Frauenbild, MeToo und die medienverabeitende Zunft 732

Lustiges Herumraten? :D
#661Report
@ Carsten

Nein, kein lustiges Herumraten.

Rational gesehen gibt es faktisch nur eine Lösung: "Gottes Wege sind unergründlich." :-)
#662Report
Wie unergründlich? Stehen doch in der Bibel. Muss man nur nachlesen :D
#663Report
6 years ago
Die Begründungen sind interessant.

Die sind vor allem frei erfunden. Wie soll eine statistische Untersuchung, die die "Daten von über 100 000 verstorbenen Schweizern" auswertet, etwas über die "vielen kleinen Entscheidung in einer Ehe, die den Frauen auf die Gesundheit schlagen" herausbekommen?

Die geben in focus einfach das zum besten, was die Klosterfrau Melissengeist süppelnden Hausfrauen hören wollen. Und die Kampfemanzen natürlich auch.
#664Report
[gone] schallkoerper fotografie
6 years ago
vom Umstand das die sexistische Kackscheisse = Fleischbeschau der sagenhaft relevanten Miss America Wahl nun konsequenterweise kassiert wird, eh schon viel zu spät... zur Lebenserwartung von Mann und Frau und allen anderen zu kommen finde ich schon ne Leistung :)
#665Report
Naja, wenn ich mir die Schnappatmung, mit der hier einige auf die Meldung reagiert haben, anschaue, dann dürfte die Abschaffung bei einigen deutlich lebensverkürzend sein. Offensichtlicher Zusammenhang :D
#666Report
[gone] schallkoerper fotografie
6 years ago
Carsten, Du Poweruser, siehst wieder die feinen Zusammenhänge :D
#667Report
Bin halt ein Feingeist :D

Aber das ist halt auch fies: jahrelang sabbernd davor gesessen und gedacht "Boah, wieso haben die soviel Bikini an... Muschis... Titten..." und jetzt sowas. Echt gemein.
#668Report
[gone] User_184280
6 years ago
"Carsten" schrieb: Stehen doch in der Bibel. Muss man nur nachlesen.

Spoiler: Am Ende geht es böse für die Welt aus. ;)
#669Report
[gone] User_184280
6 years ago
"Schalli" schrieb: vom Umstand das die sexistische Kackscheisse = Fleischbeschau der sagenhaft relevanten Miss America Wahl nun konsequenterweise kassiert wird, eh schon viel zu spät... zur Lebenserwartung von Mann und Frau und allen anderen zu kommen finde ich schon ne Leistung :)

Du musst dir das so vorstellen wie ein schamanisches Reinigungsritual, wir bereiten den Thread nur vor für die nächsten Erkenntnis-Höhepunkte.
#670Report
[gone] schallkoerper fotografie
6 years ago
Dann tanzen jetzt auch alle um n Feuer und sind angemalt und so ? ja, so macht das Sinn :)
#671Report
Tanzen die dann nackt oder im Bikini?
#672Report
6 years ago
Nackt. Bikini ist ja verboten, wie wir oben gelesen haben.
#673Report
6 years ago
Zumindest können die Mißen in 20 Jahren nicht MeToo (ich wurde sexistisch genötigt im Bikini auf ner Bühne zu flanieren) neu starten.
Aber bis dahin sitzen die Männer ehhh alle im Knast , Arbeitslager oder Würdige in der Besamungsstation. ;-))
#674Report
Da hat aber jemand Muffensausen... :D
#675Report
[gone] schallkoerper fotografie
6 years ago
wenn sich nix nachhaltig ändert wird es noch n Haufen "MeToo`s" geben.
#676Report
6 years ago
@Sanguis - richtig.
Der darf ja auch keine Regeln setzen, sondern nur an Üblichkeiten anpassen, gottseidank. Nach dem Prinzip fällt nämlich spontaner und übertriebener Quatsch auf lange Sicht raus und was sich durchsetzt wird festgeschrieben. So herum ist mir gesellschaftlicher Wandel durchaus recht, auch wenn manches leider so etwas länger dauert. Ethik und Verhalten durch Sprachgebrauchszwänge zu ändern finde ich sehr suspekt.
#678Report
6 years ago
@Michael Gundelach, #1:

