Retusche - aber wie? 189

5 years ago
@Mirco Noack

Die Techniken, die ich anwende, sind immer abhängig vom angestrebten Ziel. Solange die Bilder nur in geringer Auflösung publiziert werden sollen, komme ich mit den Mitteln von Lightroom sehr gut aus und ein Bild ist nach wenigen Minuten fertig.

Wenn man mehr Zeit in die Nachbearbeitung stecken möchte, kann ich ebenfalls die Bücher von Katrin Eisman empfehlen. Für eine fundierte Einarbeitung in die Farbkorrektur finde ich die Bücher von Dan Margulis "Photoshop Farbkorrektur" und "Photoshop LAB Color" sehr gut.

In meiner Anfangszeit habe ich auch mit Weichzeichnungsfiltern und der von Andreas von Speyer empfohlenen Protokollpinsel-Methode gearbeitet. Bei höheren Auflösungen, bei denen die Poren der Haut sichtbar werden, war ich mit meinen damaligen Techniken aber nicht in der Lage, das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Für höchste Ansprüche an das Bearbeitungsergebnis ist der von Carsten Weiss beschriebene Weg, der, den man einschlagen sollte. Mit Frequenztrennung habe ich auch gearbeitet, aber da stand der notwendige Zeitaufwand nie in einem angemessenen Verhältnis zur erreichten Qualität. Ich würde nicht so viel Zeit in diese Technik investieren.

Bei Deinem Bild fällt mir auf, dass in der einen Gesichtshälfte eine sehr deutliche Hautstruktur sichtbar ist und in der anderen Hälfte ist so gut wie nichts davon zu erkennen. Bei den Augen ist der Schärfeeindruck aber auf beiden Seiten gleich. Die rötlich gefleckte Haut an den Armen sollte durch Aufhellung der dunklen (roten) Bereiche verschwinden, da die Haut insgesamt aber keine Struktur erkennen lässt, wird hinterher wohl nur noch eine komplett strukturlose Fläche vorhanden sein. Ist es das, was Du erreichen wolltest?
5 years ago
Ich werde es wohl in Zukunft weiter so machen wie bisher und quasi nix bis fast nix bearbeiten

Na, wer wird denn so schnell aufgeben? ;-)
Was ich auf keinen Fall möchte ist ein künstluich wirkendes Bild. Es soll so natürlich sein wie möglich.
Idealerweise ohne tempöräre Störungen wie Pickel. Gegen Struktur habe ich nichts - im Gegenteil.
Der Arm hat wahrscheinlich keine Struktur, da mit Blende 1.4 bei 50mm gearbeitet wurde und so der Arm schon in der Unschärfe liegt.

das mit dem auge ist ein guter Punkt - das muss ich mir merken :-)
5 years ago
@Mirko Noack

Wo eine Hautstruktur im Bereich der Arme vorhanden ist und wo nicht, kannst Du nur im Original sehen. Mit D+B hast Du die größte Kontrolle darüber, was Du korrigieren und was Du erhalten möchtest.
5 years ago
@mirko ... dein gezeigtes bild ist dein bearbeitetes bild oder dein org.?
5 years ago
Frequenztrennung ist so ein über die letzten Jahre in Mode gekommener Wollmilchsau-Kniff, den ich nie anwende und dessen Ergebnisse höchstens bei seeeehr dezenter Anwendung für mich überzeugend sind. Ja, ich weiß, Beauty-Fotos... ich muss diese Glattheit und Porenfeindlichkeit persönlich nicht haben, daher mache ich minimal etwas Reparatur und Dodge+Burn. Ich habe mich allerdings auch bewusst davon abgewandt, da ich jahrelang Bildbearbeiter im Mode/Werbe/Promiportraitbereich war und die Künstlichkeit und den Perfektionismus einfach nicht mehr ertragen konnte. Damals hätte ich mir wahrscheinlich einiges an Arbeit mit Frequenztrennung ersparen können, vor 10 Jahren war das auch überwiegend Dodge+Burn, allerdings auf einem sehr langwierigen Level. Bin heilfroh daß meine Präferenzen heute woanders liegen, für mich war das damals wie Seele verkaufen. :)
5 years ago
@casa ... gegenfrage: gibt es aus deiner sicht etwas besseres wie die frequenztrennung für die erhaltung der struktur im gesicht?
@NeoSam das gezeigt Bild ist bearbeitet

