TFP oder Pay? Oder doch eine fairere Vertragslösung? 116

6 years ago
Ich glaube das ist schon ein bisschen ein "deutsches" Phänomen. Wir leben halt in einem Land der Vorschriften, Verbote und Rechtsanwälte... Da fühlen sich viele unsicher, wenn sie sich auf einem nicht förmlich geregelten Terrain bewegen.

Ich möchte einfach nur Fotos machen und eine schöne Zeit verbringen. Und wenn irgendwann mal eins von hundert Models sagt, sie möchte nicht mehr, daß die Bilder öffentlich sind, dann ist das eben so. Ich hatte trotzdem eine schöne Zeit und schöne Bilder in meinen Bildmappen. Dadurch geht die Welt nicht unter.
6 years ago
Ich möchte einfach nur Autofahren und eine schöne Zeit mit Luxus-Sportwagen verbringen. Und wenn irgendwann mal einer von hundert Bestohlenen Eigentümern sagt, er möchte nicht mehr, daß ich sein Auto öffentlich zu Schrott fahre, dann ist das eben so. Ich hatte trotzem eine schöne Zeit und schöne Dellen in dem Sportwagen. Dadurch geht die Welt nicht unter.
6 years ago
@foto300, 1703
Ein guter Beitrag! Du bringst ja auch genau die gleiche Kernaussage rüber wie shoshin. Und dennoch... Aus Deinem Munde klingt das so radikal anders ;-) ob den Angesprochenen wohl damit klar wird was Du ihnen mitteilen willst und was sie eigentlich für Aussagen gemacht haben? Hier in der Schweiz sagt man ja, das Auto sei des Deutschen liebstes Kind *grins*
6 years ago
Natürlich kann man Äpfel mit Birnen vergleichen. Die einen sind eher rundlich, die anderen etwas länglicher und nach oben hin verjüngt und geschmacklich unterscheiden sie sich durch...

Nur: was bringt das?
6 years ago
Man kann sowohl mit Äpfeln als auch Birnen Dellen in Autodächer machen, wenn man sie von Autobahnbrücken mit ausreichender Höhe fallen lässt. Der Effekt ist sehr ähnlich.
Pay und TFP sehe ich nicht so eng und verbissen. Viele Fotografen sind da stur - entweder Bezahlung durch Bilder oder durch Cash.
Seit mindestens 30 Jahren mische ich das z.B. bei Workshops. Meine Models bekommen in der Regel 300.- + die bearbeiteten Bilder. Ich könnte natürlich auch 400,- bezahlen und keine Bilder hergeben. Aber bearbeiten tu ich sie eh, und das Model macht noch Werbung für mich. Bisher hat sich noch kein Model beschwert.
Genauso nehme ich auch von einer Kundin statt 350.- nur 200 Euronen und ne Kiste Champagner, einen Parmaschinken oder ne Dose Kaviar, den sie selber nicht mag.
6 years ago
@Like the way I do:
Das mit der ungleichen Rechteverteilung bei TFP habe ich auch noch nie verstanden.

Wofür braucht es da Verständnis? Entweder man vereinbart es so, oder eben nicht.
@LadyCassandra:
Das Problem ist: viele kennen ihren eigenen ewig weiter kopierten Vertragstext ja selbst nicht...

Es ist sogar noch viel schlimmer. Vielen kennen ihre eigenen Vertragstexte zwar, verstehen aber nicht mal ansatzweise, was sie damit eigentlich vereinbaren...
Das von mir oben beschriebene steht in gefühlt jedem 2. Vertrag - auch von Fotografen, die sagen „mein Vertrag ist fair“.

"Fair" ist immer eine Interpretationssache. Und als Kriterium bei Verträgen eher unsinnig.
Man bietet dem potentiellen Vertragspartner etwas an, und dann verhandelt man gegebenenfalls, und schließt am Ende einen Vertrag. Oder auch nicht, wenn man sich nicht einig wird...

Ich geh regelmäßig am Sonnabendnachmittag in meinen EDEKA, der Filialleiter kennt das schon, "Alles Gemüse zum halben Preis?" - "Jau, okay."
Bis Montag hält's nicht, dann müsste er es wegwerfen, und wenn er es mir nicht zum halben Preis verkauft... ich esse gerne auch Fertiggerichte. Kein Problem.