Zur Ausgangsfrage:
Das Thema ist ja ziemlich groß und deine Frage etwas ungenau. Fall sie lautet: Hat #metoo meine Sicht darauf geändert, wie ich Frauen fotografieren möchte/sollte?, wäre meine Antwort: Nein, und die Verbindung zwischen metoo und Fotografie ist mir nicht ganz klar, außer eben dem zusätzlichen Druck auf alle (vornehmlich männlichen) Beteiligten, gewisse Grenzen einzuhalten - die aber schon vorher existierten. Bezieht sich deine Frage im Besonderen auf erotische/pornographische Fotografie?

Soweit es mich betrifft:
Ich brauche weder den Rückgriff auf metoo, die beim Aufruf der Hauptseite gezeigte, notorisch muschilastige "MK-Selection" oder den Feminismus, um das Frauenbild, seine Rolle in der Fotografie und die Frage der Verantwortung des Fotografen kritisch zu betrachten. Das Frauenbild in einer heterosexuell geprägten, überwiegend von Männern gesteuerten Gesellschaft war schon immer kritisch, die Frage ist eher: Gab/gibt es zu dieser Kontinuität jemals repräsentative/überdauernde Ausnahmen?. Eine wichtige Unterscheidung, die man(n) sich vergegenwärtigen sollte (weil die Thematik nervig parteiisch aufgeladen ist, wie die Mehrheit der männlichen Stimmen hier im Thread zeigt): Es ist eine Sache, das Gebaren und die Protagonisten des gegenwärtigen Feminismus (oder von metoo) abzulehnen, eine weitere, seine Prämissen ernstzunehmen und festzustellen, wo diese schlicht zutreffend sind, und noch etwas anderes, zu fragen, welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind.
Um sich auf die zahlenmäßig vorherrschende männliche Heterosexualität, d.h. auf die kommerziell relevanteste und wahrscheinlich größte Gruppe der Konsumenten zu beschränken:

Natürlich werden Frauen entindividualisiert und durch Reduktion auf Körperlichkeit verobjektiviert. Sie sollen sich - nicht nur im Nacktbereich, sondern auch auf Portraits, schon lange vor offensichtlich erotischen oder pornographischen Aufnahmen - als ansprechend und begehrenswert inszenieren. Auf den entsprechenden Bildern geht es nicht um die Persönlichkeit der Models - tatsächlich um alles mögliche, aber darum nicht - sondern um die Verwertbarkeit des Bildes als fiktive Vorlage für Erwartungshaltungen und Phantasien des Zielpublikums. Der erwünschte Ausdruck moderner sexuell aufgeladener Fotografie ist direkte, angedeutete oder eine uneigentliche Verfügbarkeit, die sich aus männlicher Sicht als "verheimlicht" deuten lässt, sprich eine Hürde andeutet, die erst erobert/bezwungen werden muss. Zu diesem Ausdruck ist eine eingrenzbare bzw. fast schon katalogisierbare äußere Ästhetik in Blick und Körperhaltung entstanden, die nur scheinbar selbstbewusst, individualistisch oder stark daherkommt, tatsächlich aber das Verfügbarkeitsangebot auf einer anderen Dimension fortführt, Protobeispiel: Kommerzielle Fashionfotografie.

