Zukunft der Peoplefotografie? 356

5 years ago
Und warum fabuliert ihr dann immer von unauffällig und aus Entfernung......?
#221Report
Weil die als Motiv ausersehene Person so auch von Dutzenden oder vielleicht sogar Hunderten anderer Menschen wahrgenommen wird, sich selbst also so in der Öffentlichkeit präsentiert - und das eben unzweifelhaft bewußt und freiwillig . Befände sich Ivanka Tr.. auf Shoppingtour und an der 5th Avenue läge gerade ein Obdachloser am Straßenrand, und Ivanka ginge auf High Heels auf die lochsockigen Füße des Obdachlosen zu ... wären diese 4 Beine, geschossen mit einem 200er Tele dann ein unzulässiges Bild ...? Womöglich kommt es noch so weit ...
#222Report
5 years ago
„Sie müssen nur den Nippel durch die Lasche ziehen
Und mit der kleinen Kurbel ganz nach oben drehen
Da erscheint sofort ein Pfeil“

Ist ähnlich Sinn befreit wie Deine Ausführungen zur Zukunft der Peoplefotografie
#223Report
[gone] User_6449
5 years ago
Zitat: lechiam ...

Gehts euch jetzt eigentlich darum möglichst unauffällig und heimlich
Leute zu fotografieren?

Nicht "heimlich", aber "unauffallig" zu fotografieren ist oft ein großer
Vorteil. Zum Beispiel bei Reportagefotos, an Orten wo Kameras nicht
gern gesehen sind und auch im Rahmen von Familienfotos. Überall
dort, wo es zu auffällig wäre, die Menschen ablenken würde oder es
sogar zu riskant wäre, mit einer großen Kamera herumzufuchteln.

Ich verwende für solche Zwecke eine alte ROLLEI 35. Kleinbildformat,
jedoch kaum größer als zwei Filmschachteln und mit der f2,8/40mm
Festbrennweite sehr gut für Reportage usw. geeignet, wenn man als
Fotograf selbst mit im Geschehen und nah dran ist.

Natürlich gibt es auch so kleine Digitalkameras (und Handys), aber die
sind dann eben nicht im Kleinbildformat, die Bedienelemente sind sehr
"fummelig" und damit komme ich nicht klar. Die ROLLEI 35 ist hingegen
eine geniale Konstruktion, da deren Bedienelemente - trotz der geringen
Geamtabmessung - genau so groß sind wie bei Spiegelreflexkameras.

"Peoplefotografie" bedeutet - nach meiner Einschätzung - also nicht
nur Fotos von Modellen mit einer SLR zu machen, sondern es gibt auch
Zwecke und Sujets, für welche andere Kamerakonzepte besser geeignet
sind.
#224Report
5 years ago
@MainPics:
@Tom, Steffi hat Jahrzehnte lang mit einem Dunlop MAX 200 G gespielt. Der kostete damals aber auch keine 40 DM sondern war 6mal so teuer. Der war schwer wie ein Sack Zement und deswegen konnte sie auf der Rückhand einarmig auch nichts anders spielen als slice, weil sie sich sonst den Arm ausgekugelt hätte.


Sorry. Ich vergaß die <IRONIE>-Tags bei meinem Posting...
#225Report
5 years ago
[quote]Gehts euch jetzt eigentlich darum möglichst unauffällig und heimlich Leute zu fotografieren?[quote]

Menschen zu fotografieren ohne daß die es mitbekommen bzw. Menschen möglichst unauffällig zu fotografieren macht in zweierlei Hinsicht sehr viel Sinn:

1) Reportage. Da kann es entscheidend sein, daß die Fotografierten das nicht mitbekommen. Menschen, die dabei fotografiert werden etwas zu tun das sie nicht tun dürfen oder nicht tun sollten, reagieren meistens ziemlich unwirsch. Oder gar gewalttätig.
Und selbst wenn es nicht um sowas geht, ist es gut, möglichst unauffällig zu fotografieren. Weil das nämlich das Phänomen verringert, daß sich die Fotografierten unnatürlich und gestellt verhalten.

2) Menschenfotografie generell. Auch da kann es hilfreich sein möglichst unauffällig zu fotografieren. Es bringt meistens natürlichere Fotos.

