer Selbstzensur unterwerfen ?

Sind Selbstzweifel die Kerbe, in die andere wie
rasend geworden einschlagen werden oder ist jede
Frage an sich selbst ein Beweis für innere Stärke ?
5 years ago
Selbstreflexion nicht Selbstreflektion!
5 years ago
@ A.F. - Fotodesign:

Du meinst so eine Art von Beißreflex ins eigene Fleisch ?
Das wäre auch gar nicht schlecht,
aber dann doch ein ganz anderer Thread.
Oder vielleicht doch nicht ?
Die Fragen nehmen überhand.
;-)

Hier soll es eigentlich eher um eine
Art von Selbsterkenntnis gehen.

Also einen Weg zu suchen,
sich selbst ein solches Bild von sich zu machen,
welches halbwegs deckungsgleich mit dem ist,
was ein Außenstehender von einem hat.
5 years ago
Davon können wir dann wohl ausgehen !
Danke Dir A.F. - Fotodesign !
Also - es geht um Selbstreflexion.
(Den Fehler in der Threadüberschrift und im Eingangsbeitrag
kann ich leider wegen der 15 Minuten-Regel nicht verbessern.)
Sorry !

...zumindest ist mir da ein Fehler unterlaufen,
der recht "erfolgreich" zu sein scheint.
Aber es bleibt eben trotzdem ein Fehler.
5 years ago
Das Problem ist, dass diejenigen, die dringend Selbstreflexion bräuchten, zu letzterer am wenigsten fähig sind:

"Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel." (Bertrand Russell).

Wobei ich da gar nicht unbedingt von Dummheit sprechen würde. Aber wir leben in einer Welt, in der Zweifel nicht gefragt sind und Narzissten und Blender (Fake it till you make it) nach vorne kommen und jeder, der die Dinge und auch sich selbst hinterfragt, ausgebremst wird.

Selbstreflexion ist allerdings auch enorm schwierig und die Möglichkeiten des Selbstbetruges sind unendlich. Ich habs irgendwann zugunsten der Auffassung aufgegeben, dass das Selbst an sich eine Illusion ist und man gut daran tut, diese Illusion nicht weiter zu füttern.

Und damit wären wir bei Motto auf meiner Sedcard: "

When we have no thought of achievement, no thought of self, we are true beginners... This is also the real secret of the arts: always be a beginner.”
- Shunryu Suzuki -
5 years ago
Ich halte es da mit Descartes "Ich denke , also bin ich " , das eröffnet mir doch wenigstens eine Chance , etwas , wenn auch nur extrem Subjektives über mich zu erfahren . Und ansonsten hilft es , sich in anderen zu spiegeln , dafür sollte man aber für deren Reaktionen auch offen sein .
5 years ago
Ich war schon als Kind scheiße.
5 years ago
@ Bates:

Das kann ich nicht einschätzen,
aber nach einem Blick auf Deine Sedcard
maße ich mir auf den ersten Blick an,
dass die Ergebnisse Deiner aktuellen Fototätigkeit
bei Deinen Models bestimmt positiv ankommen.

Sollte meine Vermutung stimmen, dass sie
wiederkehren, um erneut vor Deiner Kamera zu stehen,
ist das in meinen Augen ein deutliches Indiz dafür,
dass sie Deine Ergebnisse und auch Dich nicht
Scheiße finden.

Find ich gut !
Falls Du Dich also im Moment Scheiße findest,
ist Deine Selbstreflexion nicht komplett korrekt.
5 years ago
Hast du ne Ahnung - ich drohe immer ganz heftig; da hat keene ne Chance! ;)
5 years ago
Ach komm Sven,
mehr Komplimente an Dich in diesem einen Thread
kannst Du mir jetzt nicht herauslocken. Du kannst Dir
doch alternativ öfter mal Deine knapp 300 positiven
Shootingbewertungen durchlesen.