Im hautlastigeren Bereich schwafeln Fotografen bis heute davon, Nacktheit sei der geeignetere, ja sogar der ursprüngliche, 'eigentliche' Rahmen (come as you are) für den Ausdruck von Individualität, Authentibliblablubb schlechthin. Die Frage ist aber nicht, ob Nacktheit, Individualität und Selbstbewusstsein Widersprüche sind - sie sind es nicht - , sondern ob sich eine kreative Konzeptiopn von Nacktheit gegen ein übermächtiges Frauenbild, das täglich millionenfach reproduziert und aufgelegt wird, durchsetzen kann: Ob man daran glaubt, dass Bilder, auf denen primäre Geschlechtsorgane (oder tolle Ärsche, wunderbare Schultern, whatever) dargestellt werden, im Besonderen dazu geeignet sind, bei einer überwiegend männlich-heterosexuellen Zielgruppe die Persönlichkeit des Models hervorzuheben. Das ist entweder Gefühlssache oder eben der Prüfstein, an dem sich Schwachköpfe und Nachdenker unterscheiden. Aber nochmal: Die Andeutung von sexueller Verfügbarkeit geht weit über den Akt-/Pornobereich hinaus, sie wird genauso auf normalen Portraits, in der Werbung, Fashion und stock Fotograf usw. inszeniert und von vielen Fotografen erwartet (sie ist auch auf fast allen von mir eingestellten Bildern zu sehen). Man muss heute keinem zweideutigen Bild nachweisen, dass es NICHT unterschwellig mit sexueller Verfügbarkeit spielt, sondern sich als Fotograf fragen: Unter welchen Voraussetzungen verhindere ich auf meinen Bildern ein Deutungsmuster, das sich durch massenhafte mediale Reproduktion und Multiplikation so stark in die Köpfe der Menschen gebrannt hat, dass es schon aktiviert ist, bevor sie überhaupt ein Bild betrachten? Welchen Rahmen muss ich wählen, um eine Frau auf meinen Aufnahmen nicht primär als verfügbares Objekt anzupreisen?

An dieser Stelle schließt unmittelbar deine zweite Frage an - die, was geschieht, wenn das Bild erstmal "draußen" ist, denn ab diesem Zeitpunkt verliert der Fotograf endgültig die Deutungshoheit und damit die Kontrolle über sein Bild: Selbst wenn der Fotograf tatsächlich den Versuch unternimmt, eine sexuelle Aufladung seines Bildes kreativ zu verhindern, muss man realistisch darüber nachdenken, welche reelle Durchsetzungskraft dieser konzeptionelle Rahmen (wobei viele Fotografen Schwierigkeiten mit der Trennung von Intention und visueller Gestaltung haben) beim Rezipienten hat, wenn er dort auf ein ubiquitäres, über Dekaden aufgebautes, präreflexives Deutungsmuster trifft, das erschaffen wurde, um den männlichen Sexualtrieb anzusprechen und dessen Allgegenwart man sich nur entziehen kann, indem man zum Eremiten wird.

Die Antwort lautet: Keine. Anderslautende Behauptungen liegen im Selbstinteresse einer Community, die sich aus kommerziellen Gründen als kreativ vermarktet und nach außen den Selbstanspruch wahren muss, bis zu einem Mindestmaß Konventionenbrecher und Verwirklicher origineller Ideen zu sein. Aber Körperlichkeit, Nacktheit schlechthin lässt sich heute nicht außerhalb des sexuellen Kontexts stellen, nicht von einem einzelnen Fotografen oder einem ganzen Verband, nicht von einer ganzen Sendestation, nicht in einer Kampagne gegen HIV oder Bulimie - nicht in einer globalisierten Welt, die sich unausgesetzt medial sexuell auflädt. Ob man das versteht, hängt, glaube ich, stark von den eigenen introspektiven Fähigkeiten und davon ab, wie bereit man ist, sich selbst kritisch zu betrachten. Wenn dir in Werbung, Film und Printmedien, im Alltag, in der urbanen Öffentlichkeit, auf Werbetafeln am Straßenrand und abends auf dem Bildschirm im Wohnzimmer aufregende Frauen präsentiert werden, die sich primär durch gewisse Merkmale auszeichnen, wird der auf sexuelle Merkmale ausgerichtete Blick eine Standardeinrichtung der Wahrnehmung, die jede Heuristik ersetzt bzw. dominiert, technischer ausgedrückt: Findet ein unausgesetztes Priming statt.