In der Fotografie mit Models ist das eher unwichtig, Models wissen ja, daß sie fotografiert werden, und es gehört zu ihrem wichtigsten Fähigkeiten, natürlich und ungestellt vor der Kamera zu posieren. Aber Fotografie ist ja nicht nur Modelfotografie, auch MK-User-Fotografen fotografieren wohl in vielen Fällen nicht nur Models.
#226Report
[gone] User_6449
5 years ago
Zitat: Tom Rohwer | Fakten fordernder Verleugner ...

Reportage. Da kann es entscheidend sein, daß die Fotografierten das nicht mitbekommen. Menschen, die dabei fotografiert werden etwas zu tun das sie nicht tun dürfen oder nicht tun sollten, reagieren meistens ziemlich unwirsch. Oder gar gewalttätig.
Und selbst wenn es nicht um sowas geht, ist es gut, möglichst unauffällig zu fotografieren. Weil das nämlich das Phänomen verringert, daß sich die Fotografierten unnatürlich und gestellt verhalten.

Ja, so ist leider mittlerweile die Lage ...

Vor einigen Tagen war ich auf einer politischen Demonstration der NPD in Hannover
mit den üblichen Gegendemonstrationen und wenn man dabei als Fotograf auffällt,
gibt es ganz schnell mal was auf die Glocke. Allein dessen Anwesenheit stellt bereits
eine Provokation dar, also besser unbemerkt bleiben.

Das ist auch "Peoplefotografie" ...
#227Report
5 years ago
Mich würde die Rechtslage interessieren: Angenommen, ich bewege mich auf einer
belebten Geschäftsstraße. Etwa 50 Meter vor mir zielt jemand mit einem
ziemlich langen Rohr in meine Richtung, mal mehr nach links, mal mehr nach
rechts, aber jedenfalls so, dass ich, falls er wirklich Bilder macht, mit drauf sein könnte, und zwar zunehmend größer, wenn auch wahrscheinlich zusammen mit zwei, drei anderen Passanten.

Das geht so weiter, bis ich fast auf seiner Höhe bin.

Jetzt bin ich richtig empört und verlange unter Hinweis auf mein Recht am
eigenen Bild, dass er mir seine Fotos zeigt. Das muss er doch wohl nicht.
Oder ich versuche, ihn festzuhalten, bis ein Polizist kommt. Geht rechtlich noch
viel weniger, körperlich schon gar nicht.

Was darf ich denn überhaupt?
Das wird SEE sich auch aus Sicht des Fotografen fragen, klar.
#228Report
@ Rodivo
Ja genau ... Du gehst weiter auf einer belebten Geschäftsstraße, nachdem Du in der Bank warst, in der Parfumerie ein Weihnachtsgeschenk gekauft hast, und nun auf dem Weg zum Buchladen bist. Du hattest Gesprächskontakt zu Deinem Bankberater und der Azubi, die neben ihm saß, dann zu den beiden Verkäuferinnen in der Parfumerie und wirst nun im Buchladen zumindest mit dem Kassenpersonal Kontakt haben. Bei allen diesen min. 5 Personen hinterläßt Du einen Eindruck ... sie machen sich ein "Bild" von Dir, eben ohne Dich zu fotografieren. Das tue nur ich als Streetfotograf ...
Deinen Bankberater kanntest Du, aber die neue Auszubildende zur Bankkauffrau hast Du zum 1. Mal gesehen, ebenso die beiden Verkäuferinnen in der Parfumerie. Dann kommst Du um die Ecke, und vor dem Schaufenster der Boutique stehen 2 Fauen, die ich gerade als Hauptmotiv ins Visier nehme. Nun noch 2 Schritte, ich löse aus, weil der Lkw endlich anfuhr und die Sicht wieder freigab - und Du bist mit im Bild.
Und weil Du so ein toller Typ bist, schauen die beiden Parfumverkäuferinnen ins Überwachungsvideo, und so sagt die Jüngere zu ihrer Kollegin : "Der Kunde, der grad da war ... den habe ich doch schon mal online gesehen ! Weißt, ich bin doch in der MK, der Typ ist Fotograf .... ob der uns auch mal shooten würde ?"
#229Report
Die beiden Rechtsfragen ... wie Du schriebst :
Recht am eigenen Bild und Recht auf Beweissicherung (Kontrollieren der Speicherkarte) sowie Ingewahrsamnahme (festhalten zur Personalienfeststellung bis die Polizei kommt)
... eine Straftat wäre Streetfotografie nach bisheriger Rechtslage eben nicht, ob es eine Ordnungswidrigkeit wäre ...?
Die Folgenschwere einer Veröffentlichung wäre die nächste Frage ... vor dem Millennium war das Fotografieren ohne Veröffentlichung praktisch völlig ungehindert, es fehlte offenbar schlicht der Gedanke, daß das ständig wiederholbare erneute Ergötzen anhand der gemachten Fotos auch sanktionierungswürdig sei.
Erst die Mitteilung an (Herumzeigen des Brieftaschenfotos) oder Ermöglichung der Kenntnisnahme durch andere (aufmerksame Fotolaborantin) führte überhaupt zu Sanktionen, z.B. bei Kinderpornografie.
Geändert hat sich dies hier erst durch das Internet ... nur, wo ist die Grenze dessen, was erlaubt ist und erlaubt bleibt ? Vielleicht wird die Gesetzesvorlage zum upskirting im Umkehrschluß dann eben das legitimieren, was aus 5 m Distanz für beliebig viele Passanten sichtbar ist.
#230Report
5 years ago
@Peter Herhold:
Ja, so ist leider mittlerweile die Lage ...