Lass uns deshalb doch einfach mal über den Sinn
von "fishing for compliments" sinnieren. Wie lange
braucht man eigentlich steigende Anerkennung von außen,
bis man innerlich so gefestigt ist, dass man darauf verzichtet ?
5 years ago
Ich hole mal aus wie sonst Tom: Als ich Schüler war, hat mein Kunstlehrer erklärt, wie er das macht. Er packt sein neues Bild ein und geht damit ins Museum, dann stellt er es neben Bilder, die ihn nahe bzw. relevant sind. Er merkte sofort, ob seins daneben bestehen kann oder ob es abstürzt. Dann geht er nach Hause und weiss wie die Sache steht und vielleicht ein wenig, was noch zu tun ist.
Ich fand das in meinem Leben immer lehrreich. In den 70ern konnte man das so noch machen, heute geht es auch am Computer.
5 years ago
@ Marcello Rubini:
Bei Fotos/Bildern/Ergebnissen mag das sicher gut funktionieren.

Aber wie ist das mit Standpunkten, Meinungen, soziale Interaktion,
Charaktereigenschaften , Verhaltensweisen, Weltanschauung ?
(Also Dingen, die eigentlich bei sozialen Kontakten, Zusammenarbeit
und Kommunikation zum Tragen kommen ?)
5 years ago
@cowboy:
"Wie kommt man zu einer halbwegs objektiven Selbsteinschätzung ?"

versuche dich ständig zu verbessern und bleibe nicht stehen mit deinem bisherigen wissensstand und hinterfrage bzw. zweifle an jedem deiner eigenen bilder und überschütte dich nicht selbst mit eigenlob, weil hier 30 leute gefällt mir drücken^^

"Welche Fragen sollte ich mir immer mal wieder selbst stellen ?"

sind meine bilder zeitgemäß, sind sie beim publikum gefragt (die MK ist dafür kein maßstab), würde ein/e kunde(in) dafür geld bezahlen, habe ich wirklich alles ausgereizt oder habe ich etwas übersehen, kann ich mein bild selbst realistisch einschätzen bzw. welche fehler hätte ich vermeiden können?
hätte ich etwas besser machen können (zu 99% meiner antworten auf meine frage: JA!)

"Wissen andere wirklich besser über mich bescheid als ich selbst ?"

Nein, vielleicht nicht ... aber sie hinterfragen dein bild oder sehen fehler oder andere möglichkeiten der umsetzung, welche du nicht siehst. ich finde jede kritik an einem meiner bilder als lob an, denn genau dann hat sich ein mensch länger mit meinem bild auseinander gesetzt. dieses "daumen hoch" oder "geiles bild" bringt keinem etwas, denn dann hat man nur flüchtig drüber geschaut.

"Soll man wirklich einfach allen alles glauben, was sie schreiben ?"

nein, warum auch ... aber ehrliche und angebrachte kritik sollte man annehmen und sich selbst verbessern.

"Soll man einfach alles ignorieren, was andere über einen sagen ?"

nein, warum auch ?

"Wo ist die Grenze ?
Das Leben ? Die Realität ? Welche ?"

dein bewusstsein, dein leben und deine welt in der du lebst ... vielleicht sind deine bilder nicht für die große breite masse des http://www. geeignet, aber solange du zufrieden bist mit dir und deiner arbeit, hänge dir deine bilder an die wand und sei stolz drauf ... vielleicht ging nicht mehr und weltweit bist du nicht der mega-fotograf, aber wer will dies im "hobbybereich" schon sein?

hoffe geholfen zu haben ohne zu verletzen
vg neo ;)
5 years ago
Wenn wir hier auch Frauen hätten, würde es jetzt nur noch Minuten dauern, bis eine "Man sieht nur mit dem Herzen gut." schreibt.
5 years ago
Danke Dir Neo für Deinen umfangreichen Beitrag !
Ich finde, dass es in ihm viele Gedanken gibt,
die ich richtig, nachvollziehbar und hilfreich finde.
Meine Fotoergebnisse sind für mich selbst
zweitrangig und dienen ausschließlich dem Zweck,
weitere Shootings anbahnen zu können.

Ob das fair gegenüber der Menschen ist,
die sich vor meine Kamera stellen, habe ich mich
schon öfter gefragt, aber da ich nur mit meinen
eigenen Werken werbe, wissen immer alle,
worauf sie sich einlassen bzw. was sie erwarten dürfen.