@Casa de Chrisso eigentlich hatte ich die Frequenztrennung so verstanden das man eben damit möglichst die struktur erhält und so die Natürlichkeit bewahrt
5 years ago
Ich kämpfe gerade mit dem Problem das insbesondere in der abgeschatteten Gesichtshälfte die Poren übermäßig betont werden was durch den Lichteinfall Winkel verursacht wird. Mit D&B ist diesem Problem leider nicht beizukommen, da ich die Abschattung natürlich erhalten will und auch das Stempelwerkzeug versagt hier. Wie löst ihr dieses Problem?
5 years ago
@Lichtermeer

Mit D+B solltes das eigentlich kein besonderes Problem sein. Warum geht das bei Dir nicht?
eigentlich hatte ich die Frequenztrennung so verstanden das man eben damit möglichst die struktur erhält und so die Natürlichkeit bewahrt

Ich bin zwar nicht Chrisso, aber ich hatte es doch schon erklärt, wie die FT funktioniert - oder wie sie entstanden ist.
Ursprünglich hat man die Gesichter einfach mit Weichzeichner&Co zermatscht. Aber dann verschwinden die Details, die man erhalten will. In den hochfrequenten Bereichen (was ein Blödsinn, bei Bildern mit Frequenzen zu argumentieren und nicht Farben zu meinen... aber offensichtlich wurde einfach nur in der Akustik abgeschaut... egal :D) sind diese Details besonders gut zu erkennen. Darum filtert man die über einen Hochpass (-.-) weg und hat dann nur noch die flächigen, niederfrequenten Bereichen. Die kann man dann weiterhin schön zermatschen, die 'Details' bleiben ja auf der Hochfrequenzebene erahnbar. Das ist aber nur ein billiger Trick, denn natürlich sieht man, dass da die einzelnen Frequenzbereiche unterschiedlich behandelt wurden. Und man bekommt die ganzen Störungen, die man durch Gematsche so bekommt. Und homogenisiert Schatten und all diese Dinge.
Das sieht total merkwürdig aus.

Darum ist Mittel der Wahl schon noch D+B, allerdings in homöpathischer Dosierung und mit viel Selbstkontrolle. Denn es passiert sauschnell, dass man da zu viel macht. Und weil man (wurde ja auch schon erwähnt) mit D+B massiv in die Kontraste eingreift, wirkt das schnell sehr hart und künstlich. Aber man hat die meiste Kontrolle. Denn man macht es mit der Hand und überläßt es nicht irgendwelchen hirn- und augenlosen Algorithmen.

Es sei denn, man will genau diesen harten, 'grafischen' Stil - der ist ja immer noch durchaus angesagt und bietet sich für einige Motive ziemlich an.

Das Problem bei D+B ist, dass das so ein Eigenleben entwickelt. Man fängt an, will eigentlich ganz wenig machen. Und dann sieht man aber da noch was und dort und hier und da ja auch noch... weil man eben hauptsächlich auf Mikrokontraste achtet. Und dann hat man zu viel gemacht. Davon wieder wegzukommen ist echt schwer.

Ich persönlich versuche darum tatsächlich, möglichst viel einfach nur über die Farbwerte zu machen und D+B wirklich nur noch für starke Störungen. Wenn man tatsächlich nur die Farbe einzelner Stellen betrachtet und die aneinander angleicht - also genauso vorsichtig - dann verschwinden tatsächlich bereits viele 'Flecken' bzw. fallen weniger auf. Und man hat aber nicht in die Luminanzkontraste eingegriffen.
5 years ago
Ich habe das Bild mal in den Drop Box Ordner gelegt, ist noch in Bearbeitung. Die Struktur im Schattenbereich ist großflächig und wird durch den Farblook noch verstärkt. Sowohl der Schattenbereich als auch der Farblook sollen erhalten bleiben, maskieren und aufhellen bringen also nichts.
https://www.dropbox.com/sh/u9mue2gshz4dazk/AACHboT2YKkp2bld8fcCS9HMa?dl=0
entschuldige meine unerfahrenheit: ich dachte D&B ist dazu da um Bereiche aufzuhellen oder abzudunkeln. also eigentlich als Zusatz zur FT
5 years ago
Carsten Weiss:
was ein Blödsinn, bei Bildern mit Frequenzen zu argumentieren und nicht Farben zu meinen