Das war vor 40 Jahren schon so... Und da waren es Linke, insbesondere die militanten Anti-AKW- oder Anti-Nachrüstungs-Demonstranten, die Pressefotografen bedroht und sogar angegriffen haben. Und die Polizei auch.
Die Demonstranten meinten, jeder Pressefotograf sei ein Spitzel des Verfassungsschutzes, und die Polizisten wollten generell nicht fotografiert werden.

Die Polizisten sind heutzutage deutlich besser geschult, mit denen gibt es viel weniger Stress als früher. Ein gewisser Teil der Demonstranten...

Nun gut... humanoide Lebensformen ohne Gehirn gab und gibt es zu allen Zeiten.
#231Report
[gone] User_6449
5 years ago
Zitat: Tom Rohwer | Fakten fordernder Verleugner ...

Das war vor 40 Jahren schon so...

Ja, das war früher auch schon so ...

Ich habe jedoch den Eindruck, dass die Abneigung gegen Fotografen
in den letzten Jahren deutlich größer geworden ist, speziell wenn der
Eindruck entsteht, dass sie von der Presse kommen.

Neulich habe ich Fotos auf dem Hauptbahnhof gemacht und selbst
Leute, die auf den ersten Blick ganz normal erscheinen, reagieren
abneigend bis aggressiv, wenn man mit großer Kamera und Tasche
auffällt.

Vielleicht haben soziale Netzwerke dazu einen Beitrag geleistet,
weil dort eben jeder Müll veröffentlicht wird und viel Misstrauen
erzeugt.
#232Report
@ Peter Herhold

Vielleicht haben soziale Netzwerke dazu einen Beitrag geleistet,
weil dort eben jeder Müll veröffentlicht wird und viel Misstrauen
erzeugt.


Das denke ich auch, denn überhaupt sind die ganzen legislativen Maßnahmen sowie auch Gerichtsentscheidungen nun viel mehr darauf ausgerichtet, schon das Erstellen der Aufnahmen zu untersagen, wo früher eben nur erst durch die Veröffentlichung eine juristische Handhabe dagegen entstand. Gegen Fotos, die mit den miesesten Tricks und unter hinterhältigsten Umständen erzeugt wurden, gab es keine Handhabe, solange diese Bilder keinem Dritten zugänglich gemacht wurden. Damals waren Verbreitung und Veröffentlichung eben noch eine Hürde, die nicht mit 3 Clicks zu überwinden war.