(Dieser Thread war von mir allerdings nicht ganz so gedacht,
wie er sich entwickelt. Es sollte gar nicht in erster Linie um
die entstandenen Fotos gehen und auch nicht vor allem um
meine. Aber wenn ich da mal versuche Selbstreflexion zu üben,
muss ich feststellen, dass meine Worte bei weitem nicht so
eindeutig und klar formuliert sind, wie ich das dachte.)

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@ Ivanhoe:
...also mag sein, dass ich mich jetzt "weibisch" verhalte,
doch ich bin durchaus ein Anhänger dieses Spruches.

Im Bereich der Fotografie ist das aber tatsächlich mit viel
Vorsicht zu genießen, da wir als Fotografen und auch die
Models bei den Bildern ausschließlich die sichtbare
Äußerlichkeiten wirklich festhalten können.
(Egal wie symbolhaft und ausdrucksstark sie auch sein mögen)
5 years ago
@cowboy ... meine antworten waren doch auch sehr allgemein gehalten und nicht auf dich bezogen, oder?
5 years ago
Selbstreflexion funktioniert meiner Meinung nach nur mit einer gewissen Form von Selbstzweifeln. Das heißt aber nicht, dass letztere destruktiv sein müssen... so im Sinne einer ständigen Negativmeinung zu sich selbst.

Aber ich muss eben _auch_ bereits sein, bei mir nach Dingen wie Fehleinschätzungen, Wissensdefiziten, Charakterschwächen, schlechten Angewohnheiten oder ähnlichem zu suchen.... nicht nur nach "was habe ich gut gemacht".

Unterm Strich ist es dann m.E. ein steter Prozess. Die eigenen Gedanken und das eigene Handeln immer wieder hinterfragen, wo möglich verproben und Ideen, Kritik, etc. von anderen nicht reflexartig, sondern bewußt annehmen oder verwerfen, ... (beides finde ich völlig ok, nur eben: bewußt).

Ansonsten halte ich Selbstreflexion aber nicht für etwas, das man "mal betreibt" und "mal nicht". Ich halte es eher für eine Eigenschaft / Grundhaltung, die bei manchen Menschen eben ausgeprägter ist, als bei anderen.

So, Ende der Philosophie-Stunde - just my 2 Ct. :-)
5 years ago
Shoshin
Aber wir leben in einer Welt, in der Zweifel nicht gefragt sind und Narzissten und Blender (Fake it till you make it) nach vorne kommen und jeder, der die Dinge und auch sich selbst hinterfragt, ausgebremst wird.

Die Meinung teile ich so nicht. Vordergründig mag das zwar so aussehen, m.E. aber hängt es stark vom Maßstab ab, den man anlegt.

Mir jedenfalls tun diese Menschen eher leid (ehrlich gemeint, nicht herablassend), die teilweise mit 50, 60, 70 Jahren Lebenserfahrung noch genauso wenig über sich selbst wissen, wie manch 15 Jähriger. Die immer in den gleichen Mustern hängen, die selben Schleifen drehen, die gleichen, einfachen Weltbilder haben, an den selben Dingen scheitern...

Da denke ich immer: "dabei hättest du doch ein ganzes Leben Zeit gehabt, etwas über dich und die Welt zu lernen".

Aber vielleicht muss man auch einfach einsehen, dass das nicht unbedingt einen "Wert" per se darstellt...
5 years ago
@ Moments & Emotions:
Ja. Ich halte Selbstreflexion auch für eine andauernde Sache.
Sozusagen ein Programm, was stets im Hintergrund abläuft.
Deshalb bedanke ich mich für Deinen Beitrag und hoffe,
dass es mit dem "Ende" der Philosophiestunde nicht wörtlich
gemeint war.

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@ Neo:

Irgendwie habe ich mich persönlich angesprochen gefühlt.
Wohl durch die Verwendung von "Dein" und Deine" usw.
Da kann man mal sehen, wie offen man beim Verständnis
eines fremden Beitrages stets bleiben sollte.

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