"Fair"? Keine Ahnung. Aber billig auf jeden Fall.
6 years ago
Marktregulierung durch kleine Marktteilnehmer hat noch nie funktioniert. ;-)

"Marktregulierung" ist ein Widerspruch in sich und führt unweigerlich in die Planwirtschaft.
6 years ago
@Moments&Emotions:

Vergiß es - erstens bist Du zu vernünftig, zweitens zu marktwirtschaftlich. 70 Jahre rheinische Sozialkapitalismus und 40 Jahre DDR haben marktwirtschaftliches Denken in Deutschland ausgerottet wie ein Luftangriff mit Agent Orange die Pflanzen in einer Baumschule...
6 years ago
Es zeigt aber irgendwie, dass der Sinn von TfP oft nicht verstanden wird.

Der einzige Sinn und Zweck von "TfP" ist, daß ein Model nicht mit Geld oder Diamanten bezahlt wird, sondern mit Bildern.
Alles weitere ist Verhandlungssache.
6 years ago
Ein PAY-Model hat wahrscheinlch an die 30.000 Fotos auf dem PC

Je erfolgreicher ein Pay-Model in seiner Profession ist, desto weniger Fotos hat es auf seinem PC. (Ausgenommen die mit dem Smartphone selbstgemachten.)

Denn je erfolgreicher ein Pay-Model in seiner Profession ist, desto mehr gutbezahlte professionelle Modeljobs hat dieses Model. Und desto weniger kriegt's Fotos davon ab. Außer vielleicht zwei oder drei für's Book...
6 years ago
@shoshin:
Ich arbeite fast nur ohne Vertrag

Doch. Du arbeitest nur mit Vertrag. Auch wenn Du es vielleicht nicht merkst.

Fotograf: "Ich möchte Dich fotografieren."
Model: "Ich lasse mich gern von Dir fotografieren."

Vertrag.
@Phil Photo-Art:
dito, hab bis jetzt kein Vertrag gebraucht...Da sind wir wohl in der Minderheit LOL

Nein. Ihr seid sogar in der Mehrheit. Ein Teil derjenigen Leute nämlich, die gar nicht merken, daß sie beim Fotografieren mit einem Model ganz automatisch einen Vertrag abschließen.

Probleme gibt's dann immer, wenn es hinterher zum Streit kommt. Und es zu ergründeln gibt, was denn da nun tatsächlich vereinbart werden sollte, und was da tatsächlich vereinbart wurde.
6 years ago
ohne Vertrag wäre
Fotograf: "Ich möchte Dich fotografieren."
Model: "Hau ab Du Opfer!"
Fotograf: drückt 10 mal auf den Auslöser.
[gone] User_478068
6 years ago
@foto300
Das ist wohl Deine ernste Meinung, oder?
6 years ago
das ist die Meinung aller Juristen in Deutschland, fürchte ich.
6 years ago
Gut, dann korrigiere ich: Ich arbeite in der Regel ohne schriftlich fixierten Vertrag. Alle glücklich damit?
Btw: Tom, wenn wir schon beim Korinthenk... sind: Marktregulierung ist kein Widerspruch für sich, das nur für Jünger einer abstrakten, neoliberalen Wirtschaftstheorie - einer Theorie unter diversen anderen.
Märkte sind auf Voraussetzungen angewiesen, zum Beispiel Eigentumsrechte, die sie selbst nicht erzeugen können. Märkte werden also durch Regulierung überhaupt erst geschaffen.
6 years ago
shoshin - "das nur für Jünger einer abstrakten, neoliberalen Wirtschaftstheorie". Ein solcher ist Tom aber wohl. Und im unerschütterlichen Glauben missionarisch. Gut dass du das mal entschieden relativierst und nicht nur die einseitige Sicht immer so stehen bleibt hier.
6 years ago
Selbst der Neoliberalismus hat manchmal kein Problem mit Regularien, bspw. wenn es um die Verhinderung von Monopolen geht. Ein komplett freies Spiel der Kräfte führt leider letztlich nie zu (gesunder) Stabilität.

Aber... war das hier nicht eigentlich ein Fotoforum? ;-)
6 years ago
ohne Vertrag wäre
Fotograf: "Ich möchte Dich fotografieren."
Model: "Hau ab Du Opfer!"
Fotograf: drückt 10 mal auf den Auslöser.

Gutes Beispiel!
6 years ago
Phil Photo-Art
Das ist wohl Deine ernste Meinung, oder?

Foto300
das ist die Meinung aller Juristen in Deutschland, fürchte ich.

Ich weiß nicht, was daran zu fürchten wäre, aber genau so ist es. Ein Vertrag ist die aus übereinstimmenden Willenserklärungen zustande kommende Einigung von mindestens zwei Rechtssubjekten (natürlichen oder juristischen Personen).
Wäre auch schlimm, wenn es nicht so wäre. Dann könnte man nicht mal beim Bäcker rechtlich wirksam ein Brötchen kaufen...
#100Report

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