Vielleicht spielt aber auch der nötige Aufwand zum Erstellen solcher Bilder eine Rolle : Vor 30 Jahren hielten weite Teile der Bevölkerung es für unmöglich, mit einem 300er Tele und einem 1000 ASA-Film, in Neofin-Rot gepusht entwickelt aus 30 m Entfernung nachts nackt und betrunken im Marktbrunnen oder mit einer Minox auf der Rolltreppe unter den Minirock fotografiert zu werden. Und wenn "gelungene" Resultate eben im eigenen Schrank blieben, dann erfuhr die Öffentlichkeit eben meist nichts davon.
#233Report
[gone] User_6449
5 years ago
@ SEE so/easy/ey

Was haben denn Scheißfotos mit der Reportage- oder Straßenfotografie zu tun?
Nur weil es Spanner und Perverse gibt, würde ich nicht nach einem pauschalem
Verbot für Fotografien im öffentlichen Raum rufen.
#234Report
@ Peter Herhold
Auch die "Scheißfotos" gab es schon vor Jahrzehnten, nur waren es mengenmäßig weniger, weil nicht nur der Film nach 36 Aufnahmen zuende war, sondern weil Ausstattung, Technik und Können weitaus mehr erforderten als heutzutage. Ein upskirting hätte schon einer gezielten Voreinstellung der Contax oder Leica bedurft (Fokus, Blende, Verschlußzeit, Filmempfindlichkeit) , und mit einer Minox oder Pocket wäre man zwar noch unauffälliger gewesen, aber die rein technische Ausschußquote wäre drastisch höher gewesen.
Die Pocket konnte sich zwar so wie heute das Smartphone jeder leisten, jedoch hatten nur wenige diese dann auch tagtäglich dabei. Aber auch die Winkelspiegelvorsätze wurden in den 80er Jahren noch unverblümt umworben mit Werbesprüchen wie "Wollen Sie überraschen", "so können Sie ganz unauffällig ..." usw. Daß der so fotografierte Mensch vielleicht gar kein Motiv sein wollte - entweder fehlte dieser Gedanke oder man hatte sowas wie "es ist doch nur ein Bild" im Kopf. Die psychische Wirkung von solchermaßen verewigten "unangenehmen Momenten" wurde wohl auch unterschätzt. Denn erst dessen nun fast alltägliches Vorkommen hat die Öffentlichkeit und auch die Politik sensibilisiert (deswegen schrieb ich vor ein paar Wochen, daß diese nicht agiert, sondern nur reagiert ...)
Mit der immensen digitalen Bilderflut insgesamt (vergleiche die Menge heutiger Selfies mit der Anzahl der Selbstportraits vor 50 oder 60 Jahren) ist eben auch die Gesamtmenge der "Scheißfotos" gestiegen.
Die People-, Street- und Reisefotografie kann aber auch rechtlich gewinnen, denn im Umkehrschluß zur Sanktionierung der "Scheißfotos" entstünde Legalität und Bestandsschutz eben für diejenigen Bilder, deren Erstellung nicht bestrafungswürdig ist.
Gerade auch bei der Eventfotografie herrscht doch mitunter die absurde Situation, daß man mit der DSLR oder DSLM nicht fotografieren darf, während rundum mit Smartphones und Tablets munter losgeknipst wird.
#235Report
[gone] User_6449
5 years ago
Das ist ja hochinteressant ... :-)
#236Report
5 years ago
Zitat:
"Vielleicht haben soziale Netzwerke dazu einen Beitrag geleistet,
weil dort eben jeder Müll veröffentlicht wird und viel Misstrauen
erzeugt."

Lese ich da einen ersten Anfall von Selbsterkenntnis? Also ich kenne kein anderes Forum o.ä., wo mehr Misstrauen erzeugt wird …
… als in der MK.
#237Report
5 years ago
Übrigens warte ich jetzt mal auf Tom, der Euch gleich einmal das Recht am eigenen Bild erklärt - es geht dabei nämlich nach meinem Kenntnisstand nicht um das Fotografieren, sondern um das Veröffentlichen.
#238Report
5 years ago
@SEE u. eckisfotos:

Dieses Interview ist schon etwas älter, danach haben die Probleme
für den Fotografen bereits vor zehn Jahren schon beim Fotografieren angefangen,
nicht erst im Falle einer Veröffentlichung.

Meines Wissens ist die Rechtslage mittlerweile noch deutlich restriktiver,
aber ich lasse mich wie immer gern belehren.

https://kwerfeldein.de/2009/02/24/darf-ich-darf-ich-nicht-ein-interview-mit-rechtsanwalt-philipp-dorowski-zum-fotografieren-auf-der-strasse/
#239Report
5 years ago
@ #238 und Nachtrag zu #239:

Vielleicht sollten wir lernen, auch mal ohne
Tom auszukommen. Das nennt man, glaub ich, Emanzipation.
#240Report

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