[klugscheiss] Ortsfrequenz [/klugscheiss]
5 years ago
Das Problem bei D+B ist, dass das so ein Eigenleben entwickelt. Man fängt an, will eigentlich ganz wenig machen. Und dann sieht man aber da noch was und dort und hier und da ja auch noch... weil man eben hauptsächlich auf Mikrokontraste achtet. Und dann hat man zu viel gemacht. Davon wieder wegzukommen ist echt schwer.


Ging bei mir meist ganz einfach, Retusche auf kopierter Hintergrundebene, und am Ende wusste ich schon daß ich die auf 50% setzen muss um meine stundenlange Arbeit wieder zu mässigen. :)
5 years ago
Die Retusche des Beispielbildes mit D+B ist kein Problem. Ich habe auf meiner Bildbearbeiter-Sedcard ein Beispiel für die Hautretusche als Auschnitt in Originalauflösung. Da kannst Du sehen, wie es vor und nach D+B aussieht.
5 years ago
@Matthias Zabinski Das Problem ist hier der Schattenverlauf, den ich mir natürlich nicht kaputt pinseln will.
@Mirko:
Dodge+Burn ist eine uralte Technik - die stammt noch aus der Dunkelkammer (darum heißt das auch so). Und damit verändert man in der Tat Kontraste. Ursprünglich hat man sie verstärkt - also Schatten gezielt abgedunkelt, Highlights hervorgehoben. Aber das geht natürlich auch in umgekehrter Richtung: dadurch mininmiert man dann die Kontraste und kann darüber bspw. die Haut glätten. Indem man dunkle Flecken aufhellt und zu helle Stellen abdunkelt. Aber da muss man halt aufpassen, um nicht tatsächlich die Kontur zu zerstören, denn viele Schatten und Lichter sind ja gewünscht, sonst wird das Bild flach.
Und man kann eine FT natürlich auch noch mit D+B ergänzen.

@Chrisso:
Ja... aber die 50%-Drosselung gleich ins eigene Verhalten einzubauen ist irgendwie zielführender :D Aber man wird halt zum Detail-Jagen verleitet... -.- :D

@Ivanhoe:
[mir doch wurst]Ich finde die Begriffsbildung weiterhin bescheuert :D[/mir doch wurst]
5 years ago
Der Schattenverlauf wird sich nicht verändern, wenn Du es richtig machst. Aber ich gebe zu, dass es einige Übung erfordert.
5 years ago
Allzu pauschale Wertungen zu Werkzeugen sind m.E. etwas sinnfrei. Ein Hammer ist auch nicht pauschal gut oder schlecht - man kann ihn lediglich sowohl zielführend als auch destruktiv einsetzen.

Und was den Begriff der FT angeht: physikalisch gesehen / in der Signalverarbeitung sind das halt Frequenzen. Auch wenn der Begriff für nicht-Techniker vielleicht etwas sperrig / wenig intuitiv ist, ist der technisch gesehen völlig korrekt. :-)

Aber: die Idee der FT in der Bildbearbeitung ist nicht, bestimmte "Frequenzen" anschließend pauschal dämpfen (wieder so n technischer Begriff - sorry) zu können. Dann hätte man auch bei irgendwelchen Hochpass-/Weichzeichnungsfiltern bleiben können.
Die Idee der FT ist, die Zwischenstufe (das "getrennte" Bild) zur Verfügung zu stellen... um darauf aufsetzend selektiv bzw. mit Augenmaß sinnvolles tun zu können!

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