Die teilweise oder gänzliche Nacktheit einer attraktiven Frau auf einem Photo ist nicht nur nicht der geeignete Rahmen, um diese in einen Zusammenhang mit der Persönlichkeit des Models zu stellen, sie ist das schiere Gegenteil - die Ent-Kontextualisierung anderer Bildinhalte. (Nirgendwo wird das so deutlich wie in pornographischen Produktionen, die selbst die ihr zugrundeliegende Industrie zum Schluss haben kommen lassen, dass Pornos mit ernstzunehmenden Handlungen überflüssig sind.) Wenn das Bild sexuell aufgeladen ist, ist diese Wahrnehmungsdimension nicht nur die saliente, sie wird für die große Mehrheit der Rezipienten zur einzigen. Das schließt nicht aus, dass die Rezipienten auch andere Bildmerkmale bewusst erleben, es drängt diese nur weit in den Hintergrund, sie werden nachrangig oder irrelevant.
DAS ist die Selbstkritik, die sich ein Fotograf, der nackte Frauen ablichtet und für den "Kreativität" mehr ist als Aushängeschild und hohle Phrase, in meinen Augen klarmachen muss: Ob du dein Häschen auf einer Wiese, im Studio, in der Kirchenruine, dem Fabrikgebäude oder in einer Suite, am Strand, im beliebten Sonnenblumenfeld oder auf einer Harley ablichtest, gleichgültig, mit welchen Fetzchen du sie behängst - du kannst, du solltest dir dein ganzes kreativ-ambitioniertes Getue womöglich zusammenrollen und wo hinstecken. Was du hier aufwäschst, haben andere vor dir millionenfach imitiert, plagiiert und kopiert und dadurch einen Rahmen gesetzt, innerhalb dessen dein Bild klare Akzente erhält, ob du diese setzt oder nicht. Entscheidend in letzter Konsequenz ist einzig, ob dein Häschen gut bestellt ist. Und vielleicht solltest du dir darüber Gedanken machen, ob du hier tatsächlich kreativ tätig bist oder tatsächlich nur unbewusst etwas reproduzierst; und ob dein Konzept, deine Vision, die erwünschte Wirkung beim Zuschauer, ganz egal, wie du das Kindlein nennst, nicht einfach nur identisch mit deinem eigenen Voyeurismus ist, den du in Wahrheit bedienst.

Denn der Einfluss dieses Deutungsmusters setzt ja nicht mit der Fertigstellung des Bildes ein - dann, wenn das Bild erstmal "draußen" ist. Lange, bevor jemand als Fotograf zum Produzent von Bildern wird, wird er als Konsument von Bildern bereits davon affiziert und geprägt. Schon die Annahme, dass die Mehrheit der Fotografen sich das bewusst macht und das Vorhaben entwickelt und umsetzt, diese Prägung kreativ zu umgehen, ist an Naivität kaum zu überbieten (mehr noch, dass Mehrheiten von Fotografen die dafür notwendige Kreativität besitzen). Das ist mit ein Grund dafür, warum ich das Vorhaben, mich in Aktfotografie einzuarbeiten, nach zwei Versuchen aufgegeben habe: Der Ausdruck, den man im Bild erzeugen/hervorheben möchte, wird sofort absorbiert von einer übermächtigen, ihm vorauseilenden, hundertausendfach reproduzierten "Lesart", mein Bild wird von einer dominanten Deutung regelrecht "gekapert" oder "owned", wie man so schön im Englischen sagt.

Vor der Frage, wie man die sexuelle Aufladung eines Bildes ausklammert, steht eben die Frage, ob man das überhaupt will und welchen Anspruch man dabei an sich selbst erhebt.
#679Report
6 years ago
@aspan: einer der besten Texte des ganzen Threads....ernsthaft, ich konnte es nie so gut formulieren, wie du es getan hast- Respekt.
#680Report

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